Gesundheit
Frau kann Parkinson riechen – jetzt Hoffnung auf Test
Die Frau hatte den veränderten Geruch ihres Mannes bemerkt, bevor bei ihm Parkinson festgestellt wurde. Das half Forschern, einen Test zu entwickeln.
Wissenschaftler haben sich den überempfindlichen Geruchssinn einer Frau zunutze gemacht, um einen Test zu entwickeln, mit dem festgestellt werden kann, ob Menschen an der Parkinson-Krankheit leiden. Anstoß zu der Entwicklung dieses Tests war eine 72-jährige Ehefrau aus Perth (Australien). Joy Milne wusste, dass ihr Mann, Les, Parkinson hatte – mehr als 12 Jahre bevor die Diagnose gestellt wurde. Die pensionierte Krankenschwester hatte einen veränderten Körpergeruch ihres Mannes bemerkt: "Er hatte diesen muffigen, unangenehmen Geruch, vor allem an den Schultern und im Nacken, und seine Haut hatte sich eindeutig verändert", erzählt sie.
Die Parkinson-Krankheit ist eine Erkrankung des Gehirns. Sie tritt vor allem im höheren Lebensalter auf und schränkt die Bewegungsfähigkeit ein. Ihre Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Sie wird durch einen Abbau in dem Bereich des Gehirns, der zur Koordination von Bewegungen beiträgt, verursacht. Das auffälligste Symptom ist ein Zittern, wenn die Muskeln entspannt sind. Die Muskeln werden steif und die Bewegungen langsam und unkoordiniert. Viele Erkrankte bekommen auch Probleme beim Denken und werden dement. Parkinson ist ein fortschreitende, nicht heilbare Erkrankung. Die Prognose hängt von der Verlaufsform ab. Moderne Medikamente können die Beschwerden deutlich lindern und die Lebensqualität verbessern.
Sie brachte den Geruch erst mit der Krankheit in Verbindung, als Les mit 44 Jahren diagnostiziert wurde und sie in einer Selbsthilfegruppe von Parkinson's UK Menschen trafen, die den gleichen charakteristischen Geruch hatten. Die Gabe der Frau ist jedoch keine göttliche Gabe, sondern die Folge einer seltenen Krankheit, die ihr einen verstärkten Geruchssinn verleiht.
100 Prozent Trefferquote
Ihre Beobachtung weckte das Interesse von Wissenschaftlern, die sich entschlossen, zu erforschen, was sie riechen konnte und ob dies genutzt werden könnte, um Menschen mit der neurologischen Erkrankung zu identifizieren. Die Wissenschaftler glaubten, dass der "Duft von Parkinson" möglicherweise durch eine chemische Veränderung im Hautfett verursacht wurde, die durch die Krankheit ausgelöst wird. In ihrer Vorarbeit baten sie Milne, an T-Shirts zu riechen, die von Menschen mit und ohne Parkinson getragen wurden. Die Dame identifizierte die T-Shirts, die von Parkinson-Patienten getragen wurden, korrekt, sagte aber auch, dass eines aus der Gruppe der Menschen ohne Parkinson nach der Krankheit roch. Acht Monate später wurde die Person, die dieses T-Shirt trug, damit diagnostiziert. 100-prozentige Trefferquote! Ihre Nase hatte sie also nicht getäuscht.
Hautabstrich-Test
Nun hat ein Team der Universität Manchester in Zusammenarbeit mit Joy einen einfachen Hautabstrich-Test entwickelt, mit dem sich unter Laborbedingungen mit 95-prozentiger Genauigkeit feststellen lässt, ob jemand an Parkinson erkrankt ist. Die Forscher analysierten den Talg – die ölige Substanz auf der Haut –, der mit einem Wattestäbchen auf dem Rücken der Patienten gesammelt wurde, einem Bereich, in dem er seltener abgewaschen wird. Mittels eines Verfahrens verglichen sie 79 Menschen mit Parkinson mit einer gesunden Kontrollgruppe von 71 Personen. Die Forscher fanden in den Proben mehr als 4.000 einzigartige Verbindungen, von denen sich 500 zwischen den Parkinson-Patienten und der Kontrollgruppe unterschieden.
Krankheiten "erschnüffeln"
Der Test befindet sich noch in einem frühen Stadium. Dennoch sind die Wissenschaftler zuversichtlich, damit vielleicht das erste zuverlässige Diagnoseinstrument gefunden zu haben. Aktuell gibt es nämlich keinen definitiven Test für die Parkinson-Krankheit. Die Diagnose basiert auf den Symptomen und der Krankengeschichte des Patienten. Wenn der Hautabstrich außerhalb von Laborbedingungen erfolgreich ist, könnte er zur schnelleren Diagnose eingesetzt werden.