Aufgrund eines bösartigen Hautkrebses unterhalb des rechten Auges musste sich die 70-jährige Patientin Heidi Peter aus Frauenfeld (Schweiz) Mitte November 2024 unters Messer legen. Weil sie allergisch auf die meisten Schmerzmittel reagiert und einige sogar potenziell lebensbedrohlich sein könnten, habe sie nach Alternativen gesucht, wie die "Thurgauer Zeitung" berichtet. Sie fand die Hypnose, mithilfe derer sie sich vor jedem Eingriff in Trance versetzt.
Der Eingriff im Gesicht ist nicht der erste Eingriff, den Heidi Peter unter Hypnose überstanden hat. Auch eine Gebärmutter-Ausschabung (Curettage) und Schultergelenksspiegelung hat sie bereits narkosefrei bestritten.
Die 70-Jährige hypnotisiert sich vor Behandlungen üblicherweise selbst. Für die Operation im Gesicht wurde sie jedoch von Hynosetherapeutin Nicole Wackernagel, Leiterin des Swiss Hypnosis Institutes in Frauenfeld, unterstützt. So musste diese ein einziges Mal ganz kurz einschreiten, weil die 70-Jährige etwas spürte. Die Patientin konnte aber gleich wieder in eine tiefe Trance versetzt werden.
Obwohl Wackernagel seit 15 Jahren als Hynosetherapeutin arbeitet, ist auch für sie eine Operation am Gesicht ausschließlich unter Hypnose neu. "So etwas ist in unseren Breitengraden wohl einzigartig", sagt sie gegenüber der "Thurgauer Zeitung".
Dies zeige, dass in der Hypnose medizinisch noch großes Potenzial stecke. Die 70-jährige Patientin gehöre gemäß Wachernagel aber auch zu den zwei Prozent der Menschen, welche extrem gut auf Hypnose reagierten.
Dem stimmt auch Barbara Domenig zu. Die Fachärztin für Anästhesie und innere Medizin arbeitet in einer Praxis für ambulante Anästhesie in Solothurn (Schweiz) und ist zudem ausgebildete Hypnosetherapeutin.
So habe sie bei ihrer Arbeit etwa positiv festgestellt, dass durch die Anwendung von Hypnose weniger Narkose- und Schmerzmittel nötig seien. Wie sie gegenüber der Zeitung berichtet, würden Studien belegen, dass sich Patienten dadurch im Nachhinein auch rascher erholen, weniger Blut verlieren und Wunden schneller heilen.
Anfang 2024 wurde im Kantonsspital Baden (KSB) erstmals ein hypnotisierter Mann operiert. Der 55-Jährige ließ sich damals eine Metallplatte und mehrere Schrauben aus dem linken Schien- und Wadenbein entfernen. Dies ebenfalls ohne Narkose und Schmerzmittel, sondern unter Hypnose. Mehr dazu: Patient ließ sich erstmals ohne Narkose operieren
