Diese Woche ist Wien vorgeprescht: Neos-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr kündigte ein baldiges Handyverbot in der Bundeshauptstadt an. Es soll für alle Schüler bis 14 Jahren lückenlos gelten, also auch in Pausen. Ein Erlass soll das ermöglichen.
"Das Handy ist ein echter Konzentrationskiller im Klassenzimmer", sagt Wiederkehr. Doch "Heute"-Recherchen zeigen: Ablenkung ist da nur ein kleiner Aspekt. Viel schlimmer ist das Smartphone als Waffe gegen andere Kinder oder Lehrer.
Da geht es häufig auch um richtige Gewalt: Ein schlimmes Social-Media-Phänomen unter Schülern ist "Happy Slapping". Eine besorgte Mutter aus Kärnten hat uns das brutale "fröhliche Watschen" erklärt: "Teenager verprügeln einen Klassenkollegen, filmen das Ganze mit ihren Handys und stellen es auf Soziale Medien." Beliebter digitaler Ort für diese Videos ist Snapchat.
Das Beleidigen und Beschimpfen im virtuellen Raum nimmt immer größere Dimension ein: "Ab der Mittelschule gibt es einen exponentiellen Anstieg der Fälle", sagte Evelyn Kometter zu "Heute". Sie ist Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine. Ziel der Tiraden sind Familienmitglieder, Freunde und vor allem andere Schüler.
Ein konkretes Beispiel: "Im Unterricht fotografierte ein Schüler den Oberarm eines Mädchens, das Bild wurde auf online gepostet – darauf gab es Hinweise, wo das Mädchen überall Fett absaugen sollte", beschreibt Evelyn Kometter.
Am schlimmsten für die Opfer: Wenn Videos gegen sie viral gehen, also in großer Zahl geteilt und angesehen werden.
Im Dezember kursierte ein Extremfall über Snapchat. Ein Tiroler Schüler (13), der in der Hand eine Schusswaffe hielt und offenbar einen Amoklauf androhte: "Ich werde euch alle umbringen!" Die Lage eskalierte, die Polizei musste einschreiten, kontrollierte die Klassen.
Auch wenn solche Fälle – zum Glück – Ausnahmen bleiben, Mobbing unter Schülern ist leider ein großflächiges Problem. Eine Studie unter Teenagern (1.000 Interviews) zeigt: Jeder vierte Schüler (genau 24 %) leidet unter Mobbing via Sozialen Medien.
Denise Schiffrer-Barac von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark ist beruflich fast permanent mit den negativen Folgen von Sozialen Medien beschäftigt: "Sie verstärken das raue Klima", sagt sie im "Heute"-Gespräch, "im digitalen Bereich sinken die Hemmschwellen ganz besonders. Die Jungen unterscheiden nicht mehr zwischen der echten und der digitalen Welt."
Schon fast harmlos dagegen wirken Handys als reiner Störfaktor. Vor allem Eltern seien daran schuld, erzählte uns eine Wiener Schuldirektorin: "Helikoptereltern rufen täglich an, um zu erfahren, ob ihr Kind auch wirklich in der Schule angekommen ist", beschreibt sie den Alltag in den ersten vier Schulklassen. "Manche Schüler gehen regelmäßig aufs Klo, um die Eltern anzurufen."