Die Signa-Gläubigerliste

Handys, Heizung, Hotels: Was Benko nicht mehr zahlte

Im Insolvenzantrag der Signa sind 273 Gläubiger gelistet. "Heute" hat die Details, wem der Immo-Jongleur Geld schuldet.

Angela Sellner
Handys, Heizung, Hotels: Was Benko nicht mehr zahlte
René Benko musste Insolvenz anmelden – im Hintergrund der "Elbtower" in Hamburg, ein Prestigeprojekt der Signa. Die Baustelle steht still.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Mit einem Schuldenberg von fünf Milliarden Euro hat René Benko mit seiner Signa Holding die größte Pleite in der Geschichte Österreichs hingelegt. Den Gläubigern bietet das Unternehmen eine Quote von 30 Prozent an, zahlbar binnen zwei Jahren. Was bedeutet, dass sie auf 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten müssten. 

In konkreten Zahlen: Von den fünf Milliarden Euro an Verbindlichkeiten will Benko 1,5 Milliarden begleichen. Der Rest der Schulden würde ihm danach erlassen. Das ist gesetzlich so vorgesehen im Rahmen eines sogenannten Sanierungsverfahrens. Voraussetzung ist, dass die Gläubiger dem Sanierungsplan und damit der 30-Prozent-Quote zustimmen.

Wem schuldet nun die insolvente Signa Holding so viele Milliarden? Auf der Gläubigerliste, die "Heute" vorliegt, stehen 273 Firmen und Personen, die offene Forderungen gegenüber Benko beziehungsweise seinem Unternehmen haben. 

Auf der langen Liste der Benko-Gläubiger finden sich unter anderem Banken, nationale und internationale Firmen, Dienstleister, Hotels, Rechtsanwälte, Privatpersonen. 

Handy- bis Energiefirmen und Rechtsanwälte

Zu den Firmen, denen Benko Geld schuldet, gehören beispielsweise A1 Telekom und T-Mobile Austria, Amazon, BMW Austria Leasing, Nespresso, die ÖBB, die Österreichische Post, Siemens, Wien Energie, Wiener Linien, Wiener Netze, der Aktenvernichter Reisswolf.

Auch etliche Hotels haben laut der Liste offene Rechnungen mit der Signa, darunter die Nobelherberge "Bayerischer Hof" in München. Weiters steht die Signa Holding bei Leihwagenfirmen, Garagenbetreibern oder auch den ÖBB in der Kreide. 

Außerdem findet sich eine illustre Schar prominenter heimischer Rechtsanwälte auf der dem Signa-Insolvenzantrag beiliegenden Gläubigerliste. Schulden hat das Unternehmen auch bei der Wirtschaftskammer Tirol und dem Finanzamt Innsbruck.

All das lässt vermuten, dass Benkos Unternehmen in der letzten Zeit wohl die Rechnungen für den laufenden Betrieb nicht mehr bezahlt hat: für Handys, Autos, Strom, Dienstreisen etc.

Benkos Privatstiftung will auch Geld

Eine beträchtliche Anzahl der gelisteten Gläubiger hängt mit Benko persönlich beziehungsweise der Signa-Gruppe zusammen. Demnach schuldet die insolvente Signa Holding auch Benkos Familien-Privatstiftung Geld. Sechzehn Positionen auf der Gläubigerliste betreffen Signa-Firmen wie die Signa Prime Selection oder die Signa Retail. Offene Forderungen gibt es laut der Liste auch von Benkos Kaufhaus Tyrol, seiner deutschen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.

kika/Leiner wartet auf 15 Millionen

Auch die österreichische Möbelkette kikaLeiner, die Benko im Sommer verkauft hatte, hat noch eine offene Forderungen gegenüber ihrem Ex-Eigentümer. Im Zuge des Sanierungsverfahrens von kikaLeiner war im Rahmen eines Vergleichs vereinbart worden, dass Ex-Eigentümerin Signa 20 Millionen Euro einzahlt (in vier Raten), um alle Ansprüche aus der Welt zu schaffen. Die erste Rate in Höhe von 5 Millionen Euro wurde im September überwiesen. Die nächste wäre im Dezember fällig geworden. 15 Millionen hat kikaLeiner bei der Signa also noch offen und wird diese jetzt als Forderung anmelden müssen. 

Gusenbauers Millionen-Honorare

Einige prominente Persönlichkeiten finden sich ebenfalls auf der Liste. Altkanzler und Signa-Beirat Alfred Gusenbauer (SPÖ), dessen Millionenhonorare von der Signa zuletzt die Wogen hochgehen ließen, ist gleich zweimal vertreten: als Person und mit seiner Firma, der Gusenbauer Projektentwicklung & Beteiligung GmbH. Da dürften wohl nicht alle in Rechnung gestellten fetten Beträge überwiesen worden sein.

Auch PR-Guru Wolfgang Rosam war für die Signa tätig – seine Agentur findet sich auf der Gläubigerliste. Enorme Schulden hat die Benko-Unternehmensgruppe auch bei Banken, kolportiert werden 2,2 Milliarden Euro allein bei heimischen Geldinstituten, allen voran Raiffeisen und Bank Austria. Auf die Signa Dachgesellschaft, also der Holding, die jetzt Insolvenz angemeldet hat, entfällt davon dem Vernehmen nach aber nur ein geringer Teil.

Zeitplan

Anmelden müssen die Gläubiger ihre Forderungen gegenüber der Signa Holding bis 15. Jänner 2024. Das können auch solche tun, die nicht auf der Liste stehen, aber Ansprüche gegenüber dem insolventen Unternehmen haben. Entschieden wird über die Rechtmäßigkeit de Forderungen bei der Prüfungstagsatzung am 29. Jänner 2024. Am 12. Februar stimmen die Gläubiger dann über Annahme und Ablehnung des von der Signa vorgelegten Sanierungsplans inklusive der 30-Prozent-Quote ab.

In Bildern: Benkos Milliarden-Immobilienreich

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    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
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    Reuters
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