Signa-Investor im ORF
"Benko hat einen Großteil seines Vermögens verloren"
Am Mittwoch meldete die nächste Signa-Firma von René Benko Insolvenz an. Der Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner packt zur Causa im TV aus.
Die ersten Objekte des Signa-Büroinventars wurden versteigert, Milliarden-Pleitier René Benko wurde am Mittwoch nach wochenlangem Tauchgang erstmals wieder in der Wiener Signa-Zentrale gesichtet und verzweifelt wird versucht, neues Geld für die Fortführung der strauchelnden Signa Holding und der beiden größten Töchter Signa Prime und Signa Development aufzustellen. Das ist das große Ziel – damit es nicht doch noch zum Konkurs und großen Abverkauf der Top-Immobilien zu Spottpreisen kommt. Zwischen 300 und 500 Millionen Euro werden in den nächsten Monaten gebraucht, ist zu hören. Nächster Pleite-Hammer! Am Mittwoch meldete der KSV1870 ein Konkursverfahren über die nächste Benko-Gesellschaft, die Signa SFS Austria: vier Dienstnehmer, 24 Gläubiger, 23,3 Millionen Euro Passiva.
Wie es mit der Insolvenz weitergehen soll, das wurde am späten Mittwochabend der Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner – der Benko zum Rücktritt aus der Signa gedrängt und bekundet hatte, grundsätzlich Geld in die Signa nachschießen zu wollen – von ORF-Moderator Armin Wolf in der "ZIB2" gefragt. Vor wenigen Monaten 27 Milliarden Euro wert, versteigert die Signa nmun Klobesen. "Das fragen sich viele", so Haselsteiner dazu, wie es soweit kommen konnte. "Ich glaube, die Signa ist wie die ganze Branche, aber an prominenterer Position in einen Strudel geraten", so Haselsteiner. Die Signa-Pleite sei zwar die größte, "wird aber nicht die einzige sein". Die Immobilienbranche sei "abhängig von der Finanzierung" und die Zinslandschaft habe sich so radikal und schnell verändert, dass man sich nur schwer umstellen konnte. Hinzu kommen "hausgemachte Probleme", die man hätte vermeiden können, so Haselsteiner.
"Benko hat einen Großteil seines Vermögens verloren"
Zumindest 150 Millionen Euro brauche es zur Fortführung der Signa-Prime, "das interessiert mich nur am Rande", so Haselsteiner, denn an Prime sei er nicht beteiligt. Bei der Signa Development hingegen habe er seine "grundsätzliche Bereitschaft" erklärt, "mitzuwirken". Er glaube an ein "geordnetes Verfahren", mit dem "der Schaden minimiert werden" könne. 25 Millionen Euro sei die Obergrenze, die er zuschießen wolle, die müssten von der Gläubigerversammlung abgerufen werden und müssten dann auch genug sein, so der Investor. "Benko hat einen Großteil seines Vermögens verloren", platzte es schließlich aus Haselsteiner heraus.
Das Private bei Benko wolle er "privat lassen", ob Benko aber überhaupt Kapital zur Signa-Rettung zuschießen könne, sei unklar, so Haselsteiner. Die Gläubiger seien "überschaubar", so der Signa-Investor, wenn die Abwicklung auf Linie sei, müssten diese "überschaubare Verluste" hinnehmen. "Keiner wird sich darüber beklagen, oder man muss sich selbst an der Nase nehmen", erklärte Haselsteiner dazu, dass die größten Verluste zwar extrem hoch seien, aber Großinvestoren treffen würden, die sinngemäß das Risiko gekannt hätten. Bei den Kleinanlegern wolle auch Haselsteiner selbst frisches Kapital zuschießen, um deren Verluste zu minimieren.
