Unvorstellbare Qualen
Austro-Geisel vor 450 Tagen von Terroristen gefangen
Warten auf ein Wunder, ein Weihnachtswunder, ist sich nicht ausgegangen. Mehr als 100 Menschen halten Hamas-Terroristen noch immer als Geisel fest.
Wir erleben gerade die besinnlichste Zeit des Jahres, verbringen sie mit der Familie und mit engen Freunden. Völlig konträr dazu: Der Österreicher Tal Shoham (39) wird in einem dunklen Versteck in Gaza von Hamas-Terroristen gefangen gehalten. Es sind kommenden Montag 450 Tage, an denen er – wahrscheinlich in einem Tunnel unter der Erde – enormen Qualen ausgesetzt ist.
101 Menschen sind seit dem Anschlag auf Israel am 7. Oktober 2023 in den Fängen der Hamas-Terroristen. Damals töteten Hamas-Schergen mehr als 1.200 Israelis, 250 verschleppten sie als Geiseln nach Gaza, es gab massenhaft Vergewaltigungen von Frauen, Kindern und auch Männern durch die Terroristen.
"Vor allem in dieser Jahreszeit dürfen wir hoffen und träumen"
Jetzt keimt ein wenig Hoffnung auf. Die Verhandlungen um einen Waffenstillstand und eine mögliche Geiselbefreiung sind laut Experten weit gediehen.
BILDER: Hamas-Horror auf Musikfest in Israel (7. Oktober 2023)
"Heute" sprach mit David Roet, dem israelischen Botschafter in Wien: "Ich bin optimistisch, es kommt Bewegung in die Verhandlungen", sagt er. "Es gibt neue Hoffnung auf einen Waffenstillstand. Vor allem in dieser Jahreszeit dürfen wir hoffen und träumen."
Heuer fallen zwei große Feiertage in dieselbe Woche. Christen feiern Weihnachten, Juden begehen das Chanukka-Fest (seit Mittwoch), bei dem es um ein Wunder geht. "Wir hoffen auf ein Wunder, in Bezug auf die Geiseln", sagt Botschafter Roet, "aber es ist entscheidend, dass wir realistisch bleiben. Sonst wachen wir wieder mit diesem andauernden Albtraum auf."
Deal zum Start des Jahres?
"Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es einen Geisel-Deal noch vor Neujahr geben wird", bremst David Roet. Die aktuellen Nachrichten aus dem Nahen Osten scheinen das zu bestätigen. Laut ägyptischen Sicherheitskreisen sei man derzeit in einer "finalen Phase" der Verhandlungen. Insider meinen, es könnte in den ersten Tagen des neuen Jahres einen Deal geben.
Auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu meinte jetzt, es gebe "Fortschritte" bei den Geheim-Verhandlungen in Doha.
Noch sind die Details nicht bekannt, man spricht aber von 60 Tagen Waffenruhe und einer schrittweisen Freilassung von Geiseln. "Ich will nicht die Feiertagslaune verderben, das wird wohl nur ein erster Schritt", sagt Roet zu "Heute". Und weiter: "Wir haben diesen Krieg nicht gewollt - er hätte schon lange beendet werden können, wenn die Hamas alle Geiseln früher freigelassen hätte."
Kurz denkt der Botschafter nach, dann folgt dieser pessimistische Zusatz: "Solange die Hamas den Gazastreifen kontrolliert, kann kein Waffenstillstand halten - es kann einen Monat, ein Jahr oder ein Jahrzehnt dauern, aber letztendlich handeln Terroristen wie Terroristen und sie werden versuchen, einen weiteren 7. Oktober zu verüben."
"Sie werden zum zweiten Mal die Feiertage ohne ihren Vater begehen"
Wir fragen, ob der Botschafter irgendeine Information zur österreichischen Geisel Tal Shoham hat. "Leider nein", sagt er, "seine Familie, seine Frau und Kinder waren bei mir zu Hause eingeladen, ich spielte mit seinen Kindern." Sie werden wohl zum zweiten Mal die Feiertage ohne ihren Vater begehen müssen. Der Botschafter lässt dennoch die Hoffnung nicht sterben, "Österreich hat mit Peter Launsky-Tieffenthal einen Sonderberater für die Befreiung ernannt, der wirklich hart an dieser Aufgabe arbeitet."
Besuch von Familie Shoham im Stift Klosterneuburg
Wie jeder Israeli, hat auch Botschafter David Roet eine sehr persönliche Connection zum Terrorangriff am 7. Oktober – es war der schlimmste Angriff auf Juden seit dem Holocaust: "Yaron Shai war ein wundervoller junger Mann, ich kannte ihn seit seiner Geburt. Er ist der Sohn von einem meiner besten Freunde, er gehörte zur Familie. Am 7. Oktober starb er den Tod eines Helden: Als die Hamas-Terroristen angriffen, verteidigte er Frauen, Kinder und Männer im Kibbutz Kerem Shalom, bis Verstärkung kam. Er wurde nur 21 Jahre alt. Hier in meinem Büro hängt ein Foto von ihm, ich sehe es gerade an…"
"Man soll für sie beten"
Zum Abschluss wird klar, nur auf Diplomatie vertraut der Botschafter nicht: "In diesen Tagen, egal welcher Religion man angehört, soll man sich an die Geiseln erinnern, man soll für sie beten – auch für den Österreicher Tal Shoham. 14 Monate Leiden müssen ein Ende finden."
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Auf den Punkt gebracht
- Der Artikel berichtet über den Österreicher Tal Shoham, der seit 450 Tagen von Hamas-Terroristen in Gaza gefangen gehalten wird und unter enormen Qualen leidet.
- Es gibt neue Hoffnung auf einen Waffenstillstand und eine mögliche Geiselbefreiung, doch der israelische Botschafter in Wien, David Roet, bleibt vorsichtig optimistisch und betont die Notwendigkeit realistischer Erwartungen.