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Engpass spitzt sich zu – fast 600 Medikamente fehlen
Schon im vergangenen Winter hatte Österreich mit einem Medikamenten-Engpass zu kämpfen. Immer noch fehlen hierzulande fast 600 Arzneimittel.
Der Engpass bei Medikamenten in den Apotheken spitzt sich im Herbst wieder zu. Besonders schlimm war die Lage vergangenen Winter. Plötzlich waren Antibiotika und Hustensäfte für Kinder, sowie viele andere Schmerzmittel in den Apotheken nicht erhältlich.
"Glaube nicht, dass Situation besser wird als im vergangenen Winter"
Die Situation dürfte allerdings nicht einfacher werden. "Um ehrlich zu sein, bin ich schon in Sorge. Ich glaube nicht, dass die Situation besser wird als im vergangenen Winter", sagte Apothekerkammer-Vizepräsidentin Monika Aichberger zuletzt in den "OÖN".
Wie das "Profil" berichtet, sind derzeit in Österreich fast 600 Medikamente Mangelware, darunter Antibiotika, Schmerz- und Krebsmittel.
So fehlen etwa die Arzneimittel Montelukast, ein Medikament für Asthmatiker, oder Duloxetin gegen Angststörungen, oder Metformin zur Behandlung von Diabetes Typ 2. Auch Blutdrucksenker, sowie Medikamente gegen Migräne, Parkinson, HIV, Epilepsie, Brust- und Prostatakrebs sind nur eingeschränkt oder gar nicht verfügbar.
Ein Grund für die Situation seien die Produktionen im Ausland. Aus Kostengründen produzieren die meisten Arzneimittelhändler nicht mehr in Europa, sondern fast nur noch in Asien.
Rauch versprach Besserungen
Nach den Engpässen im vergangenen Winter versprach Gesundheitsminister Johannes Rauch Besserungen. Im Herbst werde die Versorgung sichergestellt sein, hieß es. Mängel könnten "im nächsten Winter nicht mehr auftreten".
So wollte der grüne Minister etwa die seit längerem diskutierte Wirkstoffverschreibung vorantreiben. Das bedeutet, dass Ärzte nicht mehr ein konkretes Produkt verschreiben, sondern nur den Wirkstoff. Apotheken könnten dann einfacher auf andere Präparate ausweichen und Lieferengpässe vermeiden, hieß es dazu aus dem Ministerium.
Eigene Task Force
Nun ist es Herbst und Änderungen gab es bislang keine. 580 Präparate fehlten im Frühjahr zur Gänze oder teilweise, 584 waren es am vergangenen Freitag.
Sogar eine Task Force zur Eindämmung von Vertriebseinschränkungen wurde ins Leben gerufen. Diese erstellte bereits im Frühjahr eine Bevorratungsliste: Eine Aufstellung kritischer Medikamente, welche die Pharmabranche auf Lager legen soll. Eine zugehörige Verordnung des Gesundheitsministeriums liegt aber bis heute nicht vor, was eine Umsetzung erschwert. Diese wäre nötig, um den Pharmasektor zur Lagerhaltung zu verpflichten, berichtet das "Profil" weiter.
Preisfrage
Auch aus finanziellen Gründen könnte es in diesem Winter erneut zu einem Engpass kommen. Häufig werden Medikamente in mehr als nur einem Land vom Markt genommen, allerdings sind nicht alle Länder im gleichen Ausmaß von Krankheiten betroffen. Wer mehr zahlt, kämpft tendenziell seltener mit Engpässen, heißt es in dem "Profil"-Bericht. Österreich gilt eher als Billigpreisland in Bezug auf Medikamente.
Insgesamt herrscht bei den Preisen in Europa ein Nord-Süd-Gefälle. Wenn der Nachschub begrenzt ist, werden jene Länder vorzugsweise beliefert, die besser zahlen.