Politik
Diese eine Sache würde Andi Babler rückgängig machen
Persönlich wie nie spricht der neue SPÖ-Chef im "Frühstück bei mir" über allerhand Privates – und lässt mit einem Drogen-Sager aufhorchen.
Als Gast für Claudia Stöckls "Frühstück bei mir" auf Ö3 kam diese Woche nur einer in Frage: Andreas Babler, wohl der derzeit meistgenannte Name in Österreich. Der 50-Jährige plauderte über große Aufgaben, kritische Stimmen und die aktuelle Einigung der EU-Innenminister in Sachen Asyl.
Babler erzählt von seinem Aufstieg vom Maschinenschlosser zum Berufspolitiker und warum er Schule und Lehre abgebrochen hat. Und der Vater einer achtjährigen Tochter schildert die Rituale bei ihm zu Hause am Vatertag und was sein neuer Job für seine Ehe bedeutet.
"Man soll einen guten Schmäh nicht auslassen"
An die Anrede "Herr Bundesparteivorsitzender" hat er sich "noch nicht so ganz" gewöhnt. Immerhin ist er erst der 13. SPÖ-Chef in der Geschichte der Partei. Über Witze über die jüngsten Vorgänge könne er lachen, sehr sogar. "Man soll einen guten Schmäh nicht auslassen". Das Wahl-Fiasko zu verarbeiten sei trotzdem nach wie vor schwierig. Der schwierigste Moment in den letzten Tagen war das Abwarten auf das überprüfte Ergebnis und dieses Wechselspiel. In nächster Zeit wolle er Hans Peter Doskozil persönlich treffen. Bablers erster Musikwunsch auf Ö3: Falco.
Emotionalster Moment war selbsterklärend, als der Hinweis hereinkam, dass das Ergebnis vertauscht wurde. Geärgert habe er sich über manche Kommentatoren von außen, etwa die Frage nach dem Dialekt. "Es ist eine ordentliche Challenge", aber überfordert habe er sich bisher in seiner Rolle noch nicht gefühlt. Mit seiner achtjährigen Tochter mache er gemeinsam Karate, das sei in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen und soll nun wieder verstärkt praktiziert werden.
HTL fertig, aber keine Matura
Auf parteiinterne Kritik reagiert Babler mit persönlichen Gesprächen. Einer dieser Knackpunkte war die 4-Tage-Woche. "Das Argument, dass es nicht geht, ist einfach zu schwach." Kritik sehe er grundsätzlich aber immer als eine Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln.
Eine der ersten Handlungen in seinem neuen Büro in der Löwelstraße war, einen quietschenden Tisch zu reparieren. Es sei wie in der Politik: "Entweder man nimmt den Zustand hin, oder wenn Umstände schlecht sind, versucht man, sie zu ändern." Der Tisch sei noch nicht ganz quietschfrei, aber er quietsche nun um einiges weniger. Die HTL habe er entgegen anderslautender Vorwürfe "fertig gemacht sogar", aber nicht maturiert. Eine Maschinenschlosser-Lehre habe er ebenso wenig abgebrochen, weil er auch eine solche nie gemacht habe.
"Natürlich" Cannabis geraucht
Die Anfänge in der Sozialistischen Jugend beschreibt der neue SPÖ-Chef als eine sehr spannende Zeit, in der er auch viel international unterwegs war. Hat er damals auch Cannabis geraucht? "Ja, früher, natürlich, ab und zu", regelmäßiger Konsument sei er aber keiner gewesen.
Zu dieser Zeit habe er auch seine Frau, Karin Blum, kennengelernt, mit der er seit 14 Jahren verheiratet ist. Der Antrag kam dabei von ihr, das Kennenlernen fand schon 1997 statt. Die räumliche Distanz (sie ist Vorarlbergerin, studierte in Innsbruck und war erste rote ÖH-Vorsitzende) war hier nicht hilfreich. Was ihr an ihm gefallen hat? Charismatisch und "er war ein cooler Hund mit halblangen Haaren und Lederjacke", erzählte sie Claudia Stöckl.
Wie viel Asyl verträgt Österreich? "Ich glaube, man kann keine Obergrenze ziehen." Man könne nur Fluchtursachen in den Herkunftsländern bekämpfen, müsse den Menschen Perspektiven bieten. Durch Zäune wird man Menschen, die um ihr Überleben fürchten, nicht aufhalten können.
Aufregung um Doppel-Gehalt
Große Aufregung gab es 2016, als bekannt wurde, dass Babler 7.700 Euro brutto als Bürgermeister, aber auch 4.000 Euro brutto von der Gemeinde zusätzlich kassiert habe. "Ja, das war ein Fehler, das so zu behandeln." Er könne sich nur dafür entschuldigen. Wenn er eine Sache rückgängig machen könnte, wäre es diese. Bereits währenddessen habe er gespendet. Derzeit spende er seinen Bezug als Bundesrat, obwohl er ihm zustehe. Ob er als SPÖ-Chef nun ein weiteres Gehalt bekomme, wisse er nicht.
Nachdem die SPÖ vergangenen Herbst die 30-Prozent-Marke übertroffen hat, kämpft die Partei mittlerweile darum, nicht unter 20 Prozent zu rutschen. Babler hätte die derzeitige Lage noch viel schlechter eingeschätzt. Aber das könne sich schnell ändern. Worum geht es im Leben? Menschen gegenüber respektvoll zu sein und für die Menschenwürde eintreten,