Seit rund einer Woche ist das Coronavirus in den Hintergrund gerückt. Der Grund: die Affenpocken. Viren, die nur selten beim Menschen vorkommen und noch viel seltener von ihm weitergegeben werden. Für gewöhnlich wird die Krankheit von kleinen Nagetieren übertragen. Doch aktuell breitet sich die pockenähnliche Erkrankung immer weiter in Europa aus. In Großbritannien, Spanien, Portugal, Italien sowie in der Schweiz gibt es Fälle – und auch in Österreich wurde die Infektion bei einem Patienten bereits bestätigt. Zuvor fand der größte Ausbruch von Affenpocken auf der westlichen Erdhalbkugel 2003 in den USA statt, als 47 Fälle festgestellt wurden.
Präriehunde hatten Kontakt mit Nagetieren
Tierarzt Dr. Kurt Zaeske infizierte sich genau während eines Ausbruchs in den USA im Jahr 2003 mit Affenpocken. "NBC News" beschreibt er die "beängstigende" Tortur, plötzlich krank zu werden, bevor die Behörden wussten, was passiert war. Der jetzt pensionierte Veterinärmediziner aus Wisconsin (USA) erzählt, er habe grippeähnliche Symptome und Läsionen entwickelt, nachdem er durch einen Kunden mit einem Affenpocken-infizierten Präriehund in Kontakt gekommen war.
"Meine Befürchtung war: 'Oh mein Gott, ist das eine exotische Krankheit? Ich muss herausfinden, was es ist", erzählt Zaeske. Seine Symptome ähnelten denen einer Grippe. Er hatte Fieber, Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Dann begann er, kleine Läsionen an seinem Körper zu entwickeln, darunter "eine große Blase an meinem Daumen, die sehr schmerzhaft war.
Der bisher größte Ausbruch von Affenpocken auf der westlichen Erdhalbkugel war 2003, als in den USA 47 Fälle festgestellt wurden. Zu diesem Zeitpunkt erkrankte Zaeske. Der Kunde mit dem Präriehund war ein Züchter exotischer Tiere, der auch Tiere an Tierhandlungen verkaufte. Er erzählte ihm, dass er eine Lieferung von Präriehunden erhalten hatte, von denen einige krank geworden und gestorben waren. Es stellte sich heraus, dass die Präriehunde irgendwann mit Nagetieren in Kontakt gekommen waren, die das Virus verbreiteten.
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Bei Affenpocken handelt es sich um eine selbst eliminierende Erkrankung. Eine lästige, langanhaltende Infektion, die zwei bis vier Wochen dauern kann und mit dem Abfallen der letzten Kruste endet. Bis dahin können die Symptome gelindert werden. Ansteckend ist man vom ersten Tag der Symptome bis zum Abfallen der letzten Kruste.
Twitter / Marc Van Ranst
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Laut Virologin Monika Redlberger-Freitz (Bild) kommt mit den Affenpocken keine neue Pandemie auf uns zu. Es handelt sich um eine Zoonose, die im Vergleich zu den menschlichen Pocken nur schwer übertragbar ist.
Getty Images/iStockphoto; HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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Affenpocken sind ein Pockenvirus, das 1958 bei Cynomolgus-Affen und 1970 beim Menschen nachgewiesen wurde. Das Virus besteht aus einem DNA-Kern in einer Proteinhülle, das von einer Hülle umgeben ist. Affenpocken sind zoonotisch, d.h. sie werden von Tieren (z. B. Nagetieren) auf den Menschen übertragen und umgekehrt. Infektionen beim Menschen werden häufig durch Tierbisse oder durch direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten verursacht. (im Bild: Partikel des Affenpockenvirus)
Science Photo Library / picturedesk.com
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Die Inkubationszeit bei Affenpocken beträgt bis zu 21 Tage, wobei die meisten bereits zehn bis 14 Tage nach dem Kontakt erkranken.
Wikimedia / CDC, gemeinfrei (Archivbild, 1971)
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Die Erkrankung beginnt mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, extremer Erschöpfung und sichtbar geschwollenen Lymphknoten. Ungefähr 1 bis 3 Tage nach Ausbruch des Fiebers tritt ein Ausschlag auf.
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In den Flecken des Ausschlags bilden sich Beulen, die dann zu Bläschen und Pusteln werden, die aufplatzen und verkrusten. Die Krusten fallen nach etwa vier Wochen dann ab.
Wikimedia / CDC, gemeinfrei (Archivbild)
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Die in Europa und den USA auftretende westafrikanische Variante des Virus führe in Afrika bei etwa einem Prozent der Erkrankten zum Tod.
