Politik

"Geld ist nicht alles" –Gewerkschaftsansage an Minister

Der Lehrermangel an den Schulen spitzt sich zu, hunderte Quereinsteiger sollen die Lücken füllen. Der neue GÖD-Chef lässt mit Forderungen aufhorchen.

Newsdesk Heute
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    Margit Laufer in ihrer ersten ZIB2 nach der Baby-Pause am 15. September 2023. Studiogast war neue GÖD-Vorsitzende Eckehard Quin zum Lehrermangel.
    Margit Laufer in ihrer ersten ZIB2 nach der Baby-Pause am 15. September 2023. Studiogast war neue GÖD-Vorsitzende Eckehard Quin zum Lehrermangel.
    Screenshot ORF

    Bei ihrem ORF-Comeback aus der Babypause startete Neo-Mama Margit Laufer Freitagnacht mit einem gewichtigen Thema in die ZIB2: der Lehrermangel an Österreichs Schulen und die rund 600 Quereinsteiger, die die Lücke füllen müssen. Dazu hatte sie Eckehard Quin, den neuen Vorsitzenden der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD), zum Interview ins Studio geladen.

    Dieser steckte gleich zu Beginn seinen neuen Kompetenzbereich klar ab: "Personalmangel gibt es in sehr vielen Bereichen. Gesundheit, Exekutive, Privatwirtschaft." Der Lehrermangel sei aber natürlich auch eines der Problem, um die er sich zu kümmern habe. 

    "Geld ist wichtig, aber nicht alles"

    Das Quereinsteiger-Modell sieht Quin dabei durchaus positiv: In manchen Bereichen des Schulsystems das schon lange "der normale Weg, in den Beruf zu kommen." Die nunmehrige Ausweitung auf allgemeinbildende Fächer durch Minister Martin Polaschek sei eine "Maßnahme, die hilft", die zugrundeliegende Schieflage aber nicht beheben könne. Lehramtsanwärter dürfe man etwa nicht einfach schon zu Beginn ins kalte Wasser – die Klasse – stoßen, sondern müsse diese auch entsprechend begleiten.

    Dazu müsse erst "das gesamte Arbeitsumfeld attraktiver" gestaltet werden. Das fange beim Geld an und ziehe sich über Bürokratie-Aufwand und erhöhte Arbeitsbelastung (auch durch den Mangel an Kollegen) der Neo-Lehrer weiter.

    In anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes, wo die Einstiegsgehälter erhöht wurden, sähe man zwar schon mehr Bewerbungen, aber: "Geld ist wichtig, aber nicht alles. Es geht darum, mehr Möglichkeiten, die Menschen einfach schätzen, zu bieten." Damit sind – so möglich – Benefits wie flexiblere Arbeitszeiten oder ein Mehr an Wertschätzung gemeint.

    Verhandlungen mit jenen, "die es auch ändern können"

    Quin sieht die aktuelle Regierung zwar nicht in der Schuld an der Misere, allerdings in der Pflicht, etwas dagegen zu tun. Die Politik habe dem sich abzeichnenden Verfall zu lange zuschaut. Die Gewerkschaft habe schon lange etwa Unterstützungspersonal gefordert. "International ist Österreich hier absolutes Schlusslicht. [...] Jahrzehnte weisen wir jetzt darauf hin. Die Politik hat bis jetzt nicht reagiert darauf."

    Braucht es vielleicht ein stärkeres Auftreten der Gewerkschaft? Poltern und öffentlich auf den Tisch hauen will Quin (noch) nicht. "Es müssen die wahrnehmen, die es auch ändern können. Denen haben wir es unmissverständlich auch mitgeteilt", so der neue GÖD-Chef. Und weiter: "Gewerkschaftliche Verhandlungen, das ist so die Tradition, finden üblicherweise am Verhandlungstisch statt. Nur wenn das nicht funktioniert, muss man dann lauter werden."

    Inflation soll komplett abgegolten werden

    An genau jenem Verhandlungstisch wird sich Quin im Herbst wiederfinden, wenn es um die nächste Lohnrunde geht. Auch wenn er noch keine seriöse Prozentzahl nennen könne – die Basis ist die rollierende Inflation der letzten 12 Monate inklusive (!) September – würde er dies auch nicht hier im Studio tun, betont er. 

    "Sie werden von mir keine konkreten Prozentsätze hören. Das ist eine Frage des Umgangs: [wir] werden das dem Verhandlungspartner am Verhandlungstisch mitteilen und nicht über die Medien."

    Am Ende des Tages brauche es aber eine Abgleichung und Stärkung der Kaufkraft: "Es glaubt ja niemand, dass die Preise wider sinken werden. Es ist nur die Frage, wie schnell sie weiter steigen." Mit Einmalzahlungen will er sich deshalb nicht abspeisen lassen. Diese seien nur der "Schnittlauch oben drauf aufs Butterbrot".

    "Können jederzeit jede Kampfmaßnahme umsetzen"

    Eine Arbeitszeitverkürzung, wie sie beim ÖGB gefordert wird, sei zumindest bei diesen Verhandlungen noch kein Thema. "Dazu müssen andere Maßnahmen im öffentlichen Dienst greifen." Er rechne mit einem verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Übernahme von Routineaufgaben, was zur Entlastung der Belegschaft beitragen würde. "Wenn das passiert, ist es selbstverständlich legitimer, auch über andere Verteilungen von Arbeitszeiten nachzudenken."

    Und was, wenn die Verhandlungen zu scheitern drohen? Einen Streik sieht Quin noch nicht am Horizont. "Aber selbstverständlich ist die Gewerkschaft kein Briefmarkensammlerverein. Wir können jederzeit jede gewerkschaftliche Kampfmaßnahme umsetzen, wenn es sein muss, aber ich bin derjenige, der eine Lösung auf dem Verhandlungstisch vorzieht."

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