Politik

Das geheime Protokoll – so fetzten sich rote Granden

Im von SP-Chefin Rendi herbeigeführten Showdown um den SPÖ-Vorsitz hat Doskozil hoch gepokert – und gewonnen. Was hinter den Kulissen passierte.

Heute Redaktion
Rendi-Wagner und Doskozil sprachen wechselseitige Verletzungen an.
Rendi-Wagner und Doskozil sprachen wechselseitige Verletzungen an.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Fast sechs Stunden diskutierten SP-Präsidium und -Vorstand am Mittwoch, am Schluss setzte sich Doskozil mit seinem Wunsch nach einer Mitgliederbefragung durch. Das Protokoll:

Brief-"Freundschaft"

Nachdem schon Doskozil die Parteispitze per Brief über seine Bewerbung als SP-Chef informiert hatte, gab's am Mittwoch wieder Post. 50 Kommunalpolitiker warnten per offenem Brief vor einem "faulen Kompromiss", forderten eine Urabstimmung. "Große Teile" der Partei seien "nur mehr genervt".

Rendi vor Showdown unsichtbar

Unbemerkt von Kameras kam die SP-Chefin zu den Gremiensitzungen im Parlament. Auch Wiens Bürgermeister Ludwig und Nationalratspräsidentin Bures – sie leitete die Präsidiumssitzung – kamen abseits der Medien. Jene Granden, die Statements abgaben, wirkten angespannt, teils auch regelrecht angefressen.

"Breite Basis"

Vor Sitzungsbeginn um 13 Uhr blieb Doskozil dabei: "In der Situation, in der wir jetzt sind, muss man der breiten Basis ein Ohr schenken."

"Irgendetwas Vernünftiges"

Er hoffe auf "irgendetwas Vernünftiges" als Ergebnis, zeigte sich Kärntens Peter Kaiser genervt.

Sie kamen alle: Auflauf der SPÖ-Granden - die Fotos:

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    Die SPÖ-Granden treffen zu einer Krisensitzung zusammen.
    Die SPÖ-Granden treffen zu einer Krisensitzung zusammen.
    heute.at/Sabine Hertel

    Immer mehr für Urabstimmung

    Neben dem Burgenland, Salzburg und Oberösterreich forderten am Mittwoch auch NÖ und die Steiermark einen Mitgliederentscheid.

    Vorstand verspätet

    Mehr Redebedarf als erwartet hatten die zehn Präsidiumsmitglieder und 15 kooptierten SP-Granden. Aus geplanten zwei wurden drei Stunden, der Vorstand startete später. Diesen leitete nicht Doris Bures, die sich verspätete, sondern Frauenchefin Eva-Maria Holzleitner.

    Rendi: "Ungerecht behandelt"

    Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil schenkten einander nichts, hielten sich gegenseitig Provokationen vor und offenbarten den Genossen eine tiefe Verletztheit. Rendi, erste weibliche Vorsitzende in der Geschichte der Sozialdemokraten, lobte Gewerkschafter Rainer Wimmer (er hatte sie vital verteidigt) und hielt fest: "Als Mann wäre ich ganz anders behandelt worden." Es folgte eine lange Abrechnung mit ihrem burgenländischen Gegenspieler. Als dieser dann am Wort war, unterbrach sie ihn. Dosko: "Lass mich bitte aussprechen …"

    Unglückliche Wiener

    Hochemotional trat auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig auf. Er wollte von Doskozil wissen, wie er es mit den Blauen halte, wer das Team hinter ihm sein solle und ob er beabsichtige, Landeschef zu bleiben. Die Mitgliederbefragung trug die Wiener Landesgruppe nur mit Zähneknirschen mit, ein Genosse aus der Hauptstadt donnerte: "Die Basis ist immer rechts."

    Applaus für Steirer

    Ganz anders sahen das Kollegen aus den Bundesländern, die Doskozils sozialpolitische Entschlossenheit und klare Haltung in der Migrationsfrage lobten. Darunter etwa ein roter Grande aus der Steiermark, der sich mehrmals Pro-Dosko zu Wort meldete und Applaus bekam. 

    Kompromiss

    Knapp vor 16 Uhr sickerte schließlich durch: Es wird eine Mitgliederbefragung geben, danach einen Parteitag. Der Beschluss dazu im Vorstand fiel einstimmig. Skurril: Man beschloss auch, dass weder Rendi-Wagner noch Hans Peter Doskozil einer Einladung ins Studio der "Zeit im Bild" nachkommen sollen. Ihre Pressekonferenz drei Stunden später gab Rendi-Wagner alleine – da war Dosko nach einem knappen Doorstep schon wieder auf dem Weg ins Burgenland. 

    Ludwig legt sich schon fest

    Wiens Bürgermeister will sich hinter die amtierende Parteichefin stellen – nicht ganz unriskant …

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      SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger
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