Nur einige Tage nachdem Russland in 2022 in die Ukraine eingefallen war, schlug Putin bei anfänglichen Verhandlungen ein Friedensabkommen vor. Dieses Dokument, zusammen mit weiteren, angepassten Versionen davon, konnte kürzlich von russischen Investigativ-Journalisten von Systema eingesehen werden.
Meduza und das Radio Free Europe berichteten darüber. Russland hat demnach der ukrainischen Delegation den Vorschlag während der dritten Gesprächsrunde in Belarus am 7. März 2022 vorgelegt. Das Dokument enthält eine Liste von Bedingungen für einen Waffenstillstand und ein Friedensabkommen.
Das Dokument besteht aus sechs Seiten mit dem Haupttext des Abkommensentwurfs und vier Seiten mit Anhängen. Die 18 Artikel des Vorschlags berühren eine breite Palette von Themen, darunter Anforderungen an die Neutralität der Ukraine, die Grenzziehung und humanitäre Belange wie Sprache, Religion und Geschichte.
Anfang März stimmte die ukrainische Delegation vorläufig der offenbar wichtigsten Forderung Russlands zu: ein "dauerhaft neutraler Staat" zu werden, der weder der NATO beitreten noch die Stationierung ausländischer Truppen auf seinem Gebiet zulassen würde.
Die Verhandlungen brachen im April 2022 ab. Bis dahin wurden die Bedingungen einige Male angepasst, aber offenbar nicht genug. "Das Dokument war so aufgebaut, als ob die Ukraine der Aggressor wäre und auf dem Schlachtfeld besiegt worden wäre", wird ein Experte in Meduza zitiert. Doch seither scheinen sich die Forderungen nur verschärft zu haben.
Laut einer Quelle, die mit Putins Position zum Verhandlungsprozess vertraut sein soll, habe er absichtlich keine Kriegsziele definiert. "Wenn er will, wird er sagen, dass er einen Landkorridor zur Krim geschaffen und 'Noworossija' zurückerobert hat; wenn er es vorzieht, wird er stattdessen sagen, dass er die gesamte Energieinfrastruktur der Ukraine zerstört hat." Zuletzt soll Putin nach der Kursk-Offensive seinem inneren Kreis aktiv vermittelt haben, dass Russland bis zur vollständigen Kapitulation der Ukraine kämpfen werde.