Der Traum ist in "fast allen" Fällen frühes Anzeichen

Unser Schlaf verläuft in verschiedenen Phasen. Eine davon ist die sogenannte REM-Phase (rapid eye movement, auf Deutsch: schnelle Augenbewegung). Während dieser Schlafphase sind die Muskeln normalerweise vollständig entspannt und nur die Augen bewegen sich sehr schnell, daher die Bezeichnung.

REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD)

Hat man jedoch eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD), werden Träume "ausgelebt", anstatt während der REM-Schlafphase stillzuliegen. RBD betrifft etwa 5 Prozent der Schläfer und beinhaltet Sprechen, Lachen, Schreien und Fluchen im Schlaf. Die meisten Betroffenen wälzen sich im Bett herum und fühlen sich am nächsten Tag müde und schlafen oft tagsüber ein. In einigen Fällen sind ihre nächtlichen Bewegungen so heftig, dass sie sich selbst oder ihre Partner verletzen.

Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass bei RBD-Patienten eine verstärkte Entzündung in einem Bereich des Gehirns vorliegt, in dem der chemische Stoff Dopamin produziert wird. Bei Parkinson- und Demenzpatienten ist bekannt, dass sie unter einer verminderten Dopaminversorgung leiden, weil die Nervenzellen, die das Dopamin produzieren, abgestorben sind. Insofern könnte die vermehrte Bewegung während des Schlafens "in fast allen Fällen" ein Frühsymptom für Demenz oder Parkinson sein.

KI-Algorithmus analysiert Schlafbewegungen

Jetzt haben US-Wissenschaftler einen KI-gestützten Algorithmus entwickelt, der Videoaufzeichnungen von klinischen Schlaftests analysiert. Sie sind davon überzeugt, dass dies zu einer präziseren Diagnose der Erkrankung beitragen und sich sogar bei der Identifizierung von Patienten mit einem höheren Risiko für Demenz und Parkinson als nützlich erweisen könnte. Dr. Emmanuel During, außerordentlicher Professor für Neurologie an der Mount Sinai School of Medicine in New York:  "Dieser automatisierte Ansatz könnte in Kliniken bei der Interpretation von Schlaftests integriert werden, um die Diagnose zu verbessern und zu erleichtern und Fehldiagnosen zu vermeiden."

RBD ist äußerst schwierig zu diagnostizieren, da die Symptome unbemerkt bleiben oder mit anderen Krankheiten verwechselt werden können. Für eine definitive Diagnose ist eine Schlafstudie (ein sogenanntes Video-Polysomnogramm) erforderlich, die in einer medizinischen Einrichtung mit Schlafüberwachungstechnologie durchgeführt werden muss.

In der Studie verwendeten die Forscher 3D-Kameras, um die klinischen Schlaftests von 170 Patienten zu bewerten, 80 davon mit RBD. Die anderen 90 hatten entweder eine andere Schlafstörung oder keine Schlafstörung. Sie verwendeten den automatischen Algorithmus, um die Schlafbewegungen während des REM-Schlafs der Probanden zu verfolgen. Anschließend ermittelten sie damit die Rate, das Verhältnis, die Stärke und Geschwindigkeit der Bewegungen sowie das Verhältnis der Unbeweglichkeit.

Mehr Bewegungen, kürzere bewegungslose Abschnitte

Patienten mit RBD wiesen eine erhöhte Anzahl kürzerer Bewegungen und kürzerer Bewegungslosigkeitsperioden (unter 5 Minuten) auf. Im Gegensatz dazu waren Bewegungslosigkeitsphasen von 5 Minuten oder länger bei Kontrollpersonen häufiger. Laut den Wissenschaftlern hat die Technologie eine Genauigkeitsrate von 92 Prozent – die höchste bislang bekannte Rate.