Hunderte verloren ihren Job
Gekündigt von KTM – dieser Mann bietet 250 Jobs an
Es klingt einfach: 338 Menschen wurden bei KTM gekündigt, ein anderes Unternehmen sucht Arbeitskräfte – irgendwie finden sie dennoch nicht zueinander.
Die heimische Insolvenz-Lawine kommt nicht zum Halten. Im Vorjahr haben heimische Firmen insgesamt knapp 20 Milliarden Euro an Schulden angehäuft. Noch nie hat es so viele Pleiten gegeben, wie derzeit.
Immer wieder im Rampenlicht ist der oberösterreichische Kult-Motorradproduzent KTM. Die Bikes werden weltweit geschätzt, doch das Business schlittert in massive Probleme.
250 "Blaue Briefe" vor Weihnachten, jetzt weitere 288 Kündigungen
Knapp drei Milliarden Euro schulden die KTM AG, KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH ihren fast 5.400 Gläubigern.
Hunderte Schicksale zog die Insolvenz mit sich in die Tiefe. Vor Weihnachten wurde 250 Mitarbeitern die Kündigung ausgesprochen, vor wenigen Tagen waren es noch 288 zusätzliche.
Mitten in dieser Krise taucht Jakub Stepien auf. Er ist Geschäftsführer des Personaldienstleisters Personnel Service, einem Unternehmen mit Standorten quer durch Europa. 15.000 Jobs kann die Firma laut eigenen Angaben monatlich im Schnitt vermitteln, insgesamt waren es bisher 300.000.
"Vor Weihnachten brauchen KTM-Mitarbeiter eine Perspektive"
"Ich habe mir gedacht, vor Weihnachten brauchen KTM-Mitarbeiter eine Perspektive. Wir hätten die Möglichkeit, viele der Gekündigten für unsere Kunden zu übernehmen."
Es klingt nach einer Win-win-Situation für alle Beteiligten. Betroffene, die ihren Job verloren haben, bekommen eine Perspektive und diverse Firmen bekomme gute Fachkräfte. Stepien zu "Heute": "Bevor die ehemaligen Arbeiter und Angestellten zu Hause hocken, könnten wir sie unterstützen – unsere Kunden würden 250 Mitarbeiter brauchen."
Jakub Stepien und seine Vertrauten haben versucht, mit dem Zentralbetriebsrat von KTM in dieser Sache Kontakt aufzunehmen. Keine Reaktion. "Man bekommt weder Kontaktdaten, noch wird man durchgestellt. Wir finden es schade, dass kein Gespräch mit KTM zustande gekommen ist."
Diverse Fachkräfte werden dringend gesucht
Der mögliche Ablauf: Der Personaldienstleister könnte ein mobiles Büro vor der KTM-Zentrale in Oberösterreich (Mattighofen) aufstellen, "dort könnten wir Mitarbeitern Unterstützung anbieten. Einerseits bei der Erstellung von Lebensläufen, wir könnten über Partner Coaching anbieten oder sonstige soziale Hilfe." Aber es geht eben auch um viele konkrete Job-Angebote.
"Wir sind europaweit vernetzt, es gibt aber auch Jobs in Oberösterreich oder in Grenznähe", sagt Stepien. Gesucht werden von seinem Unternehmen Schweißer, Schlosser, Lagermitarbeiter, Fräser, Dreher und Fachkräfte aus vielen anderen Bereichen.
„Es handelt sich hier um Menschen, die Familie haben, viele haben Kredite aufgenommen, die bezahlt werden müssen“
Der Personaldienstleister versuchte sein Angebot auch via Gewerkschaft anzubieten, "leider kam es auch da zu keinem Feedback. Der Betreffende meinte, er werde es dem Betriebsrat weiterleiten."
Weiter erzählt der Manager: "Wir verstehen, dass KTM und andere im Umfeld stark beschäftigt sind, aber man darf nicht vergessen, es handelt sich hier um Menschen, die Familie haben, viele haben Kredite aufgenommen, die bezahlt werden müssen."
"Heute" versuchte auch den KTM-Betriebsrat wegen der Job-Offerte zu erreichen. Aus dem Unternehmen erhielten wir folgende Antwort: "Wir haben Listen mit Firmen zusammengestellt, die sich aktiv gemeldet haben und Personal suchen. Diese Listen wurde in allen Kündigungsgesprächen im Dezember und Jänner an die Mitarbeiter verteilt."
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Auf den Punkt gebracht
- Hunderte Mitarbeiter des oberösterreichischen Motorradherstellers KTM wurden aufgrund finanzieller Schwierigkeiten entlassen, während der Personaldienstleister Personnel Service unter der Leitung von Jakub Stepien 250 dieser Arbeitskräfte übernehmen möchte.
- Trotz der Bemühungen, mit dem Zentralbetriebsrat von KTM in Kontakt zu treten, um Unterstützung und konkrete Jobangebote zu unterbreiten, blieb eine Reaktion aus, was Stepien bedauert.