Gesundheit

Neues Mikrobiom, mit dem man 100 Jahre alt werden kann

Gesunde Hundertjährige könnten ihr hohes Alter ihrem Darm verdanken – das fanden japanische Forscher nun in einer Studie heraus.

Heute Redaktion
Teilen
Ein 95-jähriges Paar in Vietnam.
Ein 95-jähriges Paar in Vietnam.
Agora / Action Press / picturedesk.com

Viele Menschen erleben ihren 100. Geburtstag nicht, leiden allerdings schon lange davor an Krankheiten und Gebrechen. Die Wenigen, die dieses Alter erreichen, sind aber noch oft wohlauf. Wie geht das? Wenig Stress, ein erfülltes Sozialleben gepaart mit gesunder Ernährung und viel Bewegung helfen sicherlich, sind aber nicht die ganze Wahrheit.

Gene unwichtiger als gedacht

Auch das Erbgut spielt eine viel geringere Rolle als gedacht. Eine Studie vor drei Jahren kam zu dem Schluss, dass die Lebensdauer weniger als zehn Prozent von der DNA abhängig ist. Ein großer Unterschied, verglichen zu den früher angenommenen 20 bis 30 Prozent. 

Neuer Player: Das Mikrobiom

Ein bis dato unbeachteter Faktor ist nun zunehmend in den Mittelpunkt gerückt: Das Mikrobiom. Die unzähligen Bakterien rund im und am Körper des Menschen, etwa in Mund, Darm und auf der Haut, sind wichtig für die Gesundheit sowie die Krankheitsabwehr. Beim Alterungsprozess könnten sie also ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle spielen. 

Eine Forschergruppe um Yuko Sato von der Keio Universität in Japan veröffentlichte unlängst eine Studie im Fachmagazin "Nature ". Sie handelt von der Darmflora im Lauf des Lebens. So hänge der Gesundheitszustand von betagteren Menschen unter anderem von den Veränderungen der Darmbakterien ab. Dadurch werden die Knochengesundheit, neurologische Funktionen, die Immunabwehr sowie der Stoffwechsel beeinflusst.

Seltene Mikrobiome nehmen bei gesunden Uralten zu

Dieses Jahr erschien bereits eine Studie im Fachmagazin "Nature Metabolism". Mikrobiome von 9.000 Menschen im Alter von 18 und 101 Jahren wurden untersucht und verglichen. Laut den Forschern sind bei gesunden Menschen über 77 Jahre zuvor häufig auftretende Arten zurückgegangen, davor selten auftretende Bakterien vermehrten sich. So bilden sich mehr entzündungshemmende Stoffwechselprodukte. 

Auch die das Team um Yuko Sato fand eine ähnliche Verbindung. Für diese Studie wurden Stuhlproben von insgesamt 319 Japanerinnen und Japanern analysiert: 47 junge Personen (21 bis 55 Jahre), 112 ältere Menschen (85 bis 89 Jahre) und 160 Personen im Alter von über 100 Jahren. In dem Staat leben überdurchschnittlich viele Ü-100-er.

Mehr sekundäre Gallensäure: wichtig für allerlei

Gewisse Bakterienarten kamen auch bei dieser Studie im Darm der Hundertjährigen merklich öfter vor als bei den Jüngeren. Diese gefundenen Mikroben beteiligen sich an der Bildung sekundärer Gallensäuren im Darm. Diese Säuren spielen laut der Forschergruppe eine wichtige Rolle für unterschiedlichste biologische Abläufe, sei es beim Stoffwechsel, sei es bei der Immunabwehr. Versuche mit Mäusen und im Labor bestätigten die starke antimikrobielle Wirkung gegen weit verbreitete Pathogene, also potentiell krankheitshervorrufende Mikroorganismen, Gifte, Viren und ionisierende Strahlung, z.B. die, die Durchfall auslösen. 

Die Menge solcher nützlichen Bakterien könnten mit dem Lebensstil, der Ernährung, aber auch mit den Genen in Zusammenhang stehen, so die Autoren. Zukünftig könnten die gesundheitsfördernden Effekte dieser Mikroben auch für therapeutische Zwecke verwendet werden.