Gesundheit

Darum jucken deine Gelsenstiche heuer so heftig

Mücken stechen dieses Jahr nach intensiven Regenperioden vermehrt zu und sorgen für unangenehme Symptome. Auch die Tigermücke peinigt die Menschen.

Die vielen Mücken sorgen für Quaddeln, Rötungen und Juckreiz.
Die vielen Mücken sorgen für Quaddeln, Rötungen und Juckreiz.
Getty Images/iStockphoto

Dieses Jahr dürften ungewöhnlich viele Stechmücken den Menschen das Leben schwermachen. Rote Quaddeln, extremes Jucken und Entzündungen der Haut: Der Sommer 2023 bringt nach dem Regen nicht nur Sonnenschein und Hitze, sondern auch eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Insektenstichen. Doch wieso plagen uns die fliegenden Blutsauger besonders diesen Sommer vermehrt? Unter anderem sei das Wetter schuld, so zwei Spezialistinnen im Interview.

Warum gibts dieses Jahr mehr Insektenstiche?

Die Dermatologin Daniela Kleeman aus Zürich betont, dass der Klimawandel einen erheblichen Einfluss auf die Zunahme von Mückenstichen hat: "Ein extrem warmer Frühsommer und die verregneten Wochen seit Ende Juni, schaffen ideale Bedingungen für die Fortpflanzung der Mücken", so Kleeman. Auch ihr fällt besonders im privaten Umfeld auf, dass Stiche häufiger vorkommen. Bislang sei ihre Praxis deshalb aber noch nicht überrannt worden.

Auch Karin Hartmann, Leiterin Allergologie am Universitätsspital Basel, sieht im veränderten Klima die Ursache. Grundsätzlich liege die Zunahme von Stichen aber nicht daran, dass die Insekten aggressiver werden, sondern vielmehr an der Quantität. Durch die aktuelle Wettersituation gebe es mehr Mücken. Und mehr Mücken führten zu mehr Stichen, so Hartmann.

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    Gelsen-Jäger im March-Thaya-Gebiet unterwegs
    Gelsen-Jäger im March-Thaya-Gebiet unterwegs
    privat

    Bereits im Juni sind nach einer intensiven Regenphase im April die Bedingungen für eine Mückenplage perfekt gewesen. Der Wechsel von Regen zu heißen Tagen begünstige die Brutbedingungen enorm, so die Abteilung Parasitologie an der Universität Zürich. Die letzten Wochen bis Anfang August waren ebenfalls feucht und regnerisch, die Experten und Expertinnen rechnen daher erneut mit einer hohen Anzahl an Mücken.

    Was hat es mit der Tigermücke auf sich?

    Neben den altbekannten Stechmücken steckt auch eine andere Mückenart ihr Revier ab: "Besonders die Tigermücke hat sich stark ausgebreitet", sagt Hartmann. Die Stiche der Asiatischen Tigermücken sind schmerzhaft und ihre Ausbreitung verdrängt unsere einheimischen Arten. Dazu kommt, dass die Tigermücke im Gegensatz zur gewöhnlichen Mücke auch tagsüber aktiv ist. Sie kann potenziell Viren wie Zika, Chikungunya und Dengue übertragen, bisher seien in der Schweiz aber keine Ansteckungen bekannt, so Hartmann.

    Warum leiden wir momentan mehr?

    Wegen der hohen Zahl von Stichen oder aufgrund neuer Insektenarten können die Menschen empfindlicher auf das Insektengift reagieren als bisher, meint Kleeman. Besonders bei der Tigermücke führe das Gift, das beim Stich freigegeben wird, zu stärkeren Reaktionen. Das liege daran, dass das Tigermücken-Gift bei vielen Leuten, die noch nie von ihr gestochen wurden, nicht vom Immunsystem erkannt wird und deshalb zu starken Entzündungsreaktionen führen kann.

    Die Hautreaktionen könnten aber auch auf Bisse und Stiche anderer Insekten zurückzuführen sein: Bei Stichen von Zecken oder Bissen von Bettwanzen können die Rötungen stärker, der Juckreiz noch unerträglicher und die betroffenen Stellen entzündet werden.

    Auch Wespen und Bienen sind laut Hartmann ein Problem: "Wer von Wespen, Bienen, Hummeln oder Hornissen gestochen wird, sollte schnell reagieren", so die Allergologin Hartmann. "Es gibt aktuell immer noch Todesfälle aufgrund eines allergischen Schocks".

    Was kann ich gegen die Symptome tun?

    Bei den Wespen und Bienen ist der Fall klar: Wenn sich die Quaddeln ausweiten und Symptome wie Atemnot und Kreislaufprobleme dazukommen, braucht es Sofortmaßnahmen. Wer allergisch ist, sollte Adrenalinspritzen oder antiallergische Tabletten mit sich tragen, ansonsten solle man zeitnah zum Arzt gehen, empfiehlt Hartmann.

    Auch Mückenstiche sollten behandelt werden, vor allem, wenn der Juckreiz unerträglich wird oder die Schwellungen schmerzen.  Zur Behandlung empfiehlt die Dermatologin Kleeman den Einsatz von kortisonhaltigen Cremen, um die Symptome zu mildern. Bei Unwohlsein, Erbrechen, Kreislaufproblemen oder anderen allergischen Reaktionen am ganzen Körper sollten Betroffene einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um die Symptome rasch zu behandeln.

    Wenns unerträglich juckt, kann neu auch ein Wärmestift helfen. Die Insektenstichheiler minderen Juckreiz und Schmerzen an der Einstichstelle. Mittlerweile gibt es diese für Smartphones (siehe Box unten).

    So funktionieren die Wärmestifte
    Ein Wärmestift per Smartphone? Was zuerst wie ein Spielzeug anmutet, wirkt beachtlich gut. Eine Studie vom Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP zeigte, dass Smartphone-Wärmestifte (im Fall der Studie von der Marke "Heat It") den Juckreiz um bis zu 80 Prozent verringern.
    So funktionierts: Den Wärmestift für iPhone oder Android wie das Ladegerät einstecken und die jeweilige App öffnen. Dort kann die Dauer festgelegt werden, dann auf "Start" drücken und den aufgeheizten Stift am Smartphone auf die Stelle drücken. Voilà. Diese Wärmestifte fürs Smartphone gibts bei Onlinehändlern für rund 50 Euro.

    Wie kann ich mich schützen

    Am besten ist es, gar nicht gestochen zu werden. Sowohl Hartman als auch Kleeman empfehlen vorbeugende Maßnahmen wie das Tragen langer Kleidung, das Anbringen von Mückengittern an Fenstern und Türen sowie das Vermeiden starker Lichtquellen in den Abendstunden.

    Für die Zeit, während der man sich draußen aufhält, sind verschiedene Insektenschutzmittel zum Aufsprühen oder Eincremen in der Apotheke erhältlich. Mückenstecker, die man zu Hause in die Steckdose einsteckt, helfen in Innenräumen. Es kann auch helfen, dein Duschgel oder Shampoo zu wechseln, denn je nach Produkt haben eine magische Anziehungskraft auf Mücken. All dies sollte auch in der aktuellen Mückenplage helfen, die Anzahl der Stiche zu reduzieren.