Politik

Dosko-Powerplay: "Die SPÖ muss zurück ins Kanzleramt"

In einer Eishalle startete Hans Peter Doskozil mit feurigen Worten seinen Wahlkampf um den SPÖ-Vorsitz. "Die Ampel ist mein Ziel", sagt er zu "Heute".

1/9
Gehe zur Galerie
    Hans Peter Doskozil besuchte das Match der "spusu Vienna Capitals" gegen Bozen.
    Hans Peter Doskozil besuchte das Match der "spusu Vienna Capitals" gegen Bozen.
    Sabine Hertel

    Freitagabend, Steffl-Arena in Kagran: Die "spusu Vienna Capitals" stehen vor dem wichtigen Halbfinal-Kracher in der "Best of 7"-Serie gegen Bozen. Die Eishalle in der Wiener Donaustadt ist ausverkauft. Kurz nach 18 Uhr fährt einer der prominentesten Besucher an diesem Abend vor: Burgenland-Chef und SPÖ-Vorsitzkandidat Hans Peter Doskozil.

    Es ist ein symbolträchtiger Ausflug des 52-Jährigen: Nach der Abgabe von 440 Unterstützungserklärungen zu Mittag führt ihn sein erster Termin als Bewerber um den SPÖ-Chefsessel in die Bundeshauptstadt – genauer gesagt in einen Flächenbezirk. Ein Anknüpfungspunkt an seine letzte bundespolitische Funktion: Als Sportminister verfolgte Doskozil zahlreiche Spiele der Caps von der Tribüne. 

    "Ah, der nächste SPÖ-Chef"

    Das Hallen-Comeback beginnt für den roten Granden nach Plan. Schon die Security-Mitarbeiter begrüßen ihn freundlich: "Ah, der nächste SPÖ-Chef." Doskozil lächelt höflich. "Wie können wir für Sie wählen?", setzen die beiden Männer nach. "Jetzt nur, wenn ihr SPÖ-Mitglieder seid..."

    Das Warm up verfolgt Doskozil mit dem derzeit gesperrten Caps-Star Rafael Rotter neben der Bande. Er fühlt sich merkbar wohl in der Masse – die Steffl-Arena ist brechend voll. Dosko posiert geduldig für Selfies, überrascht mit Fachwissen. "Aber man braucht zwei bis drei Spiele, bis man bei diesem rasanten Sport auf der Tribüne den Überblick behält. Im Fernsehen sieht man die Dinge genauer ..."

    Während Doskozil rechtzeitig zum Anpfiff vom Vereins-Präsidenten und SPÖ-Urgestein Hans Schmid (er war einst Boss des Sozi-Sprachrohrs "Arbeiterzeitung") empfangen wird, trudeln am Handy von Pressesprecherin Jasmin Puchwein schon Schnappschüsse der Fans aus der Halle in einer Unterstützer-Gruppe ein. Die Wiener Parteimitglieder haben den Landeshauptmann erspäht. "Caps for Dosko" texten sie ihr. Rathaus-Granden der Wiener SPÖ – wie etwa Sport-Stadtrat Peter Hacker – lassen sich an jenem Abend übrigens nicht blicken. 

    "Fouls gibt es überall. Im Sport und in der Politik"
    Alte Bekannte: Teamlegende Vastić, Landeschef Doskozil
    Alte Bekannte: Teamlegende Vastić, Landeschef Doskozil
    zVg

    Dafür stößt eine andere Sportlegende zu der Truppe – Teamheld Ivica Vastić. "Lange nicht gesehen, schön, dass du zurück bist", sagt er und taucht in ein Fachgespräch mit Fußball-Fan Doskozil ein. Der burgenländische Rapid-Anhänger kann sich eine Spitze Richtung des violetten Nachwuchstrainers nicht verkneifen: "Die Caps haben mehr Zuseher als die Austria."

    7.022 sind es bei der Partie gegen die Südtiroler. "Naja, Fouls gibt es überall. Im Sport und in der Politik", fasst Ivo Vastić in seinem Konter auch die aktuelle Situation der SPÖ treffend zusammen. Das Angebot, in den Drittelpausen nochmals aufzutreten, lehnt Doskozil ab. Es sei dünnes Eis: "Bei Sportveranstaltungen muss man als Politiker sehr zurückhaltend sein", meint der Landeschef. "Ich habe beim Fußball schon erlebt, dass Politiker nach zwei Sätzen gnadenlos ausgepfiffen wurden."

