Gesundheit

So wichtig ist deine Blutgruppe bei Corona wirklich

Weltweit wird geforscht, welche Ursachen eine Covid-19-Infektion begünstigen. Welchen Einfluss die Blutgruppe hat, zeigt ein Studie aus Graz.

Christine Scharfetter
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Blutproben bei der Analyse auf eine Corona-Infektion (Archivfoto)
Blutproben bei der Analyse auf eine Corona-Infektion (Archivfoto)
Getty Images

Warum infizieren sich manche Menschen mehrmals mit dem Coronavirus und andere bis heute gar nicht? Eine Frage, der nun auch Wissenschaftler der MedUni Graz auf den Grund gegangen sind. Das Team rund um Eva Maria Matzhold und Thomas Wagner von der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin hat den möglichen Zusammenhang zwischen verschiedenen Blutgruppen und der Wahrscheinlichkeit einer COVID-19 Infektion untersucht.

Das Ergebnis: Menschen mit einer ganz bestimmten Blutgruppe erkranken seltener an Covid-19 als andere. Damit bestätigen die Forscher auch vergleichbare Studien aus China und Europa.

Wer ein niedrigeres Erkrankungsrisiko hat

Für die retrospektive Fall-Kontroll-Studie hatten die Grazer Wissenschaftler Daten von 399 Covid-19-Patienten ausgewertet, die wegen der Krankheit stationär behandelt werden mussten. "Als Vergleichskontrolle für die 'normale' Blutgruppenverteilung in der Steiermark dienen die VollblutspenderInnen (250.298) des Blutspendedienstes ÖRK Landesverband Steiermark", beschreibt Wagner den Aufbau der Studie. 

In der Studie berücksichtigten die Forschenden auch die Verteilung und Häufigkeit der einzelnen Blutgruppen. Die Auswertung der Datengrundlage zeigte eine ganz klare Tendenz: Personen mit der Blutgruppe 0 haben eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu erkranken – wenn auch nur statistisch.

"Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 eine statistisch signifikant geringere Wahrscheinlichkeit haben, an Covid-19 zu erkranken, als Menschen mit der Blutgruppe A, B oder AB." Die Blutgruppe AB hingegen wurde bei Infizierten und an Covid-19 erkrankten Menschen signifikant häufiger festgestellt.

Blutgruppe 0 ist kein Freibrief

Ein Freibrief sei die Blutgruppe 0 deshalb jedoch keiner, warnen die Grazer Forscher. Der Schweregrad der Covid-19-Erkrankung bleibe von der AB0 Blutgruppe unbeeinflusst. Das bedeute, dass die Erkrankung bei Menschen mit Blutgruppe 0 nicht leichter verlaufe als bei Menschen mit Blutgruppe AB. Eine AB0 Blutgruppenbestimmung sollte aktuell also nicht als prognostischer Marker für den Verlauf von COVID-19 herangezogen werden.

Deshalb haben manche ein höheres Infektionsrisiko

Doch woran liegt es, dass Menschen mit einer bestimmten Blutgruppe sich seltener mit SARS-CoV-2 infizieren? Auch dieser Frage beantwortete man an der MedUni Graz: 

Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sind ringförmige Zellen, die Sauerstoff und Kohlendioxid durch die Blutbahnen tragen. Die "Hülle" der roten Blutkörperchen nennt sich "Membran". In dieser Membran stecken viele unterschiedliche Kohlenhydrate (Zucker) und Eiweiße. Diese verleihen den roten Blutkörperchen eine bestimmte Oberflächenstruktur, sie werden auch "Antigene" genannt. Die "Blutgruppen-Kohlenhydrate" A und B sind ebenfalls solche Antigene. Für die ABO-Blutgruppe unterscheidet man die Eigenschaft A, B, AB und 0.

Blutkörperchen an Zellaufnahme von Pathogenen beteiligt

Menschen mit der Blutgruppe 0 haben keines dieser genannten Blutgruppenantigene auf der Oberfläche ihrer roten Blutkörperchen. Bei Menschen mit der Blutgruppe "AB" sind beide Kohlenhydrate (A und B) in der Erythrozytenmembran enthalten. Bei Blutgruppe A ist nur das Antigen A vorhanden, bei der Blutgruppe B nur das Antigen B.

Es ist bekannt, dass die Zucker-Strukturen, wie sie im AB0 Blutgruppensystem an der Zelloberfläche der roten Blutkörperchen, aber auch in Geweben der Atmungsorgane und des Gastrointestinaltraktes ausgeprägt sind, nicht nur bei der Blutgruppen Erkennung von Antikörpern, sondern auch bei der Erkennung von Mikroorganismen eine Rolle spielen. "Pathogene, wie Bakterien oder Viren, können dabei selektiv an Blutgruppenstrukturen binden und die Besiedelung des betroffenen Gewebes, oder die Aufnahme in die Zellen beeinflussen", erklärt Matzhold.