Darstellerin im Talk

"Cypressenburg": Diskriminierungsfall am Burgtheater

Am Burgtheater hat die woke Cancel Culture nun auch Einzug gehalten. Wenn auch nur in einem satirischen Stück auf der Bühne des Kasinos.

Magdalena Zimmermann
"Cypressenburg": Diskriminierungsfall am Burgtheater
Zeynep Buraç (l.) spielt bei "Cypressenburg" Ignatia "Cypress" Cypressenburg.
(c) Marcella Ruiz Cruz

In den letzten Monaten hatte das Burgtheater ja mit einigen Skandalen zu kämpfen, dieser ist jetzt aber wirklich hausgemacht: Denn in "Cypressenburg" (Premiere, Freitag 19.30 Uhr, Kasino) nimmt sich Regisseurin Isabelle Redfern ganz frei nach Nestroys "Talisman" Themen wie Rassimus, Wokeness und "Black facing" an. Um das auch handfest darzustellen, hat man den diversesten Cast, den das Burgtheater zu bieten hat, zusammengetrommelt und zeigt, dass man auch bei wichtigen Themen den Humor nicht vergessen darf.

Zeynep Buraç wir auf Händen getragen.
Zeynep Buraç wir auf Händen getragen.
(c) Marcella Ruiz Cruz
Wir zitieren Nestroy auch sehr oft, aber ansonsten ist es ein komplett anderes
Zeynep Buraç
im Gespräch mit "Heute"

"Die Grundidee vom Talisman ist natürlich im Stück vorhanden, nämlich inwiefern man aufgrund des Aussehens von der Gesellschaft akzeptiert wird oder eben nicht", gibt die Darstellerin Zeynep Buraç, die im Stück Ignatia "Cypress" Cypressenburg verkörpert, Einblicke in die Aufführung, "wir zitieren Nestroy auch sehr oft, aber ansonsten ist es ein komplett anderes Stück."

Viel von dem 1840 uraufgeführten Stück scheint also nicht mehr übrig zu sein, das ist aber auch gut so. Denn in der heutigen Gesellschaft stehen mittlerweile weit andere Diskriminierungsformen im Vordergrund. Struktureller Rassismus ist vor allem innerhalb der Kulturszene ein großes Thema. Auch Buraç ist als erste türkischstämmige Burgschauspielerin davon betroffen: "Wenn RegisseurInnen meinen Namen auch nach der 10. Wiederholung nicht richtig aussprechen, fühle ich mich dazu verpflichtet, ihn zu wiederholen"; so die 42-Jährige zu "Heute", "wenn etwas mühsam wird, dann sage ich das auch, denn wir sind ja in der Lage die schwierigsten französischen Begriffe auszusprechen, und so schwer ist mein Name nun auch wieder nicht."

Arielle als Inspiration

Im Stück verkörpert sie die Urenkelin vom Gründer der Filmsociété, aber ihr trunksüchtiger Onkel hat die meisten Anteile verspielt, auch die Leitung ist nicht in ihrer Hand. "Ihr Kampf besteht darin, wieder die Leitungsposition zu bekommen", so Buraç, "außerdem hat sie als Agentin der Schauspielerin Sal das Problem, sich um einen Shitstorm kümmern zu müssen, weil Sal als Schwarze Schauspielerin eine rothaarige Meerjungfrau verkörpert."

Weit hergeholt ist diese Shitstorm-Idee ja nicht, erst letztes Jahr war dieser in dieser Form real: Als die Schauspielerin Halle Bailey mit der Realverfilmung von "Arielle, die Meerjungfrau" in den Kinos als Nixe zu sehen war, war die Aufregung zunächst groß, denn Bailey ist schwarz. Das passte nicht allen, denn Meerjungfrauen durften offenbar alles sein - nur nicht dunkelhäutig.

Es ist wirklich nicht so, dass weiße SchauspielerInnen Angst davor haben müssen, dass sie keine Rollenangebote mehr bekommen
Zeynep Buraç
im Gespräch mit "Heute"

Und so manövriert sich das Theaterstück zwischen Wokeness und Cancel Culture zwischen "Blackfacing" und "Whitewashing" hin und her, schafft ein Bewusstsein für Ungerechtigkeiten und auch für die Absurdität der Debatte. Denn: "Es ist daher wirklich nicht so, dass durch 'Colour Blinding' (Casting ohne Bezugnahme auf die Hautfarbe, wie beispielsweise in der Netflix-Serie "Bridgerton") weiße SchauspielerInnen Angst davor haben müssen, dass sie keine Rollenangebote mehr bekommen, das ist definitiv nicht der Fall."

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