    "Klare sozialdemokratische Handschrift"

    Dafür nützt "Heute" die Pausen für ein Gespräch über Doskozils Powerplay im Kampf um den Chefsessel. "Jetzt geht es darum, die Mitglieder anzusprechen und seine Ideen vorzustellen. Meine Kernthemen – Mindestlohn, Pflege, Wohnen – liegen auf dem Tisch." Es gehe für ihn darum, "eine von Hausverstand getragene Politik mit sozialdemokratischer Handschrift zu machen", skizziert Doskozil. "Vieles davon haben wir im Burgenland schon umgesetzt. Ich habe für alle erkennbar klare Linien und würde mein Programm – nach einem Zugehen auf die Gewerkschaften – gerne auch im gesamten Land ausrollen."

    "Partei gehört den Mitgliedern"

    Was er zu den von Fußball-Legende Vastiić angesprochenen Fouls in der Politik sagt? Immerhin ist Doskozil wiederholt hart gegen Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner eingestiegen. "Ich möchte nicht mehr in die Vergangenheit oder auf die anderen Kandidaten schauen, sondern mein Programm auf den Tisch legen", sagt er. Genau das tut er jetzt in einer Rallye durch die Bundesländer. Untertags ist er Landeshauptmann, abends und an den Wochenende SPÖ-Kandidat. Dabei lenkt er auch das Auto selbst: "Das ist eine parteipolitische Tour, da werde ich selbst am Steuer durch Österreich fahren", kündigt der frühere Minister und Polizeichef an.

    Verärgert zeigt er sich im "Heute"-Gespräch über die jahrelange Praxis von Hinterzimmer-Absprachen in der SPÖ: "Es geht nicht, dass sich einige wenige Spitzen-Funktionäre die Regeln für die Partei oder personelle Besetzungen ausmachen. Die SPÖ gehört in ihrer Gesamtheit den Mitgliedern, daher ist es gut, dass sie jetzt über den Vorsitz bestimmen dürfen – und später vielleicht auch einmal über etwaige Koalitionen."

    Mit einem "breiten Team" möchte er auch seine Kritiker in den eigenen Reihen einbinden: "Um wieder erfolgreich zu sein, ist es zentral, dass wir die SPÖ nach dieser Mitgliederbefragung wieder einen und eine innere Ruhe in die Partei bringen", gibt er sich versöhnlich.

    "Die Ampel ist mein erklärtes Ziel."

    Das "oberste Ziel" müsse es sein, "wieder Wahlen zu gewinnen", erklärt Doskozil. "Denn wenn man davon überzeugt ist, die richtigen Ideen zur Lösung der Probleme dieser Zeit zu haben und Verantwortung übernehmen will, muss man den Anspruch haben, dieses Land wieder zu gestalten." Er selbst sagt dazu: "Ich jedenfalls will das und sage das als burgenländischer Landeshauptmann und Vorsitzender einer selbstbewussten Landesorganisation auch ganz offen: Die SPÖ muss zurück ins Kanzleramt." Für ihn gebe es "interessante Koalitionsmöglichkeiten jenseits der ÖVP und jenseits der FPÖ", sagt Doskozil. Und fügt unmissverständlich an: "Die Ampel ist mein erklärtes Ziel."

    "Erfahrung, wie man Wahlen gewinnt"

    Nur so könne eine Neuauflage einer ÖVP/FPÖ-Koalition verhindert werden: "Mein erklärtes Ziel in der jetzigen Situation ist es, Schwarz-Blau zu verhindern." Was er als Hans Peter Doskozil dabei einbringen kann? "Politik ist auch insbesondere davon getragen, dass man Persönlichkeiten mit Erfahrungswerten an der Spitze hat. Im besten Fall mit Erfahrungswerten, wie man Wahlen gewinnt."

    Ludwig-Attacke? "War enttäuschend"

    Dass ihn Wiens Bürgermeister Michael Ludwig unlängst in einer Vorstandssitzung wegen einer gesundheitlichen Einschränkung attackiert hat ("In der Politik braucht man eine laute Stimme") habe ihn enttäuscht. Doskozil sagt aber: "In der Politik muss man auch einstecken können. Ich bin nicht nachtragend, wiewohl es natürlich enttäuschend und unangenehm war." Es nütze aber nichts, "zurückzublicken und in Wunden zu bohren – das bringt der SPÖ nichts". Doskozil: "Man muss immer positiv in die Zukunft blicken. Es kann in der Politik sehr schnell auch wieder nach oben gehen."

    Das hoffen übrigens auch die "spusu Capitals". Sie haben die Viertelfinal-Partie 2:5 verloren, liegen in der Serie nun 3:1 hinten. Am Sonntag müssen sich die Kagraner in Bozen gegen das Aus stemmen ...

    1/22
    Gehe zur Galerie
      Hans Peter Doskozil wurde im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 einer großen Öffentlichkeit bekannt. Hier im Bild: Der damalige Polizeidirektor mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
      Hans Peter Doskozil wurde im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 einer großen Öffentlichkeit bekannt. Hier im Bild: Der damalige Polizeidirektor mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
      Screenshot ORF
      An der Unterhaltung teilnehmen