Politik
Große Armut – Regierung feiert, besichtigt Supermarkt
550.000 Österreichern fehlt das Geld für eine warme Mahlzeit am Tag. Und Türkis-Grün? Macht Supermarkt-Clips und lichtet sich beim Feiern ab ...
Österreich? Immer mehr Menschen im Land sind Österrarm. Das zeigt eine von Sozialministerium und EU finanzierte Studie mit dem Titel "Wie geht's uns heute". Die enorme Teuerung frisst sich immer weiter in den Mittelstand hinein, die Preise in den Supermärkten sind im Vergleich zum Vorjahr um fast 15 Prozent angestiegen! "Es ist nicht mehr hinzunehmen, dass wir 10 bis 20 Prozent mehr für die gleichen Produkte bezahlen als in Deutschland“, sagt Vizekanzler Kogler – und vergisst offenbar, dass er mit seiner grünen Partei Teil der Bundesregierung ist.
"Ich schaue mir die Preise an"
Sein Partei-Kollege, der Sozialminister, entdeckte am Wochenende Supermärkte für sich und ließ sich mit der Kamera bei der Exkursion begleiten. Im weißen Freizeit-Shirt und mit Sonnenbrille auf der Stirn wagte sich Johannes Rauch höchstselbst zum Einkauf in ein Geschäftslokal vor. "Ich bin ja ein Minister, der tatsächlich selbst einkaufen geht. Das ist kein Schmäh und auch kein Fake", warb er eingangs um Glaubwürdigkeit beim Füllen seines Wagerls und teilte den Clip auf TikTok.
Nachsatz: "Ich gehe jetzt einkaufen und schaue mir die Preise an", so der Politiker (Monatsgage: 18.000 Euro). Ob sich die Preise vom Besuch des Ministers beeindrucken ließen, ist nicht überliefert. Überliefert ist dafür der Kassasturz von Johannes Rauch: "Butter, Brot, Öl ... ein kleiner Einkauf von sieben Grundnahrungsmitteln kostet bei uns in Österreich mittlerweile über 20 Euro. In Deutschland sind es circa 16 Euro." Sein Fazit: "Das geht sich für viele nicht mehr aus."
„Minister Rauch: "Einkaufen darf kein Luxus werden."“
Zusammen mit Vizekanzler Werner Kogler und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig diskutiert Rauch am Montag bei einem Gipfel mit Vertretern des Lebensmittelhandels und weiteren Experten. "Wir suchen gemeinsam nach Lösungen. Denn Einkaufen darf kein Luxus werden", betont Rauch.
Trachtenfest gibt Nehammer "Halt und Sicherheit"
Noch weniger Gespür für die Sorgen der Menschen im Land beweist einmal mehr Kanzler Karl Nehammer. Der besuchte mit den Staatssekretären Plakolm und Tursky das Gauderfest im Zillertal, nahm einen Bieranstich vor und stellte seine Fotosammlung am Sonntag auf Instagram. "Traditionen und Brauchtum sind Teil unserer österreichischen Identität und geben uns Halt und Sicherheit", teilte er der Bevölkerung, der oft das Geld für das Notwendigste fehlt, mit.
Geschätzte Herrn Nehammer, Kogler, Rauch & Co.: Falls Sie keine Zeit hatten, die 65-seitige Studie durchzuackern, wir haben die nackten Zahlen für Sie. So bedrückend ist die Lage für die Menschen im Land:
➤ 2,25 Millionen Menschen haben in den vergangenen zwölf Monaten Einkommensverluste hinnehmen müssen. Hauptgrund: die Teuerung, die hierzulande über dem EU-Schnitt liegt.
➤ 1,9 Millionen können es sich nicht leisten, unerwartete Ausgaben in Höhe von 1.300 € zu begleichen.
➤ 1,5 Millionen können die massiv gestiegenen Wohn- und Energiekosten kaum noch finanzieren.
➤ 1 Million kann die laufenden Haushaltskosten nur mit großen Schwierigkeiten decken.
➤ 650.000 Menschen von 16 bis 69 Jahren müssen mit unter 1.000 € netto im Monat auskommen.
➤ 548.000 fehlt das Geld für eine warme Mahlzeit am Tag.
➤ 500.000 sind mit Betriebs- und Mietkosten im Rückstand.
Sollte sich für die Spitzen der Regierung kein Besuch im Supermarkt ausgehen: Herr Kanzler, Herr Vize – wir haben den "Heute"-Teuerungsrechner für Sie. Mit diesen enormen Preisen sind die Österreicher im Supermarkt konfrontiert!