Politik

"Dann fahren wir an die Wand" – Minister mit Ultimatum

Im österreichischen Gesundheitssystem kracht es und Maßnahmen sind dringend nötig. Was nun geschehen soll, sagte der Gesundheitsminister im ORF.

Rene Findenig
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am späten Dienstagabend in der ORF-"ZIB2".
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am späten Dienstagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Die Regierung will nun die größten Probleme im heimischen Gesundheitssystem angehen – im Zentrum stehen dabei mehr Kassenstellen und dieGründung von sogenannten "Primärversorgungseinrichtungen". Die Regierung hat sich bereits auf eine entsprechende Novelle zum Primärversorgungsgesetz im Gesundheitswesen geeinigt. Diese soll am Mittwoch im Ministerrat beschlossen und noch am selben Tag im Parlament behandelt werden. Durch zusätzliche Primärversorgungseinheiten (PVE) entstehen laut Regierungsplänen "zusätzliche innovative Angebote im niedergelassenen Bereich".

Verdreifachung bis zum Jahr 2025

Sie sollen eine ganze Reihe von Vorteilen für Patienten sowie Mitarbeiter bieten – etwa längere Öffnungszeiten, eine geregelte Vertretung bei Urlauben oder Krankenstand und ein erweitertes Angebot. In den PVE arbeiten verschiedene Gesundheitsberufe zusammen: Ärzte, Pfleger, Physiotherapeuten, und viele andere mehr. Die "multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgungseinheiten" werden österreichweit eingerichtet, heißt es. Ziel ist eine Verdreifachung der Anzahl bis 2025, die Errichtung wird mit 100 Millionen Euro aus EU-Fördermitteln unterstützt. 

Wie das alles gelingen soll, erklärte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am späten Dienstagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderator Martin Thür. Und zeigte sich für seine politischen Ziele kampfbereit. "Wieder einmal ist vielleicht die falsche Beschreibung, ich versuche es das erste Mal", ließ Rauch auf die Frage von Thür wissen, warum er einmal mehr eine Reparatur des Gesundheitssystems versuch. Warum das gelingen soll, beantworte Rauch so: Es gehe wie im aktuellen Zustand einfach nicht mehr und es solle nicht nur, sondern müsse gelingen, denn wenn es weitergehe wie bisher, "dann fahren wir an die Wand". "Gott sei Dank" hätten das auch "alle Systempartner erkannt", so der Gesundheitsminister: "Ich glaube, dass das jetzt wirklich alle erkannt haben."

"Was wir brauchen ist deutlich mehr"

Es brauche jede Menge neuer Maßnahmen, so Rauch, der als Beispiel nannte, dass die Corona-Hotline zu einer Art Hotline für Vorabklärungen um- und ausgebaut werden soll. Der Grund: Es gelte, den "ersten Weg ins Spital zu vermeiden", das Motto sei, zuerst Abklärung, dann ambulante Behandlung, dann stationäre Behandlung. Auch bei den Kassenverträgen "gehe was weiter", so Rauch, aber "was wir brauchen ist deutlich mehr". Es müsse vor allem im ländlichen Raum attraktiver werden, eine Kassenstelle aufzumachen – im Finanzausgleich werde nun zusätzliches Geld für das Gesundheitssystem verhandelt. Rauch zeigte sich "optimistisch gestimmt", denn es könne nicht sein, dass man "mit einer Kreditkarte" zum Arzt gehen müsse.

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