Politik

"Hat Dinge schlechter gemacht" – Nehammer abgewatscht

Polit-Analyst Paul Lendvai lässt kein gutes Haar an Sebastian Kurz und Karl Nehammer. In einem Interview watscht er den Bundeskanzler hart ab.

Roman Palman
Karl Nehammer (ÖVP) beim Sommergespräch des ORF im Parlament am 1. September 2023.
Karl Nehammer (ÖVP) beim Sommergespräch des ORF im Parlament am 1. September 2023.
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

"Vielgeprüftes Österreich" – so lautet der Titel des aktuellen Buchs von Paul Lendvai (94). Das Urgestein der heimischen Politkommentatoren beklagt darin ein "betrübliches Sittenbild" durch die öffentlich gewordene Chat-Affäre rund um den doppelten Alt-Kanzler Sebastian Kurz.

In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der "Kleinen Zeitung" zeigte er sich trotz Betonung der Unschuldsvermutung "glücklich" darüber, dass dem ehemaligen ÖVP-Chef im Oktober der Prozess gemacht wird: "Die Chats haben alles gezeigt – Kurz war kein Glück, sondern eher ein Unglück für dieses Land. Ob er darüber hinaus etwas angestellt hat, muss ein unabhängiges Gericht klären." 

Ein Vergleich mit Alfred Sinowatz, der als früherer SPÖ-Bundeskanzler (1983-86) ebenfalls geklagt worden war, sei "nicht angebracht", stellt Lendvai klar: "Sinowatz war ein durch und durch anständiger Mann, er und Kurz – das sind zwei Welten."

Publizist und Osteuropa-Experte Paul Lendvai anlässlich der Verleihung des "Concordia"-Ehrenpreises für sein Lebenswerk am 26. April 2022.
Publizist und Osteuropa-Experte Paul Lendvai anlässlich der Verleihung des "Concordia"-Ehrenpreises für sein Lebenswerk am 26. April 2022.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Verbal-Watsche für Nehammer

Karl Nehammer hat nach dem Abgang des türkisen Strahlemanns nicht nur die Volkspartei sondern auch das Kanzleramt übernommen. In Lendvais Augen keine Wende zum Positiven: "Er hat die Dinge nicht besser, sondern schlechter gemacht", watscht die Journalistenlegende den Bundeskanzler und dessen politische Kultur hart ab.

Nehammer vertrete – obwohl er Leopold Figl, den 1. Kanzler nach dem Zweiten Weltkrieg, als persönliches Vorbild nennt – nicht jene Linie, die die Volkspartei groß gemacht hätten.

"Es gilt der Spruch: Die Leute gehen zum Schmid und nicht zum Schmidl. Alles, was die ÖVP in diesem Bereich macht, ist eine Nachahmung von Kickl", donnert Lendvai. Der FP-Chef sei der "begabtere Sprücheklopfer": "Die aktuelle Führung der ÖVP kopiert ihn. Das ist die Wahrheit, die Wahrheit ist bitter, aber so ist es."

Doch wie sollte Nehammer es anders machen? Guter Rat muss jedenfalls nicht teuer sein, Lendvai liefert ihn in seinem Interview umsonst: "Ich würde an seiner Stelle mehr mit den ÖVP-Obmännern in der Steiermark und Tirol sprechen. Sie sind eher für eine große Koalition, jedenfalls nicht für die Wiederholung eines Experiments, das Österreichs Ansehen international massiv geschadet hat", sagt er mit Spitze Richtung Türkis-Blau.

Sind wir "Putins nützliche Idioten"?

Dazu gehöre laut dem Osteuropa-Experten auch der Kontakt zu Russland: "'Putins nützliche Idioten' wurden wir im 'Economist' genannt. Österreich ist ein kleines, neutrales Land. Nicht nur die Verteidigung ist wichtig, sondern auch sein Ruf", mahnt Lendvai.

Unsere Alpenrepublik sei jedenfalls in einer schwierigen Position – das auch, weil Sebastian Kurz in seiner Amtszeit das Land mit verpflichtenden Erdgas-Abnahmeverträgen bis ins Jahr 2040 (!) verfrüht und ungewöhnlich lange an Russland gekettet hat. Siehe dazu auch:

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    Unter den Augen von Sebastian Kurz und Wladimir Putin wurde im Sommer 2018 das Gas-Schicksal Österreichs bis 2040 besiegelt.
    Unter den Augen von Sebastian Kurz und Wladimir Putin wurde im Sommer 2018 das Gas-Schicksal Österreichs bis 2040 besiegelt.
    Russianlook / Action Press / picturedesk.com
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      <strong>18.12.2024: Schild vor Restaurant löst hitzige Debatte aus.</strong> Ein Restaurant an der Nordsee ruft Gäste auf, doch bitte nett zu der Bedienung zu sein. <a data-li-document-ref="120078967" href="https://www.heute.at/s/schild-vor-restaurant-loest-hitzige-debatte-aus-120078967">Auf Facebook wird das Schild dazu hitzig diskutiert &gt;&gt;&gt;</a>
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      Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View