Politik
Enthüllt: SPÖ will Polizei-Zeugnis von nächstem Chef
Jeder der 73 Bewerber um den SPÖ-Chefsessel muss jetzt ein Bewerbungsformular an die Bundespartei übersenden. "Heute" weiß, was eingefordert wird.
Das "Casting" der 73 Bewerber – darunter auch eine Giraffe – um den SPÖ-Chefsessel geht in die heiße Phase. Am Dienstag verschickte die Bundesgeschäftsstelle an alle das Formblatt, das sie bis Freitag ausgefüllt retournieren müssen. Machen sie das per Post, gilt der Poststempel als Frist. "Heute" verrät, welche Daten und Details die Interessenten preisgeben müssen.
Strafregisterauszug per PDF
Neben persönlichen Angaben wie akademische Titel, Geburtsdatum, Adresse oder beruflicher Funktion müssen alle Kandidaten einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben (1.500 Zeichen knapp) und ein Foto per PDF anfügen. Und: Alle – auch Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil – brauchen einen weniger als 14 Tage alten Strafregisterauszug.
Die Bewerber müssen darüber hinaus bis Freitag (12 Uhr) auch 30 Unterstützungserklärungen von SPÖ-Mitgliedern übermitteln und bestätigen, dass sie nicht Mitglied einer anderen Partei sind und sich zu den Grundsätzen der Sozialdemokratie bekennen. Auch mit dem Mitgliedsbeitrag darf man nicht im Rückstand sein.
Rendi am Stimmzettel ganz oben
Von 24. April bis 10. Mai geht dann die Mitgliederbefragung (per Briefwahl und Onlinevoting) über die Bühne. Als Erstes wird gefragt, ob die amtierende Parteichefin das auch bleiben soll. Es folgt Doskozil, dann die übrigen Kandidaten, gereiht nach Einlangen ihrer Bewerbung. Die Befragung wird per Post und online durchgeführt, doppelte Stimmabgaben sollen nicht möglich sein.
Mit Rücktrittsaufforderungen dreier steirischer Bürgermeister sah sich am Montag SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch konfrontiert. Er meinte, die Mitgliederbefragung solle nur "ein Stimmungsbild" liefern, die Wahl des Vorsitzenden erfolge dann am Bundesparteitag. Daran hielt er auch am Dienstag fest: Wenn das Ergebnis der Befragung vorliege, werde das der Bundesvorstand bewerten. Man werde dieses Votum jedoch "sehr ernst nehmen". Christian Deutsch hoffe auf ein "Ende der permanenten Querschüsse".
Babler trotz Rück-Reihung guter Dinge
Neben Rendi-Wagner und Burgenlands Hans Peter Doskozil werden auch Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler Chancen auf den Parteivorsitz eingeräumt. Er übte im "Heute"-Talk Kritik an der Abwicklung der Mitgliederbefragung: "Ich bin nicht angetreten, um mich mit einem Prozess aufzuhalten, den ich nicht einmal mitgestaltet habe, und wo in diesem Chaos alle zwei Tage während des Spiels die Spielregeln geändert werden."
Dass er am Stimmzettel relativ weit hinten gereiht sein wird, nimmt er locker: "Ich stehe dafür, die Mitglieder ernst zu nehmen. Unsere Mitglieder werden unterschätzt. Die wissen besser als irgendwelche PR- und Machtstrategen, welche Veränderungen es braucht." Er wolle sich nicht damit aufhalten, wo er auf der Liste stehe, habe bei der NÖ-Landtagswahl vom letzten Platz die zweitmeisten Vorzugsstimmen geholt.