In den Fängen von Terroristen

Austro-Geisel: "Wir beten, dass er lebend zurückkehrt"

Hamas-Terroristen haben am Sonntag drei israelische Geiseln freigelassen. Auch der österreichische Gefangene soll schon bald übergeben werden.

Michael Pollak
Austro-Geisel: "Wir beten, dass er lebend zurückkehrt"
Emily Damari (l.) kam Sonntag frei, der Österreicher Tal Shoham (r.) wird von Hamas-Terroristen noch gefangen gehalten.
AFP / picturedesk.com, Reuters

Für die meisten Geiseln ist die grausame Gefangenschaft noch lange nicht vorbei. Emily Damari (28) ist eine von drei, die am Sonntag von Hamas-Terroristen freigelassen wurden. Die Bilder gingen um die Welt.

Knapp 500 Tage lang war Damari Gefangene der Terroristen, dabei verlor die junge Frau (28) zwei Finger ihrer linken Hand. Jetzt sagt sie, "ich bin die glücklichste auf der Welt – einfach, dass ich da bin!"

Für die drei Geiseln wurden 90 Gefangene freigelassen

Damari ist eines der Opfer der grausamen Terror-Attacke auf Israel, die am 7. Oktober 2023 stattfand. Hamas-Schlächter drangen über die Grenze nach Israel, töteten bestialisch mehr als 1.200 Menschen, nahmen etwa 250 als Geiseln.

Im Austausch für die Freilassung der drei Frauen musste Israel 90 Palästinenser freilassen (30-mal mehr!), viele von ihnen sind Terroristen. Noch hält die Terrororganisation weitere 94 Menschen fest. Wie viele davon auch wirklich am Leben sind, ist unbekannt.

"Heute" hat mit David Roet, dem israelischen Botschafter in Österreich, gesprochen, er kommt gerade von einer Israel-Reise zurück: "Wir sind so erleichtert und freuen uns außerordentlich, dass die drei jungen Frauen nach 470 Tagen und nach allem, was sie durchgemacht haben, wieder in Israel sind. Wir fühlen uns, als ob ein Familienmitglied befreit worden wäre. Aber wir wissen, dass nicht alle auf diese Weise zurückkommen und fürchten es." Was David Roet damit meint: Es gibt absolut keine Informationen, wie es den verbliebenen Geiseln geht, ob sie überhaupt am Leben sind.

Der Diplomat beschreibt die gemischten Gefühle im Land Israel: "Da wir es mit blutrünstigen Terroristen zu tun haben, spaltet der Geiseldeal das Land. Die einen sagen, dass alles getan werden muss, um die Entführten zurückzubekommen. Andere wollen alle Geiseln zurück, wollen sich aber nicht von Terroristen erpressen lassen. Das ganze Land ist sich einig: Dieser Deal ist grausam und ungerecht. Niemand ist glücklich darüber, dass so viele Terroristen freigelassen werden müssen, aber die Mehrheit ist sich einig, dass es um die Geiseln und um unser aller willen getan werden muss."

"Es zeigt die Barbarei, mit der wir zurechtkommen müssen"

Die Bilder, die bei der Freilassung um die Welt gingen, brannten sich auch bei dem Top-Diplomaten ins Gehirn: "Am Sonntag haben wir wieder gesehen, wie blutrünstig diese Hamas-Terrorgruppe ist. Die Geiseln waren 15 Monate lang in dunklen Tunneln eingesperrt, in denen sie außer ihren Peinigern niemanden sahen. Und am Tag ihrer Freilassung werden sie zunächst auf einen Platz geschleppt, wo Tausende von maskierten, wütenden jungen Männern mit Waffen in der Hand stehen. Das zeigt, mit welcher Barbarei wir es zu tun haben."

Israels Botschafter in Wien David Roet: "Wie geht es den zwei Babys, die schon 15 Monate in den Händen der Terroristen sind? Warum sagen sie uns das nicht?"
Israels Botschafter in Wien David Roet: "Wie geht es den zwei Babys, die schon 15 Monate in den Händen der Terroristen sind? Warum sagen sie uns das nicht?"
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

In den kommenden Wochen geht es um die Freilassung von weiteren 30 israelischen Geiseln: "Wir haben keine Informationen über die übrigen Geiseln. Wie geht es den beiden Babys, die seit 15 Monaten in der Hand der Terroristen sind? Warum sagt man uns das nicht? Das zeigt, wie grausam diese Terrorgruppe Hamas ist."

"Innerhalb der nächsten sechs Wochen frei"

Auf der Liste steht auch der Name Tal Shoham. Der 39-Jährige ist Doppelstaatsbürger, er ist auch Österreicher: "Wir wissen nichts Konkretes, aber wir haben Hoffnung. Wenn alles glatt läuft und der Plan eingehalten wird, wird er innerhalb der nächsten sechs Wochen freigelassen."

Nachsatz des Botschafters: "Wir beten, dass er lebend zurückkehrt."

Es herrscht große Ungewissheit, wie es den Geiseln geht. Nicht einmal über die, die auf der Liste stehen, gibt es Informationen: "Sobald ein Name auf der Liste steht, gibt es absolut keinen Grund, warum die Hamas uns nicht sagt, ob diese Menschen noch am Leben sind. Das ist einfach grausam. Solange die Kinder, Frauen und Männer nicht lebend in Israel ankommen, können wir uns nicht freuen."

"Pakt mit dem Teufel"

Den Deal, der eine Waffenruhe und eben den Austausch Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser beinhaltet, nannte der israelische Botschafter in Deutschland "Pakt mit dem Teufel". David Roet sieht es auch so: ""Er hat recht. Wir verhandeln mit Menschen, die vergewaltigt haben, die Babys ermordet haben und die sich jetzt als Helden darstellen wollen. In Wahrheit sind sie für alle der Teufel. Selbst ihrem eigenen Volk haben sie viel Leid zugefügt."

Wird der Deal halten: "Ich kann nur hoffen. Es ist ein Deal mit Terroristen. Wir jedenfalls halten uns an die Abmachung." Am Samstag sollen die nächsten vier Geiseln freigelassen werden – wenn sich die Terroristen an die Abmachung halten.

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    • Hamas-Terroristen haben drei israelische Geiseln freigelassen, darunter Emily Damari, die nach knapp 500 Tagen Gefangenschaft und dem Verlust zweier Finger ihrer linken Hand nun als "die glücklichste auf der Welt" bezeichnet wird.
    • Der israelische Botschafter in Österreich, David Roet, betont die Unfairness des Deals, bei dem Israel 90 palästinensische Gefangene im Austausch für drei Geiseln freilassen musste, und hofft auf die baldige Freilassung weiterer Geiseln, darunter der österreichische Doppelstaatsbürger Tal Shoham.
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