Metaller-KV
"Geht halt einmal nicht" – Knill-Appell an Gewerkschaft
Sieben Verhandlungsrunden brachten bislang keinen Abschluss über einen neuen Kollektivvertrag bei den Metallern. Industrie-Vetreter Knill appelliert.
Seit mittlerweile mehreren Wochen zieht sich der Streit zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern in der Metaller-Industrie in die Länge. Auch nach sieben, teilweise stundenlangen Verhandlungen, ist weit und breit keine Einigung über einen Kollektivvertrag in der Metaller-Industrie in Sicht. Auch das massive Streikaufkommen zahlreicher Unternehmen – laut Angaben der Gewerkschaft PRO-GE beteiligten sich zuletzt mehr als 100.000 Beschäftigte an Streikaktionen – brachte die beiden Seiten einander nicht näher.
Aus Sicht des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI) ist die Gewerkschaft für den Stillstand verantwortlich. FMTI-Obmann Christian Knill sprach nach der abgebrochenen siebenten Verhandlungsrunde von einem "absurden Verhalten" der Gewerkschaften, das niemand mehr verstehe. Seine Kritik: Die Arbeitgeber wären "zu Erhöhungen bereit gewesen, wenn wir im Rahmenrecht eine Verbesserung erzielt hätten. Die Gewerkschaften fordern nun für drei von vier Beschäftigten sogar eine Erhöhung über 11,6 %. Das ist grotesk. Wir bieten weiterhin im Schnitt 8,2 % Lohn- und Gehaltserhöhung". Von Arbeitgeberseite sehe man das als einen "fairen und ausgewogener Vorschlag", der bei einer "aktuellen Inflation von 5,4 %" für viele Beschäftigte "eine deutliche Stärkung der Kaufkraft bringen" würde.
Branche in "dramatischer Situation"
Am Donnerstag bekam Knill dann die Möglichkeit, in der ORF-"ZIB2" seine Sicht der Dinge darzulegen. Im Talk mit Margit Laufer erklärte Knill erneut, dass der Streik niemanden helfe. Nicht den Betrieben und nicht den Mitarbeitern, die für gestreikte Zeit keinen Lohn bekommen würden. Gehe es nach den Arbeitgebern könnte man schon morgen weiter verhandeln, doch der nächste Termin sei "erst" am 30. November. Das wichtigste in den Verhandlungen sei der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit – es gehe darum, den Standort zu erhalten. Die Branche habe mit einer Rezession zu kämpfen. Knill spricht von einer "dramatischen Situation", in der einige Betriebe bereits gezwungen seien, Stellen abzubauen. Andernorts gebe es Auftragsrückgange um 20 Prozent, heißt es.
Das gesamte Gespräch mit Christian Knill zum Nachsehen >>
Der Direktor des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO), Gabriel Felbermayer, brachte die Möglichkeit ins Spiel, heuer unterhalb der rollierenden Inflation abzuschließen, die Differenz dann aber im kommenden Jahr verpflichtend aufzuschlagen. Knill zeigte sich über diesen Vorschlag skeptisch. Dadurch habe man Nachteile gegenüber anderen Standorten. Wenn man ständig höher abschließe, als die Mitbewerber, werde das "irgendwann nicht mehr gehen". Knill sieht vor allem in Bezug auf ausländische Konkurrenz einen "klaren Nachteil", wenn die Lohnkosten zu stark ansteigen würden. Außerdem würde ein hoher Abschluss auch dazu führen, dass die Inflation hoch bleibt, so der Industrielle.
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Den Vergleich mit den Abschlüssen bei den Beamten wollte Knill nicht zulassen. Die Beamten müssten weder am Weltmarkt bestehen, noch seien sie zu über 80 Prozent vom Export abhängig. Er appellierte an die Gegenseite mit folgendem Argument. In den vergangenen Jahren habe man stets über der Inflation abgeschlossen und damit die Leistungen der Arbeiter anerkannt. "Heuer geht es halt einmal nicht und wir pochen darauf, dass wir dieses schwierige Jahr auch einmal niedriger abschließen können".