Gesundheit

Diabetes – "Wir erleben eine Medikamenten-Revolution"

In Österreich leben 800.000 Menschen mit der Erkrankung Diabetes – Tendenz steigend. Worauf es zu achten gilt sowie die neuesten Therapieansätze.

Heute Redaktion
800.000 Österreicher haben Diabetes.
800.000 Österreicher haben Diabetes.
Getty Images/iStockphoto

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik ist Primarius an der 1. Medizinischen Abteilung mit Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie in der Klinik Landstraße in Wien.

"Heute": Wie erkennt man, ob man an Diabetes leidet?

Bernhard Ludvik: Beim Typ-1-Diabetes, meist im Kindes- und Jugendlichenalter, aber auch später, produzieren die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse zu wenig bzw. kein Insulin, sodass der Zucker rasch hoch ansteigt. Es kommt zu vermehrtem Harndrang und Durst, Gewichtsverlust, vermehrten Infektionen und Abgeschlagenheit. Der Typ-2-Diabetes tritt meist in höherem Alter bei übergewichtigen Menschen auf. Die Erkrankung verläuft lange unbemerkt, erst bei sehr hohen Blutzuckerspiegeln kommt es zu Symptomen wie beim Typ-1-Diabetes.

Worauf muss man achten?

Beim Typ-1-Diabetes geht es darum, die lebensnotwendige Insulintherapie und die Ernährung an die Lebensumstellung anzupassen. Beim Typ-2-Diabetes muss man das meist vorhandene Übergewicht mit gesunder Ernährung und verstärkter Bewegung vermindern. Zudem kommt eine Reihe von Medikamenten und eventuell Insulin zum Einsatz.

Ist ein uneingeschränktes Leben mit Diabetes möglich?

Man kann flexibel, aber mit gewissen Einschränkungen leben, auch Sport und Reisen sind möglich – es muss nur die Therapie angepasst werden.

"Gewicht abbauen und Bewegung machen" Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik

Thema Covid: Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zeigt sich für den Typ-1-Diabetes ein Anstieg der Inzidenz seit der Covid-Pandemie. Begünstigt eine Corona-Infektion die Entstehung von Typ-1-Diabetes?

Für Diabetes besteht oft eine genetische Veranlagung, und möglicherweise löst eine Virusinfektion und die darauffolgende Immunantwort Typ-1-Diabetes aus. Aber die Frage ist, ob die Erkrankung nicht sowieso später gekommen wäre.

Was sind aus Ihrer Sicht die erfolgversprechendsten Forschungsansätze in der Diabetestherapie?

Beim Typ-1-Diabetes haben wir die Insulinpumpen, die bereits sehr gut mit den Zuckermessgeräten kommunizieren. Das erleichtert und verbessert die Einstellung. Beim Typ-2-Diabetes haben wir jetzt gerade eine Revolution mit Medikamenten. Einerseits mit den SGLT-2 Hemmern, die den Zucker über den Harn ausscheiden lassen und damit nicht nur den Blutzucker, sondern auch Gewicht und den Blutdruck verbessern. Sie weisen auch günstige Wirkungen auf Niere und Herz auf.

Weiters haben wir die Inkretinmimetika, die Darmhormonen entsprechen. Mit ihnen kann man Gewicht, Blutzucker und Blutdruck senken. Beide Medikamentenklassen senken das Herz-Kreislauf-Risiko. Einen neue Entwicklung, an der wir auch mitarbeiten durften, stellt ein dualer Agonist, der an zwei Darmhormonen ansetzt, dar. Hier finden sich Gewichtsabnahmen und Verbesserungen der Diabeteseinstellung in einem noch nie gesehenen Ausmaß.

Beratung: Erste Anlaufstellen und Hilfe für Diabetiker

Nach der Diagnose Diabetes stellen sich für die Betroffenen viele Fragen – Antworten finden Sie bei folgenden Beratungsstellen:

Österreichische Diabetes Gesellschaft: Hier finden Sie Diabetes-Ambulanzen in Österreich gelistet und getrennt nach Ambulanzen für Erwachsene und Kinder. www.oedg.at

Selbsthilfegruppen: https:// www.gesundheit.gv.at/service/ gesundheitssuche/selbsthilfegruppen.html

Diabetesberaterinnen & Diabetesberater: https://diabetesberater.at/

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS