Politik

Häupl "nicht fröhlich, dass die Wirtshäuser zu sind"

Die Politik vergisst auf die "normalen Menschen", findet Michael Häupl. Da sei es auch verständlich, wenn sie auf die Straße gehen und demonstrieren.

Leo Stempfl
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Wiens Bürgermeister Michael Häupl: die besten Bilder zum Finale
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(Bild: kein Anbieter/Helmut Graf)

Bei den Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise wird auf die normalen Menschen vergessen. Das findet zumindest die Führung der Volkshilfe Wien, bestehend aus Präsident Michael Häupl, ehemals Wiener Bürgermeister, und Geschäftsführerin Tanja Wehsley. Ersterer fragt im "News"-Interview auch nach den Goldbarren der FPÖ. Aber von Anfang an...

"Mich persönlich stimmt es auch nicht fröhlich, dass die Wirtshäuser zu sind, (...)."

Denn auf eine entscheidende Gruppe wird bei den Maßnahmen und Hilfen der Regierung vergessen. Für die ganz normalen Menschen wurde im Sozialbereich weder etwas versprochen, noch etwas gemacht, findet Alt-Bürgermeister Michael Häupl. Viele Kleinunternehmer hätten noch immer keine Zahlungen erhalten, auch von den 55 Prozent Arbeitslosengeld könne man ohne Ersparnisse kaum leben.

"Mich persönlich stimmt es auch nicht fröhlich, dass die Wirtshäuser zu sind", so Häupl, "auch wenn ich damit leben kann". Doch andere Menschen wissen überhaupt nicht, wie sie in der nächsten Woche ihren Kindern Essen auf den Tisch stellen sollen.

Verständnis für Corona-Demos

Bei denen habe Häupl auch Verständnis, wenn sie sich gegen die Maßnahmen auflehnen. Denn diese seien völlig chaotisch und nur schwer nachvollziehbar. "Ich verstehe, dass diese Leute auf die Straße gehen und sagen: 'So kann ich nicht weiterleben'."

Dennoch ist es wichtig, sich umzuschauen, neben wem man auf solchen Demos so marschiert. Denn Rechtsextreme und verurteilte Neonazis haben bisher kaum eine Corona-Demo ausgelassen und versuchen stetig, diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Die Vergangenheit habe bereits gezeigt, dass "Armut der Nährboden für diktatorische Grundgesinnungen" ist.

Wo sind Goldbarren der FPÖ?

Lobende Worte hat Michael Häupl für die nunmehrige SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Denn ihre Seriosität als Medizinerin bringt ein gutes Ergebnis. Die aktuell schwachen Umfragewerte der FPÖ können sich allerdings rasch ändern. "Den Leuten, die heute vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, ist das Ibiza-Video wurscht."

Insbesondere in der aktuellen Diskussion um die Spenden im Umfeld der ÖVP müsse man fragen: "Wo sind denn die Goldbarren der FPÖ her?"

Eine klare Meinung hat Häupl auch zu den Abschiebungen der in Österreich geborenen Kinder aus Wien, für deren Bleiberecht er vor dem Innenministerium demonstrierte. Das Kinder in Ausbildung abgeschoben werden, gehe einfach nicht. Zu der Frage um die Aufnahme von Familien aus Griechenland und die Ansichten des Innenministers sagt er: "Diesem seelenlosen Zynismus kann ich nicht folgen".