Signa-Pleite
"Benko ist gebrochener Mann" – Vertraute packen aus
René Benko sei der Erfolg zu Kopf gestiegen, er habe "die Bodenhaftung verloren", sagen Ex-Mitarbeiter. Umso tiefer jetzt der Absturz...
Von Milliardenpleitier René Benko ist seit Beginn des Insolvenzreigens in seiner Signa-Gruppe Ende November 2023 kein Ton zu hören. Wo sich der Tiroler aufhält, ist unklar. In Innsbruck, am Gardasee, immer wieder auch in Wien – Genaues ist nicht bekannt. In Wien wurde er beim Betreten der Signa-Zentrale auf der Freyung gesehen – "Heute" berichtete". Er soll auch gelegentlich in "seinem" Park Hyatt Hotel in "seinem" Goldenen Quartier in der Wiener Innenstadt gefrühstückt haben.
"Bodenhaftung verloren"
Dass das Zerbröseln seines Lebenswerks nicht spurlos an dem 46-Jährigen vorbei geht, liegt auf der Hand. Enge Vertraute, die anonym bleiben wollen, berichten gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" von einem "gebrochenen Mann". In ihrer Darstellung ist Benko sein jahrelanger Erfolg mit großen Immobilien-Deals zu Kopf gestiegen, er habe "die Bodenhaftung verloren".
"Er glaubte plötzlich, er kenne sich überall aus, er könne alles zu Gold machen", so ein langjähriger Mitarbeiter im Gespräch mit der Zeitung.
Nach dem Einstieg in den Handel (Übernahme von Karstadt Kaufhof, KaDeWe, Kika/Leiner) und auch in den Medienbereich ("Kronen Zeitung", "Kurier") habe sich der Weg vom Mann mit vermeintlich goldenem Händchen, der einen ultraluxuriösen Lebensstil auf Signa-Kosten pflegte, zum Rekord-Pleitier ergeben.
„Er glaubte plötzlich, er kenne sich überall aus, er könne alles zu Gold machen“
Benko hatte alles, was ein Leben in Glamour und Luxus nach außen hin ausmacht – vom Flugzeug bis zum herrschaftlichen und luxuriösen Anwesen in Sirmione am Gardasee samt Hubschrauberlandeplatz, von den Chalets in Lech bis zur Villa in Innsbruck-Igls, Personal inklusive.
Früher ließen sich Politiker von Ex-Kanzler Sebastian Kurz abwärts sehr gerne mit Benko ablichten. Kurz nahm in seiner Kanzlerzeit Benko sogar mit in den arabischen Raum, etwa in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) anno 2019, um Investorengespräche zu führen. Der damalige Kanzler Kurz und der damalige Justizminister Josef Moser (beide ÖVP) sollen Ende 2017 in den Kika/Leiner-Kauf der Signa samt dem Leiner-Gebäude in der Mariahilfer Straße eingebunden gewesen sein, das vorerst als geplantes Luxuskaufhaus Lamarr nun einmal als Rohbau dasteht und auf Eis liegt.
Alle Fotos – das Netzwerk des René Benko
Größte Pleite Österreichs
Die Pleiten im Firmen-Geflecht Benkos sorgen für Verbindlichkeiten im zweistelligen Milliardenbereich. Es handelt sich um die mit Abstand größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
René Benko dürfte jedenfalls de facto bis zuletzt der Geschäftsführer der Signa gewesen sein, auch wenn er das nach außen hin zu verschleiern versuchte. Benko habe "die Zügel in der Hand gehabt" und seine Mitarbeiter und seine Geschäftsführer angewiesen. "Da sollte er sich auch nicht drücken in meinen Augen", sagte kürzlich Unternehmer und Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner. Mit einer faktischen Geschäftsführertätigkeit stehen und fallen mögliche Haftungsfragen für Benko persönlich. Die Finanzprokuratur als Anwältin der Republik Österreich will solche prüfen.
Der wichtige Berater
Laut Weggefährten Benkos sei der deutsch-schweizerische Manager Dieter Berninghaus ein wichtiger Berater Benkos gewesen. Er habe es verstanden, Benko anzutreiben, schreibt die "TT". "Wenn Benko und Berninghaus sich auf eine Strategie verständigt haben, eine Entscheidung getroffen wurde, dann fuhr die Eisenbahn drüber. Da konnte man von außen her nicht mehr entgegenwirken", sagt ein Signa-Mitarbeiter laut "TT".
„"Wenn Benko und Berninghaus sich auf eine Strategie verständigt haben, eine Entscheidung getroffen wurde, dann fuhr die Eisenbahn drüber. Da konnte man von außen her nicht mehr entgegenwirken“
Der 58-jährige Berninghaus war früher unter anderem für die Handelskonzerne Migros und Rewe tätig und berät seit einigen Jahren den Signa-Konzern. Er habe aber nie eine operative Tätigkeit als Geschäftsführer oder in einem Aufsichtsrat von Signa-Gesellschaften ausgeführt, lässt sein Sprecher wissen. Berninghaus lebt in der Schweiz und hat laut den Angaben des Sprechers stets von dort aus gearbeitet. Nur vorübergehend habe er sich in den USA aufgehalten und sei wieder zurück.