"Benko ist desparat und er kämpft um seine Haltung"
"Er ist desperat und er kämpft um eine Haltung", so Haselsteiner, "mehr kann ich dazu nicht sagen". Benko nehme jedenfalls "die Sache ernst", er "ist aber auch ein großer Verlierer in der Sache, das darf man nicht vergessen". Haselsteiners Erwartungshaltung sei nun, dass sich auch der seit Wochen mehr oder minder abgetauchte Benko an der Rettung und Schadensminimierung beteilige, hieß es. Warum hätten Eigentümer und Aufsichtsräte nur zugeschaut? "Das ist vielleicht eines der Themen, das noch auf Aufklärung wartet", so Haselsteiner auch dazu, dass am Papier alleine Reisekosten von fünf Millionen Euro bei Benko aufleuchten würden. "Die mangelnde Bescheidenheit des René Benko" sei "ein wesentlicher Teil" davon, welches Bild er in der Öffentlichkeit abgebe, so der Investor.
Das sei nun auch Benkos Verantwortlichkeit, so Haselsteiner. Warum stoppe man das Jetset-Leben von Benko in der Pleite nun nicht? "Solange der Insolvenzbeauftragte das duldet", so Haselsteiner, werde nicht eingegriffen – und er wisse auch nicht, wann Miteigentümer "entfernt" werden könnten, "das überlasse ich den Experten". Beim Kaufhaus Lamarr ging Haselsteiner davon aus, dass die thailändischen Mitinvestoren "das Interesse aufrechterhalten werden". Er wolle jedenfalls "Schnäppchenjäger und Aasgeier" fernhalten, sondern die "Werte erhalten", soweit es "die Märkte hergeben". Schnäppchenjäger seien übrigens sicher auch schon bei den Kurier- und Krone-Anteilen im Besitz der Holding unterwegs, so Haselsteiner. Und wie viel Geld hat er inzwischen selbst bei der Benko-Pleite versenkt? "Das wollen Sie gar nicht wissen und wir machen keinen Striptease", so Haselsteiner zu Moderator Wolf.
Um Villa tobt ein Streit, nur ein Luxus-Anwesen bleibt (vorerst)
Zum Hintergrund: In der Signa Prime sind die wertvollsten Immobilien und Projekte gebündelt, vom Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin, die Nobel-Shoppingmeile Goldenes Quartier in Wien, das Hotel Bauer in Venedig, der Hamburger Elbtower – letzteres Prestige-Bauprojekt musste kürzlich allerdings in halbfertigem Zustand wie so viele andere (darunter das große Umbauvorhaben Alte Akademie München) ebenfalls Insolvenz anmelden. In der Benko-Prunk-Villa nahe Innsbruck, die er auf dem Areal des ehemaligen Schlosshotels Igls für sich und seine Familie errichten ließ – inklusive eines Nachbaus der berühmten Blauen Grotte von Capri im Wellness-Paradies im Untergeschoß – hatte Benko zuletzt seinen Hauptwohnsitz. Dem Vernehmen nach wohnt er nun aber nicht mehr dort.
Möglich, dass das damit zusammenhängt, dass das Anwesen an die Signa Holding vermietet war und Benko es nach der Insolvenz vielleicht nicht mehr nutzen darf. Um diese Benko-Villa tobt darüber hinaus ein Streit um Steuerforderungen in Höhe von rund 12 Millionen Euro; die Republik Österreich hat das Haus gepfändet. Möglich, dass die Benkos nun wieder in ihrem früheren Innsbrucker Haus wohnen. Außerdem verfügt Benko über seine Privatstiftung Laura über eine große Anzahl an Häusern in Innsbruck, wie "profil" berichtete. Noch in Benko-Händen dürfte ein Nobel-Anwesen am Gardasee – die Villa Ansaldi in Sirmione – sein. Das schlossähnliche Gebäude gehört zum Signa-Imperium (wird offiziell als italienische Signa-Repräsentanz geführt) und steht in einem riesigen Park, ein großer Pool reicht bis ans Seeufer.