"I mag nimmer"
Geheim-Chats zeigen – Böhler-Mitarbeiter am Ende
Das Chaos rund um die Schließung des Lorenz-Böhler-Spitals nimmt kein Ende. Interne Chats zeigen: Es gibt keine Infos und auch keine Motivation mehr.
Im ehemaligen Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler ist nur noch ein notdürftiger Ambulanzbetrieb vorhanden. Die Wiener Berufsrettung und auch andere Rettungsdienste fahren das Spital inzwischen nicht mehr an, die Leute müssen selbst in die Ambulanz.
Mitarbeiter: "Es gibt null Infos"
Einen Anästhesisten gibt es im Böhler nicht mehr, was bei Unfallchirurg Heinz Brenner für Unruhe sorgt, wie er gegenüber der "Krone" bestätigt. Es dürfe niemand kommen, der etwas Ernstes hat, so der Arzt gequält. Klare Anweisungen gibt es derzeit für die Mitarbeiter kaum. Sie tauschen sich in privaten Chats aus, jeder gibt weiter, was er oder sie mitbekommen hat. Zusätzlich dienen die Nachrichten auch, um Wut oder Verzweiflung auszulassen.
Erste Teams, die bereits im Unfallkrankenhaus Meidling arbeiten, schreiben etwa von fehlenden Sauerstoffanschlüssen auf der neuen Station. Außerdem sollen sie ungewohnte, medizinische Geräte ohne jede Einschulung bedienen. "Es gibt null Infos", heißt es in einem Chat. In Meidling müssen sich bis zu drei Mitarbeiter einen Spind teilen, um Parkmöglichkeiten oder Öffi-Tickets muss gebettelt werden.
Schließung Lorenz-Böhler-Spital
Am 28. Februar gab die AUVA die Schließung des Standortes in Brigittenau bekannt. Laut AUVA sollen das UKH Meidling und das AKH Patienten und Personal übernehmen. Die Chronologie:
- Spital plötzlich geschlossenLorenz-Böhler-Chaos – MedUni steigt auf die Barrikaden04. März 2024
- Frust steigt"Verar***en uns alle": Böhler-Mitarbeiter platzt Kragen05. März 2024
- Gefahr für PatientenExperte: "Brandschutz im Böhler hält keine 15 Minuten"07. März 2024
- Wirbel um UKH-SchließungJetzt soll Petition das Böhler-Spital retten07. März 2024
- Wirbel um PlanOperationen in Containern statt im Lorenz Böhler08. März 2024
- Annäherung erzieltVorerst kein Streik des Lorenz-Böhler-Personals13. März 2024
- Info-Hotline für PatientenBöhler-Spital informiert Patienten per Post über OPs15. März 2024
- Schließung geplantLorenz-Böhler-Sperre: Patientin musste um OP zittern17. März 2024
- Laut GutachtenBöhler ist brandgefährlich: Schutz hält nur 15 Minuten!17. März 2024
Erste Mitarbeiter spielen mit Jobwechsel-Gedanken
Die Mitarbeiter sind nervlich am Ende, "ich mag nimmer" schreibt ein Mitglied etwa. Ein anderes Teammitglied spielt schon mit dem Gedanken, sich einen neuen Job zu suchen, sollten offene Fragen nicht bald beantwortet werden.
Eine Krankenschwester macht sich vor allem Sorgen um die Patienten. Sie habe 33 Jahre im Böhler gearbeitet, dass sie nun kein weiteres Mal auf eine Glocke eines Patienten reagieren kann, habe sie "gebrochen". Eine Kollegin bringt es mit "ein so tolles Krankenhaus zugrunde richten ... einfach nur traurig und fassungslos" auf den Punkt.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Das Lorenz-Böhler-Spital befindet sich inmitten eines chaotischen Zustands, in dem es an Informationen, Motivation und klaren Anweisungen für die Mitarbeiter mangelt
- Interne Chats enthüllen die Verzweiflung und Frustration des Teams, das mit fehlenden Ressourcen und ungewohnter Ausrüstung konfrontiert ist
- Einige Mitarbeiter denken bereits darüber nach, den Job zu wechseln, während andere sich um das Wohlergehen der Patienten sorgen