Gesundheit
Autopsie eines 5-Jährigen zeigt: So gefährlich ist PIMS
Der 5-Jährige hatte sich ein Monat zuvor mit Corona infiziert und wurde wegen häufigem Erbrechen ins Spital eingeliefert. Er starb 36 Tage später.
PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) ist eine seltene, jedoch schwere Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Betroffene leiden aufgrund heftiger Entzündungen beispielsweise an starken Bauchschmerzen und anhaltendem Fieber. Das Syndrom gilt als sehr seltene Folge einer durchgemachten Corona-Infektion. Die Ursache ist bislang nicht restlos geklärt. Ärzte vermuten eine fehlgeleitete, überschießende Immunreaktion im gesamten Körper.
PIMS äußert sich in der Regel zwei bis acht Wochen nach einer Corona-Infektion bei Kindern. Häufig zeigen sich Hautausschläge und/oder entzündete Schleimhäute im Mund und/oder Rachen. Oftmals sind bei PIMS die Lymphknoten geschwollen. Betroffene leiden an Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen, Übelkeit, Durchfall und/oder Bauchschmerzen.
Gemessen am gesamten Coronavirus-Infektionsgeschehen unter Kindern, ist PIMS sehr selten, trotzdem droht unbehandelt ein lebensgefährlicher Krankheitsverlauf, unter ärztlicher Behandlung besteht eine sehr gute Heilungschance. Etwa fünf Prozent der betroffenen Kinder entwickeln jedoch Folgeschäden, vor allem am Herz-Kreislauf-System. In sehr seltenen, schweren Fällen kann PIMS zu Multiorganversagen und Tod führen. Die Coronavirus-Impfungen senken das Risiko, an PIMS zu erkranken, deutlich.
Coronavirus in mehreren Organen
Die Autopsie kann eine besonders wichtige Rolle für das Verständnis der Krankheitsentwicklung von PIMS spielen. Bislang wurden weltweit jedoch nur fünf Autopsie-Studien von an PIMS verstorbenen Kindern durchgeführt. Der neue Fallbericht über die Erkrankung und den Tod eines 5-jährigen Buben, der ein Monat nach seiner Corona-Infektion mit häufigem Erbrechen ins Spital eingeliefert wurde, beschreibt die erste Autopsie von einem PIMS-Patienten aus Asien. Auf der Intensivstation wurde bei dem Kind eine Verdickung des Herzmuskels festgestellt, trotz der immunsuppressiven Behandlung entwickelte er einen Schock und starb 36 Tage nach der Spitalsaufnahme. Hier die Studie nachlesen.
Bei der Autopsie wurde keine Multiorganentzündung festgestellt, was bedeutet, dass das PIMS auf die Behandlung angesprochen hatte. Allerdings traten ein Schimmelpilzbefall der Lunge und anderer Organe auf, sowie eine Reaktivierung des Cytomegalovirus, was auf die Immunsuppression zurückzuführen war. Das SARS-COV-2-Virus wurde in mehreren Organen des Jungen nachgewiesen. "Soweit wir wissen, ist dies der erste Bericht über die Autopsie eines PIMS-Patienten aus Asien und der erste Bericht über einen Schimmelpilzbefall bei PIMS", schreiben die Forscher.
Die Cytomegalovirus-Infektion (CMV) ist eine Erkrankung, die üblicherweise die Atemwege befällt. Das Cytomegalovirus ist ein häufiges Virus, das bei gesunden Menschen normalerweise nicht zu Symptomen führt. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können jedoch schwer erkranken, wenn sie mit dem Cytomegalovirus infiziert werden.
Cytomegalovirus-Infektionen sind sehr häufig. Fast jeder wird an irgendeinem Punkt in seinem Leben mit dem Cytomegalovirus infiziert, gewöhnlich im Kindesalter. Das Virus bleibt nach einer Infektion im Körper und kann wieder aktiv werden, wenn das Immunsystem geschwächt wird.
"Obwohl PIMS im Allgemeinen als postinfektiöse Hyperimmunreaktion angesehen wird, ist das Bestehenbleiben von SARS-COV-2 ein Merkmal bei allen Autopsien von PIMS-Patienten, über die bisher berichtet wurde, was auf eine mögliche Rolle bei der Entstehung und Entwicklung der Krankheit hindeutet, zumindest in tödlichen Fällen", so die Wissenschaftler abschließend.