Bürger in Sorge

Drogen, Gewalt & Obdachlose – Hotspots immer schlimmer!

Obdachlose auf der Mahü, Dealer am Yppenplatz: Wiens Hotspots stehen vor dem Abgrund. Bürger sind alarmiert, die Politik ringt um Lösungen.
Christoph Weichsler
16.02.2025, 06:30

Die Mariahilfer Straße und der Yppenplatz – zwei Viertel, die kaum unterschiedlicher sein könnten und doch eines gemeinsam haben: Die Mariahilfer Straße droht zu verkommen, weil Obdachlose die Einkaufsmeile zunehmend in Beschlag nehmen, Bettelei überhandnimmt und Geschäftsleute fliehen.

Am Yppenplatz hingegen wächst das Gewalt- und Drogenproblem. Während tagsüber das bunte Treiben des Brunnenmarktes dominiert, übernehmen nachts Dealer und Kriminelle das Viertel. Zwei völlig verschiedene Entwicklungen – aber beide werden im Wahlkampf 2025 eine zentrale Rolle spielen.

Mariahilfer Straße: Wenn Einkaufen zur Nebensache wird

Die Mariahilfer Straße, einst eine der renommiertesten Einkaufsstraßen des Landes, hat sich stark verändert. Wer hier auf der größten Einkaufsstraße Wiens heute spazieren geht (bis zu 75.000 Menschen pro Tag), begegnet nicht nur Touristen und Shopping-Fans, sondern auch immer mehr Obdachlosen. Sie schlafen in Hauseingängen, lagern auf Parkbänken und hinterlassen Müll. Passanten werden regelmäßig um Geld gebeten – mal höflich, mal aggressiv.

Die Problematik spitzt sich zu, denn das Image der Straße leidet. Viele Kunden fühlen sich zunehmend unwohl, meiden die Mahü am Abend und ziehen andere Einkaufsviertel vor. Besonders brisant: Die Nähe zur Gumpendorfer Straße, die als Drehscheibe des Drogenhandels gilt. Viele Süchtige holen sich dort ihren Stoff und ziehen dann auf die Mariahilfer Straße weiter – ein Kreislauf, der kaum durchbrochen wird.

Die Folgen: Immer mehr Geschäfte geben auf

Der Handel schlägt Alarm. 2022 schloss der Nike-Flagshipstore, viele kleinere Geschäfte kämpfen mit sinkenden Umsätzen. Kunden, die sich auf der Mahü nicht mehr wohlfühlen, kaufen lieber in Einkaufszentren oder auf sichereren Straßen ein. Die Leerstände häufen sich, und mit ihnen wächst die Gefahr, dass sich das Viertel noch weiter abwärts bewegt – wir berichteten.

Einige Händler fordern bereits drastische Maßnahmen, um das Image der Einkaufsstraße zu retten. Doch die Politik ist gespalten. Die Stadtregierung setzt auf Sozialarbeit und langfristige Konzepte, während ÖVP und FPÖ härtere Maßnahmen fordern – darunter ein Alkoholverbot auf offener Straße und die Entfernung von Liegeflächen.

Yppenplatz: Hipster-Treffpunkt oder Gefahrenzone?

Während sich auf der Mariahilfer Straße die Problematik rund um Obdachlose zuspitzt, hat der Yppenplatz ein völlig anderes Problem: Kriminalität. Tagsüber ist er ein belebtes Viertel, bekannt für seine multikulturelle Atmosphäre und den Brunnenmarkt. Doch mit Einbruch der Dunkelheit kippt die Stimmung.

Die Nähe zur U-Bahn-Station Josefstädter Straße und zum Obdachlosenzentrum "Josi" macht den Platz besonders attraktiv für Dealer. Hier wird mit Drogen gehandelt, konsumiert und nicht selten kommt es zu Auseinandersetzungen. Die Polizei ist regelmäßig vor Ort, doch die Kriminellen sind schnell wieder verschwunden. Anrainer berichten, dass es keine Nacht gibt, in der nicht gedealt wird – und die Polizei oft machtlos wirkt.

"Sehe Drogendeals aus meinem Fenster!"

"Heute" war bei einem der Grätzelgespräche vor Ort, wo Anrainer, Polizei und Sozialarbeiter gemeinsam Lösungen suchen. Ein Bewohner schildert seine Erlebnisse: "Ich sehe aus meinem Fenster regelmäßig Drogendeals – immer wieder dieselben Gesichter." Besonders schockierend: Er entdeckte sogar einen sogenannten Drogenbunker, also einen Platz, an dem Dealer ihre Ware verstecken, um nicht mit großen Mengen erwischt zu werden.

Der Anrainer meldete den Fund sofort der Polizei. Doch die Dealer passten sich an: "Kaum war die Polizei da, suchten sie sich einfach einen neuen Bunker. Das geht hier schon seit Jahren so."

Eskalation 2024: Eine Schießerei schockiert das Viertel

2024 kam es zu einem Vorfall, der viele Anrainer alarmierte: Eine Schießerei mitten auf dem Yppenplatz, zwei Männer schwer verletzt. Die Polizei stellte später einen Rucksack mit Drogen sicher – ein Beweis dafür, dass das Viertel längst zur Drehscheibe des illegalen Handels geworden ist.

Doch das war nicht der erste dramatische Vorfall. Schon ein paar Jahre zuvor wurde hier eine 54-jährige Passantin mit einer Eisenstange erschlagen – der Täter war ein Obdachloser ohne Aufenthaltsgenehmigung. Und insbesondere in den letzten Jahren häufen sich die Berichte über gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Dealern und Süchtigen.

Politik unter Druck: Wer kann Wiens Hotspots retten?

Die Stadtregierung setzt auf verstärkte Polizeipräsenz und "Grätzelgespräche" mit Anrainern und Sozialarbeitern. Doch viele fragen sich: Reicht das? Während SPÖ-Bürgermeister Ludwig den sozialen Ansatz verteidigt, setzen ÖVP und FPÖ auf härtere Maßnahmen.

Besonders in der Diskussion steht die Frage, ob Wien nicht drastischere Schritte setzen muss – ähnlich wie bereits am Praterstern oder zuletzt am Franz-Jonas-Platz, wo Alkoholverbotszonen eingeführt wurden.

Übernimmt Wien die Polizei?

Ein Vorschlag sorgt für Diskussionen: Ludwig will, dass Wien die Kontrolle über Polizei und Rettung übernimmt, anstatt sich dem Bund zu unterstellen. Die Idee: Mehr Eigenverantwortung für Wien, um schneller auf Problemzonen reagieren zu können.

Kritiker halten das jedoch für ein Ablenkungsmanöver, das keine echte Verbesserung bringt. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob eine Alkoholverbotszone auch auf der Mahü oder am Yppenplatz eine Lösung wäre – oder ob es weitreichendere Maßnahmen braucht, um den Niedergang der Viertel aufzuhalten.

Zwei Hotspots, zwei Krisen – und keine schnelle Lösung in Sicht

Die Probleme auf der Mariahilfer Straße und am Yppenplatz könnten kaum unterschiedlicher sein. Während die Mahü mit Verwahrlosung, Bettelei und dem Rückzug von Händlern kämpft, ist der Yppenplatz längst ein Brennpunkt für Kriminalität und Drogenhandel. Doch eines haben beide gemeinsam: Es besteht Handlungsbedarf!

{title && {title} } CW, {title && {title} } 16.02.2025, 06:30
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