Politik

Die große Umfrage – so steht das Hofburg-Match wirklich

Die aktuelle "Heute"-Umfrage vor der Bundespräsidentenwahl zeigt: Alexander Van der Bellen kann seine nächsten sechs Jahre in der Hofburg planen.

Leo Stempfl
Van der Bellen kann recht entspannt ins Wahlkampf-Finish gehen.
Van der Bellen kann recht entspannt ins Wahlkampf-Finish gehen.
Helmut Graf

In 22 Tagen wählt Österreich sein Staatsoberhaupt neu. Doch wie steht das Match um die Hofburg wirklich? Zur Bundespräsidentenwahl schwirren seit Wochen Umfragen herum, häufig jedoch mit geringen Samples und ausschließlich online durchgeführt. "Heute" setzt hier traditionell auf höhere Standards. Im Doppel mit "Profil" ließ "Heute" das Institut Unique Research 1.600 Österreicher über 16 Jahren telefonisch und online über ihre Wahlabsichten befragen.

Van der Bellen fest im Sattel

Das Ergebnis ist eindeutig: Amtsinhaber Alexander Van der Bellen kann den Sekt schon einkühlen. Im Vergleich zum August (66 Prozent) verliert er zwar Zustimmung, darf jedoch Stand heute auf 59 Prozent am Wahltag hoffen. Damit hat er immer einen satten Puffer von neun Prozent, um nicht in die Stichwahl zu müssen. Und dabei dürfte es auch wohl bleiben, denn der erste Verfolger Walter Rosenkranz (FPÖ) stagniert bei 13 Prozent – liegt also satte 46 Prozent hinter dem amtierenden Präsidenten.

Auch die übrigen Kandidaten dürften Van der Bellen kalt lassen. Gerald Grosz kommt der aktuellen Umfrage zufolge auf neun Prozent, Tassilo Wallentin auf acht, Dominik Wlazny auf sieben, Michael Brunner und Heinrich Staudinger können mit zwei Prozent der Stimmen rechnen.

"Aus heutiger Sicht spricht alles für den Amtsinhaber, eine Stichwahl erscheint unwahrscheinlich –sofern es keine Überraschung im Intensivwahlkampf mehr gibt." – Peter Hajek

Die voraussichtliche Wahlbeteiligung liegt derzeit über 60 Prozent und hat in den letzten Wochen etwas zugelegt, was Erfahrungswerten zufolge eine normale Entwicklung ist, je näher der Wahltag rückt. Zudem war im August die Kandidatenliste noch nicht vollständig bzw. klar, wer zur Wahl antritt. Signifikant am stärksten sind die Wähler von Van der Bellen und Rosenkranz mobilisiert.

Mittige Einigkeit, rechte Spaltung

Alexander Van der Bellen hat alle Trümpfe in der Hand. Seine "Verluste" gegenüber der Umfrage im August waren erwartbar, weil Mitte August das restliche Mitbewerberfeld noch vage war, analysiert Peter Hajek. Die Wähler von Van der Bellen sind sehr gut mobilisiert und sind sich auch ihrer Stimmabgabe für Van der Bellen sehr sicher, während das beim Mitbewerb nicht so ist. Zudem kann Van der Bellen auf breite Unterstützung der Wählerschaft von SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS bauen. Nur im rechten Lager bekommt er so gut wie keine Unterstützung. Nachdem diese Wählergruppe derzeit nur 30 Prozent der Wählerschaft umfasst, ist er nicht auf diese Zielgruppe angewiesen.

Walter Rosenkranz kann das FPÖ-Potenzial aktuell nicht ausschöpfen, was auch an der großen Konkurrenz im rechten Lager liegt, erläutert Hajek. Insbesondere Gerald Grosz nimmt ihm ein gutes Drittel der blauen Wählerschaft weg. Vorteile für Walter Rosenkranz: Seine Wählerschaft ist gut mobilisiert und er kann im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern auf die Unterstützung des FPÖ-Parteiapparates zählen. Der zweite Platz ist statistisch noch nicht abgesichert, da der Vorsprung auf Grosz nicht signifikant ist.

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    Das sind die Ergebnisse der großen Umfrage zur Bundespräsidentenwahl 2022.
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    Unique Research für "Heute" und "Profil"

    Unsichere Wähler

    Gerald Grosz hat sich bis dato gut im rechten Lager positioniert. Seine klare Linie und Kommunikation könnten ihm im Intensivwahlkampf gegenüber seinen Mitbewerbern aus dem rechten Lager noch Vorteile bringen. Seine Wähler, die sicher an der Wahl teilnehmen wollen, sind sich ihrer Stimmabgabe für Grosz relativ sicher, jedoch sind weitere Grosz-Potenziale noch nicht ausreichend mobilisiert. Ein weiterer Nachteil für Grosz ist, dass er nahezu nur Stimmen aus dem blauen Wählerteich bekommt.

    Tassilo Wallentin sammelt bei FPÖ, aber auch bei SPÖ und ÖVP Stimmen ein. Seine, tendenziell etwas ältere Wählerschaft ist gut mobilisiert, jedoch ist sich nur jeder Zweite ganz sicher, Wallentin seine Stimme geben zu wollen. Viel wird daher davon abhängen, ob Wallentin noch im Intensivwahlkampf punkten kann.

    Aus Pogo wurde Wlazny

    Dominik Wlazny ist der Kandidat der jungen Mitte-Links-Wählerschaft. Insbesondere SPÖ-und NEOS-Wähler, die sich nicht für Van der Bellen erwärmen können, weichen zu Wlazny aus. Sein Manko des bürgerlichen Namens dürfte kaum mehr ein Problem sein. Während im August noch jeder fünfte seiner Wähler den Künstlernamen Marco Pogo angab, ist es jetzt nur mehr jeder Zwanzigste. Seine Wählerschaft bedarf aber noch der Mobilisierung, zudem ist sich nur jeder Zweite der Stimmabgabe für Wlazny sicher.

    Michael Brunner und Heinrich Staudinger werden nur eine untergeordnete Rolle spielen. Brunner stützt sich auf die MFG-Wähler, hat aber mit dem rechten Mitbewerb zu kämpfen. Staudinger punktet am meisten bei SPÖ-Wählern. Die Wähler beider Kandidaten sind sich ihrer Stimmabgabe noch wenig sicher.

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