Fünf Jahre ist es jetzt her, seit die ersten Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bekannt wurden. Aber auch nach überstandener Infektion klagten Menschen über anhaltende Symptome. Auch Menschen, die keine Vorerkrankungen hatten, konnten sich nach Abklingen der akuten Infektion nicht erholen. Ein Syndrom, das bald den Namen Long Covid bekam.
Dabei sind Folgeschäden nach Viruserkrankungen nichts Neues. Auch bei anderen viralen Krankheiten wie Influenza oder dem Epstein-Barr-Virus ("Pfeiffer’sches Drüsenfieber") können nach der Akutphase solche postviralen Syndrome auftreten. Jedoch sind diese Folgeschäden im Zuge der Pandemie in so großer Zahl aufgefallen wie noch nie.
BEGRIFFSKLÄRUNG
Long Covid bezeichnet Beschwerden, die wenigstens vier Wochen nach der Infektion bestehen
Post Covid bezeichnet Beschwerden, die wenigstens zwölf Wochen nach der Infektion bestehen.
POTS: Das posturale Tachykardiesyndrom (POTS) ist eine Erkrankung, bei der die Patienten beim Wechsel in die aufrechte Körperlage an einem erhöhten Puls und an Benommenheit, Schwindel leiden. Die Beschwerden lassen nach, wenn sich die Betroffenen hinlegen.
ME/CFS: Das Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die oft zu einem hohen Grad körperlicher Behinderung führt, weil es eine Vielzahl an Beschwerden mit sich bringt.
Long Covid wird bisweilen noch symptomatisch behandelt, weil man die genauen Ursachen nicht hundertprozentig kennt. Das macht eine ursächliche Behandlung unmöglich. Es gibt viele Hypothesen – von denen aber auch viele noch nicht im Detail nachgewiesen werden konnten.
Aber jetzt gibt es eine gute Nachricht: Durch Impfungen und durchgemachte Infektionen sowie weniger aggressive Virusvarianten, hat sich das Risiko, nach einer CoV-Infektion an Long Covid zu erkranken, reduziert. Das zeigen Ergebnisse der "Virus Watch"-Studie des University College London. Ihr zufolge weisen jüngere Omikron-Varianten (seit 2022 dominierend) ähnliche Wahrscheinlichkeiten für Langzeitsymptome auf, wie andere akute Atemwegserkrankungen.
Lag das Post-Covid-Risiko in der ersten Infektionswelle noch bei 6 bis 8 Prozent, liege es mittlerweile bei 1 bis 2 Prozent, sagt Andreas Stallmach vom Universitätsklinikum Jena (UKJ) in Deutschland.
"Der Anteil derer, bei denen sie [die Symptome, Anm.] innerhalb eines halben Jahres wieder verschwinden, ist recht hoch", sagt Carmen Scheibenbogen von der Charité Berlin. Kritisch wird es danach: "Wer nach einem halben Jahr noch Symptome hat, hat sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nach ein oder zwei Jahren noch." Frauen sind häufiger betroffen, ebenso sind die Patienten vergleichsweise jung. Bei beiden Faktoren spielt das Immunsystem eine Rolle. Menschen mit Übergewicht und Erkrankungen des Immunsystems haben ebenfalls ein höheres Risiko.
Die gefürchtetste Ausprägung bei Post Covid ist ME/CFS – Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom, das Betroffene in schweren Fällen bis zur Pflegebedürftigkeit ausknockt.