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Es gebe auch eine zentralafrikanische Variante, bei der zehn Prozent der Fälle auf dem Kontinent tödlich verliefen.
REUTERS
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Der Nachweis erfolgt - wie beim Coronavirus und anderen Erregern - mit einer Probe des Betroffenen über einen sogenannten PCR-Test.
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Wegen mehrerer Fälle von Affenpocken in anderen europäischen Ländern hatte das Robert Koch-Institut (RKI) erst am 19. Mai zu Wachsamkeit aufgerufen.
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Die Übertragung erfolgt über engen Körperkontakt.
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Eine Pocken-Impfpflicht gab es in Österreich bis 1981.
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Damals gab es einen regelrechten Run auf die Pockenimpfung. Lange Warteschlangen vor dem Gesundheitsamt in der Gonzagagasse in Wien. (Bild zeigt Impfaktion in Wien; März 1972).
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Wer gegen Pocken geimpft wurde, hat die typische Pockenimpfnarbe am Körper.
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Aktuell gibt es keine Impfung gegen die Affenpocken. Ältere Personen, die noch gegen die Pocken geimpft worden sind, haben aber einen Vorteil. Die Impfung gibt einen Kreuzschutz von den Affenpocken, der derzeit bei 85 Prozent liegt.
VIA REUTERS
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In Österreich wurde bisher ein Fall bestätigt. Der Betroffene wird im Krankenhaus behandelt.
REUTERS
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Bei Affenpocken handelt es sich um eine selbst eliminierende Erkrankung. Eine lästige, langanhaltende Infektion, die zwei bis vier Wochen dauern kann und mit dem Abfallen der letzten Kruste endet. Bis dahin können die Symptome gelindert werden. Ansteckend ist man vom ersten Tag der Symptome bis zum Abfallen der letzten Kruste.
Twitter / Marc Van Ranst
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Laut Virologin Monika Redlberger-Freitz (Bild) kommt mit den Affenpocken keine neue Pandemie auf uns zu. Es handelt sich um eine Zoonose, die im Vergleich zu den menschlichen Pocken nur schwer übertragbar ist.
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Affenpocken sind ein Pockenvirus, das 1958 bei Cynomolgus-Affen und 1970 beim Menschen nachgewiesen wurde. Das Virus besteht aus einem DNA-Kern in einer Proteinhülle, das von einer Hülle umgeben ist. Affenpocken sind zoonotisch, d.h. sie werden von Tieren (z. B. Nagetieren) auf den Menschen übertragen und umgekehrt. Infektionen beim Menschen werden häufig durch Tierbisse oder durch direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten verursacht. (im Bild: Partikel des Affenpockenvirus)
Science Photo Library / picturedesk.com
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Die Inkubationszeit bei Affenpocken beträgt bis zu 21 Tage, wobei die meisten bereits zehn bis 14 Tage nach dem Kontakt erkranken.
Wikimedia / CDC, gemeinfrei (Archivbild, 1971)
"Wir wussten nicht, was es war"
Zaeske verschrieb den Tieren ein Antibiotikum, aber kurze Zeit später fühlten sich der Züchter und seine Schwester selbst krank. Zaeske kontaktierte ein staatliches Labor, um Proben der Präriehunde zu untersuchen. Nachdem er einen von ihnen behandelt und eingeschläfert hatte, begann er sich selbst krank zu fühlen. "Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr wohl. Und dann war ich natürlich sehr beunruhigt, weil wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, was es war". "Meine größte Angst war, dass ich meinen Daumen verliere und nicht mehr arbeiten kann", fügte er hinzu und bezog sich auf die Läsion.
In der Regel nicht tödlich
Zaeske bekam Antibiotika und erholte sich bald. Niemand sonst in seiner Familie oder seinem Personal wurde krank. Es stellte sich heraus, dass die infizierten Präriehunde den Züchter, dessen Schwester und Zaeske angesteckt hatten. Da die Welt seit 2003 viel vernetzter geworden ist, meint er heute: "Ich denke, man kann sehr deutlich sehen, dass jede Art von exotischer Krankheit jetzt ausbrechen und sich weltweit verbreiten kann".
Beim jetzigen neuen Ausbruch habe die Welt "Glück", dass dieser Stamm von Affenpocken "in der Regel nicht tödlich verläuft". Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation starben in der Vergangenheit etwa 1 Prozent der Menschen, die an dieser Art von Affenpocken erkrankten, verglichen mit bis zu 10 Prozent der Menschen, die sich mit einem anderen Stamm des Virus infizierten.