Politik
Eklat im ORF! Doskozil kontert Untergriff Armin Wolfs
Showdown um die SPÖ – Rendi-Wagner tritt zurück, Babler unterliegt und Doskozil gewinnt die Mitgliederbefragung. Der Gewinner ließ im ORF aufhorchen.
Ein Nationalratswahlkampf auf Bundesebene, "wie soll das gehen mit dieser lädierten Stimme?" – mit dieser Frage an Studiogast Hans Peter Doskozil sorgte ORF-Moderator Armin Wolf Dienstagnacht in der ZIB2 für einen Eklat im ORF.
Burgenlands Landeshauptmann war tags zuvor bei der SPÖ-Mitgliederbefragung zum Sieger des Dreier-Rennens um die Parteispitze gewählt worden, am Dienstag ging es dann Schlag um Schlag weiter. Pamela Rendi-Wagner kündigte ihren Rückzug an, in den Parteigremien wurde daraufhin heftigst um die Frage eine mögliche Stichwahl durch die Basis zwischen Doskozil und Herausforderer Andreas Babler gestritten. Mit knapper Mehrheit erteilten die Parteigranden dieser Idee dann eine Absage – entschieden wird beim Bundesparteitag am 3. Juni.
Doskozil weist Wolf in die Schranken
Zurück zur ZIB2, wo Wolf Doskozil mit der untergriffigen Frage nach seiner Stimme konfrontierte: "Herr Wolf, ich hätte jetzt nicht gedacht, dass Sie auch einstimmen, mit diesem Kreis derjenigen, die das Thema auf den Tisch legen", zeigte sich der SPÖ-Chef-Kandidat über den Angriff des ORF-Anchors enttäuscht. Schroff stellte er klar: "Ich habe eine Wahl gewonnen mit dieser Stimme, die Absolute im Burgenland erzielt. Da gab es übrigens auch Wahlkampf – eine Wahl im Burgenland findet nicht ohne Wahlkampf statt".
Der Moderator setzte dann aber sogar noch einen drauf: "Bei allem Respekt ist das ganze Bundesgebiet doch sehr viel größer und ein Nationalratswahlkampf sehr viel länger..."
„"Zurufe von außen, egal von wem, brauche ich in dieser Frage sicherlich nicht!" – Hans Peter Doskozil“
Auch für die SPÖ-Mitgliederbefragung sei er durch das Bundesgebiet, mit Ausnahme Tirol und Vorarlberg ("Das ist sich nicht mehr ausgegangen"), getourt und habe unzählige Veranstaltungen absolviert.
VIDEO: Das Aufreger-Interview mit Doskozil in der ZIB2
Mit scharfen Worten weist er Kritiker in die Schranken: "Die Einschätzung bezüglich meiner Stimme, ob ich das Programm absolvieren kann, ob ich geeignet bin als Politiker, die treffe in erster Linie ich! Ich muss mich selber einschätzen können, ob ich dieser Situation gewachsen bin. Und in weiterer Folge der Wähler."
Im Burgenland habe der Wähler diese Einschätzung auch goutiert, erinnert Doskozil. "Zurufe von außen, egal von wem – von Parteifreunden oder nicht Parteifreunden – brauche ich in dieser Frage sicherlich nicht!"
Stimm-Frage sorgt für Aufregung
Direkt nach dem Interview war das Entsetzen bei einigen Zusehern groß. "Thematisierung der Stimmprobleme von Doskozil von Wolf deutlich unter Gürtellinie", schrieb etwa Alfred Hoch.
"Schwerer Untergriff, wie grobschlächtig Armin Wolf die Behinderung von LH Doskozil thematisiert. Ihm praktisch abspricht, wegen seiner heiseren Stimme einen Wahlkampf führen zu können. Finde ich übel, tut mir leid. So geht‘s nicht", tönte Thomas Mayer.
Stichwahl, Bundesparteitag, Babler
Warum sei er nun gegen eine Stichwahl? In der SPÖ habe man sich einstimmig ein Prozedere auferlegt, das eben die Mitgliederbefragung und einen darauf folgenden Parteitag "mit bindendem Ergebnis" vorgesehen habe. Diese Entscheidung, auch wenn sie knapp sei, sei zu akzeptieren – mit dieser Einstellung sei er zum Parteipräsidium nach Wien gefahren.
Dass er dort sogar mit Rückzug gedroht habe, bestätigte Doskozil. "Ich hab da sicherlich kein Kalkül dahinter." Dass er feige wäre, könne man ihm zudem "beim besten Willen nicht vorwerfen".
Er nehme mit seinen Schritten sehr viel Risiko, würde den Weg aber nicht gehen, wenn es trotz der unguten Situation nicht möglich wäre, "Wahlen zu gewinnen", so Doskozil. Er habe im Parteipräsidium den Eindruck bekommen, dass es nur darum gegangen sei, einen Kandidaten zu forcieren beziehungsweise einen Kandidaten trotz Mitgliederentscheid zu verhindern.
"Dafür bin ich in weiterer Folge nicht zu haben", so Doskozil. Gehe es nur darum, dann solle es so sein, dann werde er auch zur Seite treten und Babler unterstützen. Unterstützung käme aber aus "sechs, sieben Bundesländern", deswegen werde es am "Ende des Tages" auch einen Entscheid zwischen Babler und ihm geben.
Einer Stichwahl durch die Parteimitglieder vor dem Bundesparteitag erteilte Doskozil eine klare Absage. Er wolle endlich einen Schlussstrich: "Irgendwann ist es auf Dauer vorbei mit diesen ganzen Spaßetteln. Wir sind keine Kindergartenveranstaltung. Irgendwann muss man das auch ernst nehmen."
Die Entscheidung sei getroffen worden, "auch ich unterwerfe mich dieser Entscheidung". Über persönliche Befindlichkeiten und Verletzungen müsse man stehen, die offenen Fragen seien am Parteitag zu klären
Doskozil würde "selbstverständlich" Babler unterstützen
Doskozil blieb auch in weiterer Folge sachlich, so etwa bei der Frage, was ihn besser als Konkurrenten Babler mache. Es gehe nicht darum, sich zu vergleichen, so der SPÖ-Mann.. Es gebe durchaus Unterschiede bei Mindestlohn, Arbeitszeitverkürzung und Asylpolitik, doch habe er sich mit Bablers inhaltlichen Programm auch nicht bis ins letzte Detail auseinandergesetzt. Doskozil betont, dass er sich aber über Themen definieren und profilieren wolle und nicht über den Vergleich mit anderen Politikern oder Parteien.
Und: Egal wie der Parteitag ausgehe, müsse man aufeinander zugehen und zusammenarbeiten. Eine Mehrheit werde jedenfalls am Parteitag für einen Kandidaten ausreichen – und sollte Babler gewinnen, werde er ihn "selbstverständlich" unterstützen.