Politik

Durchseuchung läuft  – Ärzte gehen auf den Minister los

Die Österreichische Ärztekammer übt an der neuen Corona-Strategie scharfe Kritik und nimmt sich Gesundheitsminister Johannes Rauch zur Brust.

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Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).
apa/picturesdesk ("Heute"-Montage)

Die von Gesundheitsminister Johannes Rauch verkündeten Strategie-Änderungen beim Umgang mit dem Coronavirus in Österreich durch die baldige Reduktion der Gratis-Tests und die stark gelockerten Quarantäneregeln stoßen bei Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, auf Verwunderung: "Wenn man ganz offensichtlich eine mögliche Herdenimmunität erreichen und das Virus durchrauschen lassen will, dann sollte man das auch genauso kommunizieren – und dieses Ziel nicht in ein neues Verordnungschaos verpacken, das niemand versteht."

Verordnungschaos ist nicht mehr kontrollierbar

Diese neuen Verordnungen werden, so Mayer, auch nicht mehr effektiv kontrollierbar sein. Daher seien sehr hohe Neuinfektionszahlen in Österreich weiter garantiert: "So werden die Zahlen kaum nach unten gehen, was unsere Gesundheitsversorgung an den Rand des Kollaps bringen wird. Schon jetzt sind die so genannten COVID-Normalstationen überlastet – einerseits, weil teilweise bis zu 20 Prozent des Spitalspersonals selbst infiziert sind und ausfallen und andererseits, weil uns aufgrund der vielen an Corona Erkrankten bereits die Betten ausgehen. Das Anpeilen einer möglichen Herdenimmunität wird auf dem Rücken des Spitalspersonals ausgetragen und geht zu Lasten der Qualität in der Patientenversorgung."

Außerdem müsste, betont Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, endlich dafür gesorgt werden, dass Ärztinnen und Ärzte automatisch sofort darüber informiert werden, wenn einer ihrer Risikopatienten an Corona erkrankt: "Nur so können die Ärzte ihren Patienten die verfügbaren Corona-Medikamente rasch und unkompliziert zukommen lassen, um schwere Verläufe mit Hospitalisierung zu verhindern. Damit könnte das System entlastet werden. Dass diese Information automatisch übermittelt wird, fordern wir seit zwei Jahren – umgesetzt wurde nichts. Jetzt wäre es höchste Zeit."

"Gehen sehr hohes Risiko"

Schon jetzt liege Österreich laut aktuellen Zahlen des Statistikportals "Our World in Data" mit über 300 hospitalisierten an COVID-19-Erkrankten (Stichtag: 14.3. 2022) europaweit betrachtet unter den Top 5. Mayer: "Unser Spitalspersonal kämpft seit fast genau zwei Jahren mit übermenschlichem Einsatz gegen das Coronavirus und hat dafür gesorgt, dass Österreich bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen ist, mit der Rücknahme fast aller Sicherheitsmaßnahmen gehen wir ein sehr hohes Risiko, das sich im Herbst noch als Bumerang erweisen könnte."

Man dürfe zudem auch die noch nicht exakt abschätzbaren Folgeschäden durch Long-COVID nicht vergessen, betont Mayer – für jeden einzelnen Betroffenen, aber auch für die künftige Gesundheitsversorgung in Österreich: "Das kann noch für uns alle sehr teuer und belastend werden."

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