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Die Bayern-Skandale: Wie sich der Klub zerfleischt

Einst machte Bayern München als "FC Hollywood" Schlagzeilen. Auch in der aktuellen Saison reiht sich beim deutschen Serienmeister Skandal an Skandal. 

Heute Redaktion
Die Bayern werden immer mehr zum "FC Hollywood" aus der Vergangenheit.
Die Bayern werden immer mehr zum "FC Hollywood" aus der Vergangenheit.
Imago Images

Ein Prügel-Eklat in der Bayern-Kabine war nur die Spitze des Eisbergs. Sadio Mane versetzte seinem Mitspieler Leroy Sane nach der Champions-League-Abfuhr bei Manchester City (0:3) einen Schlag ins Gesicht. Die Lippe des deutschen Teamspielers war geschwollen, soll sogar geblutet haben. Mitspieler mussten die beiden auseinanderhalten. Die Heimreise vom Münchner Flughafen erfolgte ebenso getrennt – Mane im Mannschaftsbus, Sane wurde abgeholt. 

Am Donnerstag trainierten beide schließlich wieder, davor soll es eine Aussprache mit der Münchner Führung gegeben haben. Mane wird jedenfalls eine harte Strafe ausfassen, sogar der Rauswurf ist denkbar, ein Verbleib über den Sommer hinaus scheint aber keine Alternative zu sein. 

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    Die Champions League wurde in der Saison 1992/93 gegründet. 27 Final-Spiele hat es bereits gegeben. Einige mit rot-weiß-roter Beteiligung. <i>"Heute"</i> zeigt die besten Momente.
    Die Champions League wurde in der Saison 1992/93 gegründet. 27 Final-Spiele hat es bereits gegeben. Einige mit rot-weiß-roter Beteiligung. "Heute" zeigt die besten Momente.
    (Bild: GEPA-pictures.com)

    Die Kabinen-Prügelei war jedoch nicht der erste Münchner Skandal in einer turbulenten Saison, in der Bayern unter dem neuen Coach Thomas Tuchel bereits im DFB-Pokal-Viertelfinale scheiterte und auch nach der Pleite von Manchester das Champions-League-Aus droht. Deutschlands Serienmeister entwickelt sich jedenfalls immer mehr zum "FC Hollywood" aus der Vergangenheit. Hier ein Überblick. 

    Neuer-Verletzung

    Der Auslöser der Bayern-Turbulenzen war wohl Manuel Neuers schwere Verletzung. Am 10. Dezember gab der Weltklasse-Tormann und Bayern-Kapitän bekannt, sich bei einer Skitour einen Unterschenkelbruch zugezogen zu haben. Damit war die Saison für Neuer gelaufen, die Bayern standen plötzlich ohne Nummer-eins-Torhüter da. Es folgte die Hau-Ruck-Verpflichtung von Gladbach-Schlussmann Yann Sommer. 

    Gnabrys Fashion-Trip

    Deutschlands Teamspieler Serge Gnabry jettete Ende Jänner an einem freien Sonntag zur Fashion Week nach Paris – und das während einer englischen Woche, die Bayern spielten am Freitag davor gegen RB Leipzig und am Dienstag danach gegen Köln. Beide Partien endeten mit einem 1:1-Remis. Für den Kurztrip erntete Gnabry viel Kritik. Allen voran auch vom Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic. "Das ist amateurhaft", meinte er. 

    Tormanntrainer rausgeworfen

    Während die Bayern über Gnabry diskutierten, machten sich die Münchner eine zweite Baustelle auf: Torwarttrainer Toni Tapalovic, ein Neuer-Weggefährte, wurde vor die Tür gesetzt. Es soll immer wieder mit dem damaligen Bayern-Coach Julian Nagelsmann gekracht haben. Stattdessen holten die Münchner Michael Rechner aus Hoffenheim. 

    Wut-Interview von Neuer

    Die Entlassung seines Freundes und Vertrauten nahm Neuer nicht einfach so hin, der deutsche Teamtormann rechnete in einem am 3. Februar veröffentlichten Interview in der "Süddeutschen Zeitung" mit seinem Arbeitgeber ab. "Für mich war es ein Schlag, als ich bereits am Boden lag", so der Schlussmann über die Tapalovic-Entlassung. 

    Die Maulwurf-Affäre

    Eine Maulwurf-Affäre brachte Julian Nagelsmann schließlich vor dem Duell der Münchner gegen Bayer Leverkusen auf die Palme. Taktik-Pläne des Bayern-Trainers wurden in der "Bild" veröffentlicht. "Die Person, die etwas weitergibt, schadet jedem einzelnen Spieler, das ist nicht im Sinne der Sache", schäumte Nagelsmann schließlich. Der Bayern-Coach zeigte sich besonders getroffen, reagierte ungewohnt dünnhäutig. 

    Die Nagelsmann-Entlassung

    Eine Woche später war auch das Aus des 35-Jährigen bei den Bayern beschlossene Sache. Während der Länderspielpause erfolgte die Trennung vom Coach, dessen Vertrag noch drei Jahre gelaufen wäre, für den die Münchner 2021 kolportierte 25 Millionen Euro an RB Leipzig überwiesen. Offiziell wurde Nagelsmann freigestellt, weil die Bayern-Ziele gefährdet seien. Thomas Tuchel übernahm

    Die Umstände der Trennung schlugen aber hohe Wellen. So wurde die bevorstehende Entlassung vom italienischen Transferexperten Fabrizio Romano bereits geleakt, während Nagelsmann noch nichtsahnend im Skiurlaub im Zillertal war. 

    Kahn gegen Matthäus

    Zuletzt zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn äußerst dünnhäutig, lieferte sich mit der ehemaligen Vereinsikone und dem jetzigen "Sky"-Analytiker Lothar Matthäus live im TV ein Wortgefecht über das vermeintlich verloren gegangene "Mia san Mia"-Gefühl der Bayern. "Da wäre ich mal, sehr, sehr vorsichtig", so die scharfe Kahn-Antwort. 

    Provokanter Kimmich-Jubel

    In den Duellen gegen Freiburg – erst im Pokal, dann in der Liga – zeigten sich die Münchner nicht gerade von ihrer fairen Seite. Vor dem entscheidenden Hand-Elfmeter, das Pokal-Aus des Serienmeisters besiegelte, versuchte Benjamin Pavard, den Elfmeterpunkt mit seinen Stollen zu ruinieren, Jamal Musiala, dem der Ball zuvor an die Hand sprang, verweigerte den Handschlag mit Freiburg-Coach Christian Streich. Joshua Kimmich feierte den knappen 1:0-Erfolg in der Liga gestenreich vor den Freiburg-Fans, rechtfertigte dies mit einem Zitat "zehnminütigen" Video vom Freiburger Pokal-Erfolg vor dem Spiel. 

    Schon da war klar: Die Nerven liegen blank.

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