Ein Leben lang gearbeitet

Braucht 30 Tabletten pro Tag! Mann Reha-Geld gestrichen

Sein Leben lang hat Wolfgang H. (54) schwer geschuftet, jetzt wurde ihm das Rehabilitationsgeld entzogen. Der Familienvater reichte Klage ein.

Erich Wessely
Braucht 30 Tabletten pro Tag! Mann Reha-Geld gestrichen
Susanne Rosenkranz und Wolfgang H.
privat

"Ich habe immer alles gemacht, war schon mit 15 Jahren auf der Autobahn arbeiten und bin nicht spaßhalber so schlecht beinand", schildert Wolfgang H. (54) im "Heute"-Gespräch sein Leid.

Knapp 20 Jahre stand er zudem für einen Pharmazulieferer im Lager, zuletzt war er als Autoaufbereiter tätig – bis es nicht mehr ging: "Ich habe massive körperliche Probleme, wegen der Versteifung der Wirbelsäule sitze ich teilweise im Rollstuhl", so H., im Jänner ist deshalb die fünfte OP geplant. Mit einem eingesetzten Neurostimulator müsse er sich "jeden zweiten Tag aufladen".

Man nimmt 30 Medikamente pro Tag

Rund 30 Medikamente nimmt er pro Tag, jeden zweiten Tag erhält er eine Morphium-Infusion. Ursprünglich hatte H. Invaliditätspension beantragt, stattdessen erhielt er von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) befristetes Reha-Geld (in gleicher Höhe wie die beantragte Pension). Im März der nächste Rückschlag: Nach einer Begutachtung strich ihm die PVA per Bescheid das Reha-Geld: "Völlig unverständlich", so der H., der Klage beim Arbeits- und Sozialgericht in Wr. Neustadt einreichte.

"Auch eine psychische Belastung"

Von seinem Hausarzt ist er weiter krankgemeldet, muss mit 1.135 € Krankengeld auskommen: "Das läuft jetzt bis Mai, wie es weitergeht, weiß ich nicht. Das ist auch eine psychische Belastung", so der verheiratete Familienvater.

"Das derzeitige System für Rehabilitationsgeld (Reha-Geld) und Invaliditätspension hat Schwächen, die (chronisch) kranken Menschen den Zugang zu angemessener Unterstützung erschweren", sagte Arbeitslandesrätin Susanne Rosenkranz (FP) bereits im Rahmen der Landesarbeitsreferentenkonferenz. "Statt den kranken Menschen zu helfen, werden Leid, Ärger und soziale Not produziert", so Rosenkranz, die eine dringende Reform der gängigen Praxis forderte. "Wer krank ist, kann nicht arbeiten und in keine Schulungen gehen."

"Ping-Pong-Spiel zwischen PVA und AMS"

Und weiter: "In der Praxis sieht das jedoch so aus, dass der Pensionsversicherungsträger häufig Personen als arbeitsfähig einstuft, obwohl sie es tatsächlich nicht sind", kritisierte Rosenkranz. Diese Menschen würden dann oft beim Arbeitsmarktservice (AMS) als "arbeitsfähig" landen, obwohl eine Vermittlung in den Arbeitsmarkt aufgrund deren schweren Beeinträchtigungen nahezu unmöglich sei.

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"In Wahrheit geht es beim Ping-Pong-Spiel zwischen Pensionsversicherung und AMS nur darum, wer den 'schwarzen Peter' erhält und zahlen muss. Das ist ein unwürdiges Schauspiel auf dem Rücken schwerkranker Menschen, die ihr gesamtes Leben lang in den Sozialtopf eingezahlt haben und am Ende ihrer Berufsfähigkeit gezwungen werden, um die ihnen zustehenden Gelder zu streiten. Das muss ein Ende haben", so Rosenkranz.

"Ich werde weiterkämpfen"

Herrn H. wurden 2.000 Euro aus dem Notfall-Hilfsfonds ausbezahlt: "Danke, ich werde jedenfalls weiterkämpfen", betont der Neunkirchner.

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    Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • Wolfgang H.
    • (54) kämpft nach jahrelanger harter Arbeit und schweren gesundheitlichen Problemen um sein Rehabilitationsgeld, das ihm von der Pensionsversicherungsanstalt entzogen wurde.
    • Trotz massiver körperlicher Beschwerden und einer bevorstehenden fünften Operation muss er mit Krankengeld auskommen und hat Klage eingereicht, während Politiker wie Susanne Rosenkranz eine Reform des Systems fordern, das chronisch kranken Menschen den Zugang zu angemessener Unterstützung erschwert.
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