Politik
Blackout-Bericht nennt auch Abschaltung ganzer Gebiete
Auf 266 Seiten schildert die Publikation "Risikobild 2023" die größten Gefahren für Österreich. Dem Thema Blackout ist ein eigener Absatz gewidmet.
"Der Krieg in und um Europa macht auch deutlich, dass eine gut aufgestellte Landesverteidigung für einen neutralen Staat von existenzieller Bedeutung ist. Neben hybriden Bedrohungen hat nun auch wieder die konventionelle Kriegsführung an Bedeutung gewonnen. Es bedarf einer Rückbesinnung zum militärischen Schutz der österreichischen Souveränität gegen konventionell agierende Kräfte", ließ Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bei der Präsentation der neuen Publikation "Risikobild 2023: Krieg um Europa" am Freitag wissen.
„"Unwahrscheinlicher Extremfall, der unvorhergesehen und in Folge eines zeitgleichen Aufeinandertreffens weiterer systemschwächender Ereignisse wie Störungen in Kraftwerken oder Netzen eintritt"“
Das Verteidigungsministerium "beurteilt die Ausweitung des Ukraine-Krieges als die größte Bedrohung Österreich und Europas. Mit dieser Bedrohung hängt direkt zusammen: eine Zunahme der Migration, die weitere Konfrontation Russlands mit der EU, eine Verschärfung der Energiekrise, die Störung der Lieferketten, Stagflation und insgesamt eine nicht absehbare Eskalation des Krieges", hieß es weiter. Wurden im Jahr 2019 noch 25 Bedrohungen erkannt, wurden für heuer 73 Bedrohungen analysiert. "Die Welt ist noch instabiler geworden", so das Ministerium.
Ein eigener Abschnitt beschäftigt sich im "Risikobild" auch mit dem Thema Blackout. "Ein Blackout ist aus Sicht der technischen Expertinnen und Experten dennoch ein unwahrscheinlicher Extremfall, der unvorhergesehen und in Folge eines zeitgleichen Aufeinandertreffens weiterer systemschwächender Ereignisse wie Störungen in Kraftwerken oder Netzen eintritt. Ein Blackout ist definitionsgemäß ein großflächiger, überregionaler Stromausfall und praktisch unabhängig von der Dauer", heißt es da. Es gebe "zahlreiche nationale und internationale Sicherheitsmechanismen und Prozesse" dagegen.
„"Österreich benötigt über bestimmte Zeiträume Stromimporte für eine Vollversorgung"“
Aber es heißt auch im Zusammenhang mit Energiesorgen rund um den Ukraine-Krieg: "Analysen zu verschiedenen zukünftigen Verknappungsszenarien auf Basis von Methoden mit Wahrscheinlichkeitsfunktionen als auch Lastdeckungsuntersuchungen der Vergangenheit zeigen, dass Österreich über bestimmte Zeiträume Stromimporte für eine Vollversorgung benötigt. Dies gilt auch für den Fall einer uneingeschränkten Gasversorgung für die Gaskraftwerke, in Österreich sind hier aktuell mehr als 4000 MW elektrischer Leistung installiert."
Eine elektrische Vollversorgung Österreichs hänge "demnach einerseits von den Exportmöglichkeiten des Auslands ab, die aus unterschiedlichen Gründen wie Kohle-Embargo, Gasmangellage, Trockenheit oder AKW-Sicherheitsbedenken eingeschränkt sein könnten. Andererseits sind die Importmöglichkeiten für Strom durch die begrenzten Kapazitäten im österreichischen Stromübertragungsnetz limitiert". Die Eintrittswahrscheinlichkeit und das mögliche Ausmaß einer nationalen Strommangellage würden auch von Faktoren wie Gas-Verfügbarkeit, Wetter und selbst Heizlüftern abhängen.
„"Im Falle von Flächenabschaltungen ist die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit oberstes Gebot"“
"In Österreich wurde dazu das Energielenkungsgesetz geschaffen, in dem der rechtliche Rahmen für notwendige Maßnahmen geschaffen wurde, um im Ernstfall ein Blackout zu verhindern", heißt es weiter. Und diese Maßnahmen könnten auch bedeuten, dass ganze Viertel, Regionen, Bezirke oder Ort und Städte komplett vom Netz genommen werden. Das liest sich so: "Die entsprechenden Maßnahmen reichen von allgemeinen Sparaufrufen über Leistungsbeschränkungen für Kundengruppen bis hin zum vorübergehenden Ausschluss vom Bezug elektrischer Energie, was eine zeitweilige Abschaltung bestimmter Endverbraucherinnen und -verbraucher oder ganzer Netzgebiete ('Flächenabschaltung') bedeuten würde."
"Im Falle von Flächenabschaltungen ist die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit oberstes Gebot", heißt es weiter. "Dabei ist ein massiver Bedarf an Einsatzkräften an verschiedenen Orten zu erwarten, die schnell an ihre Grenzen kommen könnten. Die Polizeikräfte des Bundesministeriums für Inneres benötigen dann voraussichtlich die Unterstützung des österreichischen Bundesheeres, was die Bedeutung des Bundesministeriums für Landesverteidigung vor allem in solchen Situationen unterstreicht". Und: "Die Netze werden immer stärker bis zu ihren Sicherheitsgrenzen belastet, was häufig zu Notmaßnahmen führt." Die Herausforderungen beim Netzausbau würden "noch immer massiv unterschätzt".