Krank, er soll aber arbeiten

"Schaffe es nicht mehr" – Wiener verzweifelt wegen AMS

Wegen eines Bandscheibenvorfalls kann Harald seinen Job nicht mehr ausführen – das AMS hat dafür kein Verständnis, erzählt er.

Annika Fried
"Schaffe es nicht mehr" – Wiener verzweifelt wegen AMS
Harald fühlt sich nicht ernst genommen: "Das Arbeitsamt will vehement, dass ich arbeitsfähig bin"
"Heute"-Montage: Karl Schöndorfer / picturedesk.com

Derzeit sind rund 370.000 Menschen in Österreich arbeitslos oder in Schulung gemeldet. Die meisten hoffen, wieder Arbeit zu finden. Manche jedoch leiden darunter, dass das AMS ihnen keinen passenden Job vermitteln kann.

In diese Kategorie fällt Harald, der vor vielen Jahren einen schlimmen Bandscheibenvorfall erlitt und seither mit Krücken unterwegs ist. Trotz vieler Versuche konnte er keinen der vom AMS angebotenen Jobs ausführen.

"Heute" spricht mit dem Langzeitarbeitslosen darüber, wir treffen ihn vor der AMS-Filiale in Wien-Favoriten.

"Das schaffe ich nicht mehr“

Harald (50) wurde vom Schicksal gebeutelt: Früher war er Krankenpfleger, jetzt lebt er von der Notstandshilfe.

Mehrere Versuche, die Invaliditätspension zu beantragen, sind gescheitert: "Ich habe den Antrag auf Invaliditätspension schon fünf Mal eingereicht - sinnlos! Das Arbeitsamt will vehement, dass ich arbeitsfähig bin“, erzählt er.

Das Arbeitsamt will vehement, dass ich arbeitsfähig bin!
Harald, 50
kann seinen alten Job nicht mehr ausführen

Durch seinen Unfall kann er keine Arbeit mehr annehmen, weder sitzend noch stehend. "Ich habe namhafte Chirurgen konsultiert. Die haben alle gesagt:' Nein einen Steißpatienten nicht, weil sonst sitzen sie im Wagerl' (Anm.: Rollstuhl)".

Doch das AMS lässt seine Begründung nicht durchgehen und versucht ihn immer wieder zu vermitteln. Das stößt Harald bitter auf: "Sie wollen mich in ein Büro hineindrängen. Das schaffe ich nicht mehr. Ich kann nicht mal meine Privatsachen erledigen ohne Heimhilfe", sagt er im Gespräch mit "Heute".

>> Im Video: Harald erzählt von seiner Arbeitsunfähigkeit

AMS zwingt ihn weiterhin zur Jobsuche

Harald ist nun auf die Notstandshilfe angewiesen und kommt mit dem Geld kaum aus. Wegen seines Bandscheibenvorfalls muss er regelmäßig zur Therapie: "Das ist sehr kostspielig. Mit der Notstandshilfe, die man vom AMS kriegt, schafft man es nicht."

Dazu kommt, dass er sich vom Arbeitsmarktservice "hängen gelassen" fühlt. All seine Bemühungen, zur Invaliditätspension zugelassen zu werden, sind gescheitert. Damit würde er rund 1.300 Euro monatlich bekommen, es wäre leichter seine teure Therapie zu bezahlen. Stattdessen soll er weiter nach einem Job suchen.

Ab wann ist man berufsunfähig?

Als invalid bzw. berufsunfähig gelten laut AMS versicherte Personen, "deren Arbeitsfähigkeit infolge ihres körperlichen oder geistigen Zustandes auf weniger als die Hälfte derjenigen eines körperlich und geistig gesunden Versicherten von ähnlicher Ausbildung und gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten herabgesunken ist".

Das Arbeitsmarktservice ist offensichtlich nicht der Meinung, dass dies bei Harald der Fall ist. Er bekommt weiterhin Büro-Jobs vermittelt.

Auf den Punkt gebracht

  • Harald, ein ehemaliger Krankenpfleger, der seit einem Bandscheibenvorfall auf Krücken angewiesen ist, kämpft vergeblich um die Anerkennung seiner Invaliditätspension
  • Trotz seiner offensichtlichen Arbeitsunfähigkeit drängt das Arbeitsmarktservice (AMS) ihn weiterhin zur Jobsuche und vermittelt ihm Büro-Jobs, was ihn in eine schwierige finanzielle Lage bringt, da er auf die unzureichende Notstandshilfe angewiesen ist
AF
Akt.
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