Politik
Über 100.000 Euro – erste Strafe im Kurz-Prozess
Am Mittwoch startete der mit Spannung erwartete Prozess gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Bettina Glatz-Kremsner erhält eine Diversion.
Am Mittwoch startete der Prozess gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Mitangeklagt sind neben ihm auch die ehemalige ÖVP-Vizechefin Bettina Glatz-Kremsner und der Ex-Kabinettschef im Kanzleramt Bernhard Bonelli.
Keine Freiheitsstrafe für Ex-ÖVP-Vizechefin
Alle drei bekannten sich vor Gericht "nicht schuldig". Wie nun bekannt wurde, hat der Star-Anwalt von Bettina Glatz-Kremsner, Lukas Kollmann, für seine Mandantin eine Diversion verlangt. Diese geht durch. Eine Freiheitsstrafe für die Ex-ÖVP-Vizechefin ist somit vom Tisch.
Bei ihrer Einvernahme schilderte Bettina Glatz-Kremsner ihre schwierige Zeit im Jahr 2019. "Wir waren medial stark unter Beschuss und hatten negative Schlagzeilen. Am Freitag, den 13. März 2020 schlitterte mit dem Lockdown das Unternehmen in eine massive betriebswirtschaftliche Krise", so Glatz-Kremsner.
"Wir hatten tägliche Krisensitzungen. Ich möchte ein Bild zeigen, wie es vor der Einvernahme am 29. Juni bei der WKStA wirklich aussah." Sie habe die Einvernahme dann auf die leichte Schulter genommen, war nicht gut vorbereitet und habe "Fehler gemacht", sagte sie aus. Sie habe "Dinge gesagt", die sie "nicht hätte sagen sollen".
Strache-Chats bringen Glatz-Kremsner in Bedrägnis
"Mir war es wichtig, die Casinos in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen und auch meine Person. Ich habe daher das eine oder andere vielleicht kleingeredet", antwortete sie.
Vor allem die Strache-Chats brachten Glatz-Kremsner in Bedrängnis. "Ich habe mit Strache nie über Sidlo gesprochen", sagte sie beim U-Ausschuss. Der Richter hielt Glatz-Kremsner daraufhin Chat-Verläufe mit dem damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache vor. "Bezüglich Peter Sidlo ist alles auf Schiene! Danke für deine Unterstützung!", schrieb Strache. "Lieber Heinz, das freut mich. Unterstützung sehr gerne und aus Überzeugung", antwortete Glatz-Kremsner.
"Ich hätte angeben sollen, dass es diese Kommunikation gab", ärgerte sich die ehemalige Casinos-Chefin. Für sie war die Situation im Untersuchungsausschuss nicht leicht. Sie war sehr aufgeregt, da ihr ein Zettel zugesteckt wurde, wo drin stand, dass sie bereits Beschuldigte war. "Das stimmte damals aber noch nicht", ergänzte sie.
104.060 Euro Geldbuße für Glatz-Kremsner
Die ehemalige Casinos-Chefin wollte am Mittwoch vor Gericht keine Angaben zu Ihrem Einkommen machen. Sie hat laut SN einen Pensionsanspruch von 400.000 Euro im Jahr. Das sind etwa 1.100 Euro pro Tag.
Bei der Befragung von WKStA-Oberstaatsanwalt Koch schwieg Glatz-Kremsner eine halbe Stunde lang. Die Befragung von Kurz wird erst am zweiten Verhandlungstag erwartet.
Für Glatz-Kremsner ist der Prozess nun vorbei. Sie erhielt eine Geldbuße von 104.060 Euro. Diese müsse sie binnen 14 Tagen inklusive 100 Euro Pauschalkosten überweisen.