Jagd-Skandal um SP-Mann
"Glaub mich tritt Hirsch" – Weiter Wirbel um Dornauer
Aus der Schusslinie ist SP-Dornauer nach seinem Teilrückzug nicht: Misstrauensantrag im Landtag, Neuwahl-Forderung, Justiz prüft Ermittlungen.
Die Jagdsaison in der Tiroler SPÖ ist noch nicht vorbei. Protagonist Georg Dornauer hat zwar nach massivem Druck am Mittwochvormittag angekündigt, seine Ämter als Landesparteichef und Landeshauptmannstellvertreter zurückzulegen – "Ich trete nicht zurück, sondern zur Seite", sagte er.
Sein Direktmandat im Tiroler Landtag werde er behalten, so Dornauer mit Verweis auf seine 10.000 Vorzugsstimmen.
Seit Anfang der Woche war der Tiroler Landesvize massiv unter Druck gestanden, nachdem ein brisantes Jagdfoto öffentlich wurde, das Dornauer unter anderem mit Milliardenpleitier René Benko vor einem erlegten Hirsch zeigt.
Doppelter Zündstoff
Das Foto birgt doppelten Zündstoff: Zum einen ist gegen Dornauer ein Waffenverbot aufrecht, zum anderen macht die Teilnahme an einer Benko-Jagdgesellschaft aktuell wohl keinen schlanken Fuß für einen Politiker.
Bilder: Georg Dornauer erklärt Rücktritt als Landesvize
Im Rahmen seiner "Persönlichen Erklärung" am Mittwoch hielt Dornauer "bei aller schiefen Optik und nachvollziehbarem Unverständnis" fest, er habe kein Gesetz gebrochen, nur einen Freund auf einen Jagdausflug begleitet. Und ja, Benko sei auch dabeigewesen, das heiße aber nicht, dass er dessen Aktivitäten goutiere.
"Ich glaub mich tritt ein Hirsch"
Deshalb sehe er keinen Rücktrittsgrund, akzeptiere aber, dass viele in der SPÖ das momentan anders sehen und trete eben deshalb "zur Seite".
Aus der Schusslinie ist Dornauer damit freilich nicht. Dass er seine Amtsübergabe in Partei und Landesregierung (an den Tiroler ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth) erst am 18. Dezember vollziehen will, ärgert die Opposition. Tenor: Dornauer solle sofort gehen. "Wenn jemand am 18. Dezember rücktrittsreif ist, ist er es heute auch", so FPÖ-Chef Markus Abwerzger. Er fordert sofortige Neuwahlen.
Tirols Grünen-Chef Gebi Mair nannte Dornauers erst für Dezember angekündigten Teil-Rücktritt eim "unwürdiges Schauspiel". "Ich glaub, mich tritt ein Hirsch", schrieb er auf X.
"Dornauer soll gleich gehen – und ganz"
Mair brachte am Mittwochnachmittag im Namen der gesamten Opposition im Landtag einen Misstrauensantrag gegen Dornauer ein. Am Donnerstagabend wird darüber abgestimmt.
Die Abstimmung wird spannend – denn auch im roten Klub brodelt es weiter kräftig. Die Genossinnen und Genossen sind irritiert über Dornauers Schritt zur Seite – man hätte mit seinem völligen Rückzug gerechnet.
Staatsanwaltschaft prüft
Zudem schwebt über Dornauer ein mögliches Verfahren wegen Wilderei. Seine Waffenerlaubnis und seinen Jagdschein hat er aktuell nicht, also dürfte er nicht jagen – sprich schießen. Den Hirschen bei der Pirsch mit Benko will er nicht selbst erlegt haben. Eidesstattliche Erklärungen eines Jagdgefährten sowie des Jagdrevierleiters – der verhängnisvolle Abschuss fand im steirischen Revier Stüblergut, das einer Privatstiftung aus dem Umfeld von René Benko gehört statt – bestätigen das.
Die Staatsanwaltschaft prüft, ob Ermittlungen einzuleiten sind. Zuständig wäre eigentlich die Behörde in Graz. Wie die "Krone" berichtet, wandert die Causa aber doch nach Tirol, zur Staatsanwaltschaft Innsbruck...
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Auf den Punkt gebracht
- Georg Dornauer, der nach massivem Druck seine Ämter als Landesparteichef und Landeshauptmannstellvertreter der Tiroler SPÖ niedergelegt, bleibt weiterhin im Fokus der Kritik
- Nach seinem Tritt "zur Seite" und der Ankündigung, sein Direktmandat im Tiroler Landtag zu behalten, steht er wegen eines brisanten Jagdfotos und eines möglichen Verfahrens wegen Wilderei unter Beschuss, während die Opposition sofortige Neuwahlen und seinen vollständigen Rücktritt fordert