Politik
"Erschüttert ORF in Grundfesten" – nun wird Sender gepr
Im Thailand-Urlaub ereilte Ex-Journalist Gerhard Draxler die Bitte des ORF-Bosses, die Vorwürfe gegen die Leitung des ORF-Landesstudios NÖ zu prüfen.
Die Vorwürfe wiegen schwer. Das ORF-Landesstudio Niederösterreich ist in ein schiefes Licht geraten. Vorwürfe gegen den früheren Chefredakteur und jetzigen Landesdirektor Robert Ziegler, der mittlerweile einen Teil seiner Verantwortlichkeiten abgab, wurden laut. Ziegler soll 2015 bis 2021 Berichte in TV, Radio und Internet zugunsten der ÖVP Niederösterreich gelenkt und Politikern nicht gerechtfertigte Auftritte verschafft haben, heißt es in den Vorwürfen. Diesen Verdacht würden Mails und Chatnachrichten nahelegen, Ziegler selbst spricht dagegen von "diffusen Vorwürfen".
ORF-Boss Roland Weißmann hat deshalb eine Prüfung eingeleitet, der zuständigen Kommission wird der ehemalige Journalist Gerhard Draxler ehrenamtlich vorsitzen. Den ereilte der Anruf des ORF-Generals im Thailand-Urlaub, wie Draxler am Sonntag gegenüber der "Krone" und der "Kleinen Zeitung" verrät. Er und die Kommission würden in ihrer Prüfung vollkommen "weisungsfrei und unabhängig" agieren, so Draxler, es habe auch "keinerlei Zusatzwünsche oder Interventionen" gegeben. Bereits am Montag wolle er mit den Befragungen am Küniglberg starten, bis zu 80 ORF-Mitarbeiter seien geladen.
Säule beginnt "schon zu wackeln"
Es werde aber "keine Schnellschusskommission", so Draxler, ein Ergebnis- oder Zwischenbericht werde nicht vor der Landtagswahl in Niederösterreich erscheinen, denn das wäre "Munition für die eine oder andere Seite". Und: "Außerdem könnte das einen Flächenbrand auslösen, auch in den anderen Landesstudios", so Draxler. "Ich bin jedenfalls gegen jede Art der Vorverurteilung, auch für Robert Ziegler gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung." Die Kommission jedenfalls werde "die Vorwürfe penibel überprüfen und feststellen, ob es Verstöße gab".
Bei der Prüfung gehe es aber "um mehr", so Draxler, "die Frage ist: Kann der ORF seinen journalistischen Auftrag, nämlich unabhängig, ausgewogen und fair zu berichten, erfüllen? Die Vorwürfe in Niederösterreich haben Auswirkungen auf den gesamten ORF und erschüttern ihn in seinen Grundfesten". Laut dem Kommissions-Vorsitzenden beginne eine der ORF-Säulen "schon zu wackeln", nämlich jene, dass der ORF "ausschließlich seinen Sehern und Hörern und nicht der Politik verpflichtet" sei. "Die Kommission kann ein Weckruf an alle Redaktionen sein", so Draxler.