EU-Klimadienst Copernicus
Erderwärmung seit einem Jahr über 1,5 Grad
Die Erderhitzung schreitet ungebremst voran. Der Juni war der zwölfte Monat in Folge, der die 1,5-Grad-Schwelle erreichte oder gar überschritt.
Im Pariser Klimaschutzabkommen hatte sich die Weltgemeinschaft Ende 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dabei geht es allerdings um die Durchschnittstemperatur über längere Zeiträume, nicht einzelne Monate oder Jahre.
Im Gesamtzeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 lag die globale Temperatur den Copernicus-Daten zufolge 1,64 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. Seit 13 Monaten ist jeder einzelne Monat der weltweit wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Eine solche Rekordserie sei "zwar ungewöhnlich, aber eine ähnliche Serie an monatlichen globalen Temperaturrekorden gab es bereits in den Jahren 2015/2016", teilte der EU-Klimawandeldienst Copernicus mit.
Eine formell vereinbarte Definition, was eigentlich genau als Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels gewertet wird, gibt es bisher nicht. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle ohnehin längst nicht mehr zu halten ist.
Hitze und Starkregen in Europa
Die durchschnittliche Oberflächen-Lufttemperatur im Juni betrug 16,66 Grad. Damit lag sie 0,67 Grad über dem Juni-Durchschnitt von 1991 bis 2020 und 0,14 Grad über dem bisherigen Höchstwert vom Juni 2023. Die europäische Durchschnittstemperatur im Juni 2024 überschritt den Durchschnittswert für die Juni-Monate von 1991 bis 2020 um 1,57 Grad, berichtete die APA.
Damit sei es der zweitwärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen in Europa gewesen, hieß es. Besonders heiß war es demnach im Südosten des Kontinents und in der Türkei, während die Temperaturen in Westeuropa, Island und Nordwestrussland nahe am oder unter dem Durchschnitt lagen.
In Island, Mitteleuropa und großen Teilen Südwesteuropas sei der Juni feuchter gewesen als der Durchschnitt, heißt es weiter, "wobei starke Niederschläge zu Überschwemmungen in mehreren Regionen Deutschlands, Italiens, Frankreichs und der Schweiz führten". Außerhalb Europas waren die Temperaturen im östlichen Kanada, im Westen der USA und in Mexiko, Brasilien, Nordsibirien, im Nahen Osten, Nordafrika und in der westlichen Antarktis überdurchschnittlich hoch.
Klimawandel und El Niño sorgen für Extreme
An der Meeresoberfläche erreichte die durchschnittliche Temperatur im Juni den 15. Monat in Folge einen Rekordwert für den entsprechenden Monat des Jahres. Sie betrug im Juni 20,85 Grad - der Wert bezieht sich auf die Temperaturen zwischen den beiden 60. Breitengraden. Dies entspricht auf der Nordhalbkugel der Breite von Sankt Petersburg, auf der Südhalbkugel verläuft dieser Breitengrad südlich von Feuerland.
"Dies ist mehr als nur eine statistische Kuriosität, sondern verdeutlicht einen großen und anhaltenden Klimawandel", erklärte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. "Selbst wenn diese besondere Serie von Extremen irgendwann endet, werden wir zwangsläufig neue Rekorde erleben, wenn sich das Klima weiter erwärmt. Dies ist unvermeidlich, wenn wir nicht aufhören, Treibhausgase in die Atmosphäre und die Ozeane zu leiten."
Zu den Temperaturrekorden könnte unter anderem das natürliche Wetterphänomen El Niño beigetragen haben. Es sorgt alle paar Jahre für einen Anstieg der Wassertemperaturen in Teilen des Pazifiks und höhere Lufttemperaturen.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der EU-Klimadienst Copernicus meldet, dass die globale Durchschnittstemperatur im Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 um 1,64 Grad über dem vorindustriellen Niveau lag, was den 1,5-Grad-Schwellenwert überschreitet
- Der Juni 2024 war der zwölfte Monat in Folge, in dem diese Schwelle erreicht oder überschritten wurde
- Europa erlebte im Juni 2024 ebenfalls extreme Hitze und Starkregen, wobei einige Regionen von Überschwemmungen betroffen waren
- Die durchschnittliche Oberflächen-Lufttemperatur im Juni betrug 16,66 Grad, was 0,67 Grad über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 lag