Etwas löchrige Blätter – und schon heißt es: raus aus den Regalen! Dabei ist der eigentlich wichtige Teil die rosarote Kugel unten dran. Richtig erraten: Es geht um die Radieschen. Ein Gemüse, das seit über 100 Jahren auch in Österreich wächst und gedeiht. Doch im Handel findet man zunehmend ausländische Importware.
Wie die "Salzburger Nachrichten" berichten, hat das gleich mehrere Gründe. Im Smoothie-Hype landet auch das nährstoffreiche Grün mit im Mixer, weshalb die in Österreich ohnehin schon strengen Rückstandsobergrenzen von Pflanzenschutzmitteln auch darauf ausgeweitet wurden.
Das Problem: Die wenigen erlaubten Mittel wirken ab einer Temperatur von 25 Grad nicht mehr. Der Klimawandel verschärft die Lage. Schädlinge wie Erdfloh oder Kohlfliege stechen das Blatt an, sorgen für rein optische Makel. Für die Kunden trotzdem oft Grund genug, die Finger davonzulassen.
Nach einigem Durchwurschteln ist die Lage im Handel nun völlig eskaliert, schildert Ewald Mayr, Obmann der oberösterreichischen Gemüsebauern, den "SN". Radieschen aus Österreich seien für den Sommer teils komplett ausgelistet worden, werden nicht mehr angenommen. Ausnahme: Bio-Radieschen und Snack-Radieschen, die bereits gerupft und in Plastik verpackt in die Regale kommen.
Betroffen von diesem Problem sind aber alle Kreuzblütler, erläutert Mayr, also auch Brokkoli, Karfiol und Kraut. Den Vorzug erhält makellose Ware aus Italien oder Deutschland, wo mehr Pflanzenschutzmittel erlaubt sind.
Weil in den vergangenen zehn Jahren hierzulande rund zwei Drittel der Mittel verboten wurden, stehen die Bauern mittlerweile mit dem Rücken zur Wand, alarmiert auch Helmut Feitzlmayr, Pflanzenbauexperte der Landwirtschaftskammer. Als Folge ging etwa die Apfel-Produktion um die Hälfte zurück. Um die Selbstversorgung nicht zu gefährden, brauche es eine EU-weite Kurskorrektur.