Gesundheit
Die Corona-Zahlen steigen – wer jetzt im Spital landet
Mit den Neuinfektionen steigt auch die Zahl der Hospitalisierungen. Arschang Valipour, Leiter der Covid-Stationen in der Klinik Floridsdorf, warnt.
"In den letzten zwei Wochen kam es zu einer raschen Zunahme an Patienten", sagt Lungenfacharzt und Leiter der Covid-Station in der Klinik Floridsdorf Arschang Valipour im Gespräch mit "Heute". Dabei sei dieses Mal nicht die Intensiv-, sondern die Normalstation das Problem, denn fast täglich landen dort in ganz Österreich um die 100 Patienten.
Und es werden noch mehr werden, damit rechnet auch der Mediziner: "Hier bei uns in Floridsdorf befinden sich aktuell 45 Covid-Patienten auf der Normalstation, das sind doppelt so viele, wie noch vor zwei Wochen." Derzeit seien das 15 bis 20 Prozent der Betten im akut internistischen Bereich. "Tendenz steigend."
Mangelnde Immunität
Dabei habe sich das Bild der Covid-19-Erkrankung seit dem vergangenen Jahr stark verändert. Waren es bei der Delta-Welle noch schwere Lungenentzündungen, die vor allem Ungeimpfte und Personen aus vulnerablen Gruppen reihenweise auf die Intensivstationen brachten, so handelt es sich jetzt um ganz andere Erkrankungen.
"Es sind weniger Patienten mit Lungenerkrankungen, dafür mehr Patienten, bei denen Covid jetzt ganz unterschiedliche Auswirkungen mit sich bringt", erklärt Valipour. Einerseits würde es sich dabei um von Covid ausgelöste Herz-Rhythmus-Störungen, Asthmaattacken, Nierenschäden oder Magen-Darm-Infektionen handeln – um nur einige Erkrankungen zu nennen. Andererseits um "mit Covid assoziierte Verschlechterungen von bereits vorhandenen chronischen Erkrankungen".
So sei zuletzt ein junger Mann mit einer Entgleisung des Blutzuckerspiegels bei ihm gelandet. "Er hatte einen Blutzuckerwert jenseits von Gut und Böse. Das war schon richtig knapp. Dabei wusste er gar nicht, dass er Diabetiker ist."
Ungeimpfte sehe man nur noch selten, genauso rar seien jedoch auch die Personen mit einem vierten Stich. "Davon hatte ich erst eine Person. Die Mehrheit hat zwei oder drei Impfungen. Was dabei aber auffällt ist, dass der letzte Stich meist mehr als sechs Monate zurück liegt und eine Auffrischung bereits notwendig wäre." Besonders betroffen seien nach wie vor Ältere, Personen mit chronischen Krankheiten, die eine Transplantation hinter sich haben, an Krebs erkrankt sind oder an einer Autoimmunerkrankung leiden.
Versorgungsknappheit
Auch in den nächsten Wochen rechnet der Lungenfacharzt mit keiner Entspannung der Lage. Ganz im Gegenteil: "So wie in jeder Welle stehen wir vor einer Mehrbelastung des Gesundheitspersonals, während im Gesundheitsbereich seit drei Jahren ohnehin schon ein hoher Personalmangel herrscht." Die zunehmende Kapazitätslast durch Covid-Patienten führe zu einer Versorgungsknappheit im Normalbereich.
"Alles, was man für Covid macht, geht auf Kosten von anderen Eingriffen, auf die die Patienten dann warten müssen", so Valipour. Hinzu komme, dass sich die Spirale der Belastung hin zu Überlastung auch auf die Bereitschaft, alles zu geben, auswirke. Die Mitarbeiter stünden vor einem Burnout und das Gesundheitssystem vor einem Kollaps.
Masken, Impfungen, Medikamente
Damit es nicht soweit komme, wünscht sich der Leiter der Covid-Station in der Klinik Floridsdorf, endlich das Verständnis in der Bevölkerung für die Sinnhaftigkeit von Masken. "Masken sind ein hervorragender Selbstschutz, aber auch der vierte Stich kann einen schwereren Verlauf und damit eine Hospitalisierung verhindern." Außerdem weist der Mediziner auf die Wirksamkeit der antiviralen Medikamente gegen SARS-CoV-2 hin.
Das Bewusstsein der Bevölkerung dahingehend zu schärfen, liege jedoch an der Politik.