Nach Knauß-Interview

Girardelli: "ÖSV-Trainer sollen in der Schweiz schauen"

Hans Knauß sprach im "Heute"-Interview veraltete Strukturen im ÖSV an. "Heute"-Experte Marc Girardelli bezieht Stellung.

Marc Girardelli
Girardelli: "ÖSV-Trainer sollen in der Schweiz schauen"
Girardelli: "Da widerspreche ich Knauß."
GEPA

Hans Knauß spricht im "Heute"-Interview die Brennpunkte im Skisport an. Er hat recht, wenn er vom ÖSV den Mut einfordert, dass veraltete Strukturen aufgebrochen werden müssen.

Motivierte Familien müssen unterstützt, ja sogar hofiert werden. Zeitlich und finanziell ist der Weg an die Ski-Weltspitze für viele aktuell nicht machbar. Dadurch fehlen Masse und am Ende die Klasse.

Ich vermisse im ÖSV-Team vor allem die Ski-Qualitäten
Marc Girardelli
"Heute"-Skiexperte

In einer Sache widerspreche ich Knauß: Die Angst vor dem Verlieren ist nicht der Grund, warum es für Österreichs Ski-Team einen Monat vor der Heim-WM in Saalbach nicht rund läuft. Ich hatte meine ganze Karriere Angst vorm Verlieren – mehr noch als vor Verletzungen. Die Angst ist das Grundübel jedes Sportlers. Sie gehört dazu.

Ich vermisse im ÖSV-Team vor allem die Ski-Qualitäten. Die Schweizer und Norweger fahren kürzere und knackigere Radien ohne dabei technische Probleme zu haben.

Für mich liegt die Schuld bei den Trainern
Marc Girardelli
"Heute"-Skiexperte

Es stimmt, wenn Knauß sagt, dass Brennsteiner gute Schwünge fährt. Aber es ist eben auch kein Zufall, dass er zu viele Fehler macht. Er ist von der Linie oft zu spät dran, weil er den entscheidenden halben Meter verliert, ein Odermatt die Schwünge enger zumacht.

Für mich liegt die Schuld bei den Trainern. Sie sehen die Unterschiede täglich am Hang, sie wirken zu wenig ein. Athleten wie Haaser haben gute Ansätze, da fehlt mir die Optimierung und auch die Entwicklung. Es kann nicht sein, dass Österreich keine starken Jungen hat. Und im Langlauf-Land Norwegen mit 5,5 Millionen Einwohner tauchen die regelmäßig auf.

Auch Abkupfern von den Besten ist erlaubt
Marc Girardelli
"Heute"-Skiexperte

Ich rate den ÖSV-Trainern dazu, ruhig mal beim Schweizer Training in Zermatt vorbeizuschauen. Auch Abkupfern von den Besten ist erlaubt.

Bei mir als Ein-Mann-Team gehörte das dazu. Ich war auch über die Kritik von jeder Seite froh und saugte sie regelrecht auf. Das Gesäusel von meinem Trainervater und mein Tunnelblick waren ganz oft auch zu wenig.

Durch den fehlenden Konkurrenzdruck im Ein-Mann-Team kämpfte ich im Sommer oft mit Motivationsproblemen. Bei den ersten Rennen lag ich oft zwei Sekunden hinten, erst im Jänner erreichte ich meine Normalform.

Weil mir andere auf die Sprünge halfen. Wer nicht kritikfähig ist, wird nicht Weltspitze.

Die Top Wintersport-News auf einen Blick

Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Sport" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

Auf den Punkt gebracht

  • Hans Knauß kritisiert im "Heute"-Interview die veralteten Strukturen im ÖSV und fordert Mut zur Veränderung, um den Weg an die Ski-Weltspitze zu erleichtern.
  • Marc Girardelli stimmt ihm größtenteils zu, betont jedoch, dass die Angst vor dem Verlieren nicht das Hauptproblem sei, sondern die fehlende technische Qualität und Optimierung der Athleten, und empfiehlt den ÖSV-Trainern, sich an den erfolgreichen Trainingsmethoden der Schweizer zu orientieren.
gira
Akt.
Mehr zum Thema
An der Unterhaltung teilnehmen