Gesundheit

Cellulite könnte vor Demenz und Schlaganfällen schützen

Im Tierversuch zeigte sich, dass weibliche Ratten, die an Gewicht zunahmen, weniger Entzündungen im Gehirn hatten als männliche. 

Sabine Primes
Frauen, die dazu neigen, Fett an den Oberschenkeln, Hüften und am Gesäß anzusammeln, Männer setzen am Bauch an. Grund dafür sind die weiblichen bzw. männlichen Geschlechtshormone.
Frauen, die dazu neigen, Fett an den Oberschenkeln, Hüften und am Gesäß anzusammeln, Männer setzen am Bauch an. Grund dafür sind die weiblichen bzw. männlichen Geschlechtshormone.
Getty Images/iStockphoto

Frauen, die dazu neigen, Fett an den Oberschenkeln, Hüften und am Gesäß anzusammeln, könnten einer neuen Studie zufolge besonders gut vor Demenz und Schlaganfällen geschützt sein. Tests an Ratten ergaben, dass subkutanes Fett (das Fett, das unter der Haut sitzt und Cellulite verursacht) vor entzündungsbedingten Erkrankungen, einschließlich Herzerkrankungen, schützt. Forscher der Augusta University in Georgia (USA) fanden heraus, dass weibliche Ratten mit einem hohen Anteil dieser Art Fett niedrigere Entzündungswerte im Gehirn aufwiesen als männliche Nager. Wurde den Weibchen jedoch Fett abgesaugt, stiegen ihre Entzündungswerte sprunghaft an.

Männer und Frauen setzen Fett unterschiedlich an

Männer neigen eher dazu, Körperfett um ihre Organe herum zu speichern, das so genannte viszerale Fett, das den gefürchteten "Bierbauch" verursacht. Dies sei zum Teil der Grund, warum Männer ein viel höheres Risiko für entzündungsbedingte Probleme von Herzinfarkt bis Schlaganfall haben als prämenopausale Frauen, sagen die Wissenschaftler. Die Studie legt jedoch nicht nahe, dass Frauen jetzt absichtlich zunehmen sollten, denn Berge von Forschungsergebnissen zeigen, dass Fettleibigkeit das Risiko für chronische Erkrankungen wie Demenz, Schlaganfälle, Diabetes, Krebs und Herzkrankheiten erhöhen kann.
In den Wechseljahren produzieren Frauen weniger Östrogen und beginnen, eher viszerales als subkutanes Fett zu speichern. Nach dieser Umstellung steigt das Risiko für chronische Krankheiten, die mit Entzündungen zusammenhängen, stark an.

Im Tierversuch

In der jüngst veröffentlichten Studie untersuchten die Wissenschaftler die Zunahme der Menge und Lage des Fettgewebes bei männlichen und weiblichen Ratten. Außerdem untersuchten sie den Gehalt an Sexualhormonen und Entzündungen im Gehirn in verschiedenen Zeitintervallen, während die Ratten durch eine fettreiche Ernährung dicker wurden. 

Wie erwartet nahmen die männlichen Nagetiere an Bauchfett zu, während die Weibchen mehr subkutanes Fett ansammelten. Bei den Männchen wurden auch mehr Entzündungen im Gehirn festgestellt als bei den Weibchen. Die Forscher verglichen dann die Auswirkungen der fettreichen Ernährung, die bekanntermaßen die Entzündung im gesamten Körper erhöht, bei Mäusen beider Geschlechter nach einem chirurgischen Eingriff, ähnlich einer Fettabsaugung, um das Unterhautfett zu entfernen. Der Verlust von Unterhautfett erhöhte die Entzündung im Gehirn der weiblichen Tiere, ohne den Östrogenspiegel und andere Geschlechtshormone zu verändern.

Nicht nur Hormone

Laut Prof. Alexis Stranahan, Expertin an der Abteilung für Neurowissenschaften und Regenerative Medizin am Medical College of Georgia der Universität Augusta, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass mehr als nur Östrogen im Spiel sein muss. "Wenn man an Schutz bei Frauen denkt, ist der erste Gedanke Östrogen. Aber wir müssen über die vereinfachende Vorstellung hinausgehen, dass jeder Geschlechtsunterschied mit Hormonunterschieden zu tun hat. Wir müssen tiefer über die Mechanismen nachdenken, die den Geschlechtsunterschieden zugrunde liegen, damit wir sie behandeln und die Rolle des Geschlechts bei unterschiedlichen klinischen Ergebnissen anerkennen können."

In der Studie wurden zwei Teile des Gehirns herangezoomt, um Entzündungen aufzuzeichnen: Der Hippocampus und der Hypothalamus. Der Hippocampus spielt eine wichtige Rolle beim Lernen und beim Gedächtnis, während der Hypothalamus die Hormone steuert und den Körper in einem ausgeglichenen Zustand hält. Der Verlust von subkutanem Fett könnte sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Teile des Gehirns haben, die untersucht werden sollten, so Dr. Stranahan.

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