Vielen Menschen bereitet Donald Trump heftige Sorgen. Der neue US-Präsident gilt als unberechenbar. Schon in seiner ersten Woche im Amt hat er über 50 präsidiale Dekrete unterzeichnet. Unter anderem benannte er den Golf von Mexiko in "Golf von Amerika" um, begnadigte rund 1.500 Kapitolstürmer und ließ Tausende irreguläre Migranten abschieben. Besonders seine Expansionspläne schüren Ängste – Trump will Grönland und sogar Kanada zu einem Teil der USA machen.
"Ich denke nicht, dass Trump verrückt ist", sagt Andreas Grassl. Der 29-jährige Wiener gehört zu den wenigen Polit-Influencern. Statt lustiger Videos oder Tanzclips erklärt er auf TikTok die Weltpolitik – mit Erfolg. Sein Account hat über 125.000 Abonnenten und 3,7 Millionen Likes.
Grassl ist überzeugt, dass Trump kein Wahnsinniger sein kann. "Wenn du verrückt bist, kommst du nicht so weit im Leben", behauptet er. Dass Trump ein großer Stratege ist, glaubt er aber auch nicht. Dafür müsste er in langen Zyklen denken – und das passe nicht zu seiner Persönlichkeit. "Ich glaube, dass er sehr reaktionär ist und kein Nein akzeptiert. Er ist extrem pragmatisch und denkt sich: 'Das will ich jetzt, also bekomme ich es auch'", so Grassl.
Für Grassl ist Donald Trump vor allem eines: ein Dealmaker. "Er interessiert sich nicht für Ideologie oder diplomatische Korrektheit – er fragt sich einfach, was in diesem Moment am besten für Amerika ist", sagt er. Wer ihm den besten Deal bietet, kann mit seiner Unterstützung rechnen. Viele befürchten, dass Trump sich nun mit China oder Russland verbündet. Doch Grassl sieht das anders: "Mit Europa hat er viel mehr gemeinsame Interessen und ein besseres Verhältnis. Europa ist der bessere strategische Partner."
Was ist also von seinen Expansionsplänen zu halten? Trump hat zuletzt bekanntlich immer wieder betont, dass er Grönland und Kanada zu US-Bundesstaaten machen will. Doch auch hier glaubt Grassl nicht, dass es zu einer Eskalation kommen wird. "Trump will in Wirklichkeit weder Grönland noch Kanada annektieren. Das würde für die USA keinen konkreten Vorteil bringen", erklärt er. Vielmehr geht es Trump um eines: Einfluss. In beiden Ländern hat er ein sehr konkretes, strategisches Interesse.
"Grönland ist definitiv interessant für die Amerikaner", so Grassl weiter. Doch Trump wird seiner Meinung nach das Land nicht einfach annektieren. Aber er wird etwas erreichen – vielleicht eine neue Militärbasis oder mehr Sicherheitsgarantien von Europa. Der Influencer ist der Meinung, dass der US-Präsident zusätzliche Ausbeutungsrechte für Rohstoffe oder mehr finanzielle Unterstützung von Dänemark anstrebt. "Trump hat das Maximalgebot gestellt, um sich später auf halber Strecke mit Dänemark zu einigen", glaubt er.
"Trump ist kein Zerstörer", sagt Grassl. "Wenn er das Gefühl hat, über den Tisch gezogen zu werden, wird er nachverhandeln. Aber er kommt nicht, um die NATO zu zerstören, wie viele befürchtet haben. Das wäre für ihn auch ein strategischer Nachteil."