"Prima Facie"
"Das berührt mich extrem": Wie gerecht ist das Recht?
Das Stück "Prima Facie", das auf dem preisgekrönten gleichnamigen Roman basiert, wird nun wieder in der Dunkelkammer des Volkstheaters aufgeführt.
Eigentlich ist das Recht ja dafür da, Konflikte zu ordnen und ein soziales und vor allem ein gerechtes Miteinander zu kreieren. So war es jedenfalls auch stets die Auffassung der Anwältin Tessa, die im Stück "Prima Facie", das aktuell in der Dunkelkammer des Volkstheaters aufgeführt wird, von Schauspielerin Anna Rieser verkörpert wird.
Denn sie vertritt Sexualstraftäter vor Gericht, beruht sich dabei stets auf den gängigen Terminus "Prima Facie" ("dem ersten Anschein nach"), der zum Tragen kommt, wenn im Prozess Beweismangel vorliegen und Aussage gegen Aussage steht. Gerade bei Delikten sexualisierter Gewalt ist dies oft der Fall, obwohl Schätzungen zufolge ohnehin nur knapp jede zehnte Tat zur Anzeige gebracht wird.
Das Blatt wendet sich...
Doch dann gerät Tessas Verständnis des Rechts ins Straucheln, denn sie wird selbst zum Opfer sexueller Gewalt: "Sehr interessant finde ich, dass sie als extrem erfolgreiche Anwältin auch alle Tricks kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert", beschreibt Anna Rieser im Gespräch mit "Heute", "aber selber dann, in der Rolle des Opfers sozusagen, das überhaupt nicht nutzen kann, weil es nichts bringt. Sie hat keine Chance vor Gericht in ihrer Situation."
So begeht sie in ihrer Situation als Opfer selbst "Fehler", die sie zuvor in der Rolle als Verteidigerin den Opfern als Ausdruck ihrer Unglaubwürdigkeit vorgehalten hat. Die emotionale Befangenheit lässt sich nicht ausklammern, die Rationalität bleibt in diesen Momenten entfernt: "Das Straucheln, das dann immer wieder kommt, wenn sie vor Gericht steht und das alles immer wieder durchleben muss. Diese Zweifel, die dann im Stück immer wieder hochkommen und sie sich dann selbst fragt, ob der Täter vielleicht wirklich gedacht hat, dass es einvernehmlich war."
„Ich bin danach schon so in einem Zustand, dass es mir nicht so gut geht“
Für Rieser ist das Stück, welche sie in einer 90-minütigen One-Woman-Show verkörpert, eine ganz besondere Erfahrung: "Ich bin danach schon so in einem Zustand, dass es mir nicht so gut geht. Ich brauch' dann immer kurz, um da wieder rauszukommen", erzählt die Schauspielerin, "es ist extrem wichtig, dass diese Stücke am Theater gespielt werden, weil es dem Thema Sichtbarkeit gibt. Ich kriege an den Abenden auch immer wieder Nachrichten von Frauen, die das erlebt haben und mir schreiben, dass ich ihnen Hoffnung gebe und zeige, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht alleine sind. Das berührt mich immer extrem, dass es wirklich etwas bewirkt."
Aktuell wird das Stück in der Dunkelkammer des Volkstheaters aufgeführt. Die nächsten Vorstellungen sind ausverkauft. Für die Termine ab dem 14. Dezember gibt es aber noch Karten.
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Auf den Punkt gebracht
- Das Stück "Prima Facie", basierend auf dem preisgekrönten Roman, wird derzeit in der Dunkelkammer des Volkstheaters aufgeführt und thematisiert die Herausforderungen und Ungerechtigkeiten im Rechtssystem, insbesondere bei Fällen sexualisierter Gewalt.
- Die Anwältin Tessa, gespielt von Anna Rieser, erlebt einen tiefen Wandel, als sie selbst Opfer sexueller Gewalt wird und erkennt, dass ihre juristischen Kenntnisse ihr in dieser Rolle nicht helfen, was die emotionale und gesellschaftliche Komplexität solcher Fälle eindrucksvoll verdeutlicht.