Politik

Experte sagt, wie weit Corona-Zahlen sinken müssen

Martin Bicher, Simulationsforscher an der TU Wien, äußerte sich im Ö1-Morgenjournal zur weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie in Österreich.

André Wilding
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Österreich nach dem Lockdown
Österreich nach dem Lockdown
picturedesk.com

Mit einem weiteren "harten Lockdown" in den Weihnachtsferien und einer Testphase in der zweiten Jänner-Hälfte will die Bundesregierung die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich endlich in den Griff bekommen. Die Zahl der Neuinfektionen und besonders die Zahl der Todesfälle ist im Land weiterhin besorgniserregend.

Zwar ist die Zahl der neuen Corona-Fälle am letzten Adventsonntag gesunken, doch bei den Todesfällen meldete das Ministerium zuletzt einen dramatischen Wert. 142 Menschen sind an nur einem Tag an den Folgen einer Corona-Infektion verstorben.

Auf die Frage, wie weit die Zahl der Neuinfektionen in Österreich sinken müsse, hält sich die Regierung bedeckt. Martin Bicher, Simulationsforscher an der TU Wien, versuchte am Montag im Ö1-Morgenjournal die Frage zu beantworten und etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

"Das ist eine sehr schwierige Frage", stellt Bicher gleich zu Beginn klar. "Wenn wir nichts tun, würden die Corona-Zahlen mit Sicherheit weiter bergauf gehen. Und noch weiter hinauf wäre eine Sache, die wir vom Gesundheitssystem nicht aushalten würden. Wir müssen mit den Zahlen runter, um etwa den Intensivstationen einen Puffer zu geben und damit etwa das Contact-Tracing wieder gut funktioniert". Aufgrund der Dauerbelastung habe man dies derzeit einfach nicht.

"Es gibt eine Saisonalität des Virus"

Laut Bicher habe man im Oktober bei 1.000 bzw. 1.500 Fällen einen "starken Knick" nach oben gehabt, der unterschiedliche Gründe hatte. Einer der Gründe, den die Simulationsforscher immer vermutet hatten, war, dass das Contact-Tracing in Regionen mit hohen Fallzahlen nicht mehr funktioniert hat. "Dementsprechend ist es logisch, dass wir wieder unter dieses Niveau müssen, um die zusätzlichen Mitteln zur Pandemie-Bekämpfung wieder aufrecht zu bekommen".

Am 14. Oktober lag die Zahl der Neuinfektionen übrigens zuletzt bei 1.500. Einen Monat später waren es dann rund 7.500 neue Fälle und am 14. Dezember war Österreich wieder bei 2.500 Neuinfektionen in 12 Stunden. Martin Bicher erklärt die Entwicklung der Zahlen: "Wir hatten im Frühjahr das große 'Glück', dass wir den Lockdown in eine Zeit hineingemacht haben, in der die Temperaturen schon wieder bergauf gegangen sind und in der viel Aktivität im Freien war. Und es gibt offenbar eine Saisonalität des Virus und die half uns damals ziemlich gut."

Und weiter: "Jetzt sind wir aber mitten im Winter und die Temperaturen sind ganz weit herunten und dementsprechend muss man auch mehr tun, um die Zahlen wieder runter zu bekommen." Doch wie geht es eigentlich nach Weihnachten weiter und wie wird sich der Lockdown in den nächsten vier Wochen auswirken?

"Lockdown wird ähnlichen Effekt wie letzter Lockdown haben"

"Es deutet viel daraufhin, dass der Lockdown jetzt einen ähnlichen Effekt wie der Lockdown vor einem Monat haben wird. Wir kommen ungefähr in dieselbe Ausgangssituation hin. Wir haben maximal leicht steigende, leicht fallende oder stagnierende Fallzahlen und dementsprechend kann man auch erwarten, dass er gleich viel hilft. Wir haben die Fallzahlen bis auf circa ein Drittel gesenkt und man kann erwarten, dass dieser Lockdown die Zahlen ebenfalls wieder auf ein Drittel des aktuellen Niveaus senken wird", erklärt der Simulationsforscher.

Bicher stellte zudem auch klar, dass möglichst viele Personen an den Massentests im Jänner mitmachen sollten, "sonst ist das ganze sinnlos". Auf die Frage, ab wann die Impfungen das Gefahrenpotenzial überlasteter Intensivstationen beeinflussen können, erklärte Bicher: "Wenn wir rund 2,5 Millionen Impfdosen zur Verfügung haben, dann können wir diese an die Zielgruppen, also vor allem an ältere Personen, verteilen bzw. diese impfen, dann können wir das Risiko für die Intensivstationen um mindestens 40 Prozent reduzieren."

"Das klingt zwar nach nicht viel, aber es ist ein sehr guter Anfang. Auch die Saisonalität des Virus wird uns helfen, dass wir im Sommer auch noch Puffer bekommen. Die Frage ist also nicht, wie viel impfen wir im April oder Mai, sondern wie viel geht sich aus bis September oder Oktober. Da müssen wir schauen, dass wir möglichst viel geimpft haben und dass wir dort gut aufgestellt sind", so Bicher abschließend.

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